Die Finanzierungskrise bei Strenesse ist vorerst zu Ende. Die Gläubiger der Mittelstandsanleihe über 12 Millionen Euro stimmten dem Wunsch des Managements zu, die Laufzeit des Papiers um drei Jahre bis März 2017 zu verlängern. Zusätzliche Sicherheiten wurden ihnen dafür vom Unternehmen nicht eingeräumt. Zum gemeinsamen Vertreter der Anleihegläubiger wurde Frank Günther von One Square Advisors bestellt.
Die Gläubigerversammlung dauerte neun Stunden und ging erst am späten Donnerstagabend zu Ende. Mit der Anwesenheit von 53 Prozent des Anleihekapitals wurde das Mindestquorum knapp erreicht, 96 Prozent von ihnen votierten für die Fristverlängerung. Die akute Insolvenzgefahr ist damit abgewendet, die Zinszahlung am 15. März scheint gesichert zu sein.
Für einen echten Befreiungsschlag genügen die Zugeständnisse der Bondgläubiger jedoch nicht. Das zeigen die bitteren, vom Management bei der Gläubigerversammlung präsentierten Zahlen: Das Geschäftsjahr 2012/13 verlief schlecht, das laufende Geschäftsjahr 2013/14 ist ein Desaster. Ging der Umsatz im vergangenen Jahr schon um 10 Prozent auf 59 Millionen Euro zurück – bei einer schwarzen Null auf Ebitda-Basis –, wird der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr um weitere 25 Prozent auf 44,2 Millionen Euro einbrechen. Das Ebitda dürfte mit knapp 4,9 Millionen Euro tiefrot sein.
Strenesse verbrennt das gesamte Eigenkapital
Die Bilanz wird dadurch regelrecht zerschmettert: Durch die hohen Verluste und zusätzlich auflaufende Wertberichtigungen, die den Nettoverlust sogar auf 8 Millionen Euro hochtreiben, wird das wirtschaftliche Eigenkapital vollständig verbrannt – die wirtschaftliche Eigenkapitalquote wird in der Bilanz per Ende März 2014 von 32 Prozent im Vorjahr auf minus 14 Prozent abstürzen.
Die WP-Gesellschaft Ebner Stolz stellt Strenesse zwar eine positive Fortführungsprognose aus, allerdings nur mit erheblichen Einschränkungen: „Voraussetzung ist neben der umgehenden Verlängerung der bestehenden Finanzierungen und der Umsetzung des Restrukturierungskonzepts die Stärkung des Eigenkapitals um 10 Millionen Euro.“
Das Ende von Strenesse als Familienunternehmen?
Dies könnte das Ende von Strenesse als Familienunternehmen einläuten, denn wer immer diese Summe in das Modeunternehmen einschießen wird, dürfte die Mehrheit übernehmen. Von der Eigentümerfamilie Strehle gingen in der Vergangenheit wenig Signale aus, dass die Familie willens beziehungsweise dazu in der Lage sei, frisches Eigenkapital bereitzustellen.
Hinzu kommt, dass nach der im Streit erfolgten Scheidung von Gerd und Gabriele Strehle die Eigentümer untereinander zerstritten sind. CEO Luca Strehle, der sich der Verantwortung gestellt hat und um das Überleben der Firma kämpft, hält nicht einmal 6 Prozent der Strenesse-Anteile. „Es gibt Kontakte zu einem Investor“, sagte Strehle am Rande der Gläubigerversammlung, ohne weiter ins Detail zu gehen.
Doch selbst die Verlängerung der Mittelstandsanleihe, das Stillhalten der Mezzanine-Investoren um die BayBG, die 4,8 Millionen Euro im Feuer haben (und zuletzt gleichrangig zu den Bondgläubigern gestellt wurden) sowie eine Eigenkapitalspritze von 10 Millionen Euro würden laut Ebner Stolz nicht ausreichen, um Strenesse zu retten. „Strenesse muss kurzfristig prüfen, inwieweit Verlustbringer der Organisation eliminiert werden können“, mahnt Ebner Stolz. „Dazu gehören die Tochtergesellschaften in den USA und Italien sowie chronisch defizitäre Shops und Outlets. Weiterhin muss Strenesse das Ausgabeverhalten insbesondere im Bereich imagebildender Maßnahmen disziplinieren.“
Kein positiver Cashflow vor 2016/17 erwartet
Die Geschäftsprognosen für die nächsten Jahre sind ähnlich düster wie die für das laufende Geschäftsjahr. Im Base-Case-Szenario erholt sich der Umsatz in den nächsten Jahren nur langsam auf 49 Millionen Euro im Jahr 2016/17, die Ebitda-Marge wird bis dahin sukzessive wieder in Richtung 10 Prozent ansteigen.
Einen positiven Cashflow wird es vor 2016/17 aber kaum geben, befürchtet Strenesse-CFO Gerhard Geuder. Das wirtschaftliche Eigenkapital bliebe damit stark negativ, die Unterdeckung würde sich sogar noch von 6,9 auf 8,9 Millionen Euro ausweiten. Das bedeutet, dass die Anleihegläubiger darauf setzen, dass die Anleihe im Verlängerungszeitraum aus der Substanz bedient wird.
Das Management plant hingegen mit etwas besseren Zahlen: Für 2016/17 hoffen Strehle und Geuder auf 62 Millionen Euro Umsatz und ein Ebitda von 7,3 Millionen.
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