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Telefónica Deutschland sichert sich 450 Millionen Euro

Telefónica Deutschland-CFO Rachel Empey sichert sich 450 Millionen Euro.
Telefónica Deutschland

Bei Telefónica Deutschland geht es in Sachen Finanzierung zurzeit Schlag auf Schlag: Erst Ende März hat der Telekommunikationskonzern den ersten Konsortialkredit seiner Geschichte in Höhe von 750 Millionen abgeschlossen. Jetzt hat Finanzchefin Rachel Empey Telefónica Deutschland ein Darlehen in Höhe von 450 Millionen Euro gesichert.

Bei der neuesten Finanzierung  handelt es sich um einen Förderkredit der Europäischen Investitionsbank (EIB). Der Kredit hat eine Laufzeit von acht Jahren. Es ist der erste EIB-Kredit von Telefónica Deutschland. Details zu Kreditkonditionen, Zinsen oder Tranchen wollte Telefónica Deutschland auf FINANCE-Anfrage nicht benennen. Nur so viel: „Entsprechend der Policy der EIB wird üblicherweise ein Teil des ratingbedingten Refinanzierungsvorteils der EIB an den Kreditnehmer weitergegeben. Auch im Hinblick auf die Flexibilität der Ziehungen bietet der Kredit Vorteile gegenüber vergleichbaren Kapitalmarktinstrumenten“, hieß es aus dem Unternehmen.

Der Förderkredit soll in die Konsolidierung, Modernisierung und Erweiterung des Mobilfunknetzes fließen. „Durch das Darlehen der EIB gewinnen wir für eines unserer wichtigsten strategischen Projekte, den flächendeckenden Ausbau des mobilen Breitbandnetzes, einen langfristig orientierten, verlässlichen Finanzierungspartner“, sagt Albert Graf, Director Corporate Finance bei Telefónica Deutschland. Da die Kredite der EIB projektgebunden sind, darf CFO Rachel Empey das Geld tatsächlich nur für Investitionen in das Mobilfunknetz nutzen.

Telefónica Deutschland nutzt EIB-Kredit für Netzausbau

Telefónica Deutschland will die Mittel für die Konsolidierung, Modernisierung und Erweiterung des Mobilfunknetzes nach der Akquisition der E-Plus Gruppe nutzen. Ein Förderkredit der EIB kann sich positiv auf das Ansehen eines Unternehmens auswirken. Für gewöhnlich ist es aufwendig und schwierig, ein EIB-Darlehen zu erhalten. Erst kürzlich hatte auch Heidelberger Druckmaschinen einen Kredit von der EIB erhalten, mit 100 Millionen Euro war die Summe aber wesentlich geringer.

CFO Dirk Kaliebe sagte in einem Gespräch mit FINANCE, der Kredit sei ein „Quantensprung“ für den Druckmaschinenhersteller. Bei Heideldruck war der Genehmigungsprozess aufwendig: „Wir haben uns die vergangenen neun Monate intensiv um das EIB-Darlehen bemüht“, sagte Finanzchef Dirk Kaliebe. Eine Expertenkommission habe sich die vorgestellten Projekte angeschaut und auf ihre Rentabilität geprüft – erst danach gab sie grünes Licht. Gegenüber FINANCE sagte Telefónica Deutschland, dass der Umsetzungsaufwand für einen EIB-Kredit im Vergleich zu anderen Finanzierungsinstrumenten nicht unverhältnismäßig hoch gewesen sei.

Telefónica Deutschland hat jetzt ein breites Finanzierungsportfolio

Mit dem EIB-Kredit diversifiziert Telefónica sein Finanzierungsportfolio weiter. 2012 machte sich Telefónica Deutschland mit einem Börsengang ein Stück weit unabhängig von der spanischen Mutter, die mit einem Gesellschafterdarlehen über 1,25 Milliarden Euro zum damaligen Zeitpunkt den zentrale Finanzierungspfeiler der deutschen Tochter stellte.

Seitdem hat Rachel Empey mehrere Finanzierungssäulen aufgebaut und die Abhängigkeit vom Mutterkonzern schrittweise reduziert. 2013 und 2014 hat das Unternehmen Anleihen im Wert von insgesamt 1,1 Milliarden Euro platziert, im November 2013 emittierte Telefónica Deutschland eine Anleihe über 600 Millionen Euro, die bis 2018 läuft. Daneben hat das Unternehmen Schuldscheine und sehr lang laufende Namensschuldverschreibungen in Höhe von 300 Millionen Euro ausstehen. Nach Abschluss des syndizierten Kredits über 750 Millionen Euro zahlte Telefónica Deutschland im Frühjahr die verbliebenen Intercompany-Kredite an die spanische Mutter zurück. Dies reduziert die laufenden Zinskosten. Die Mutter hält als Hautaktionär nach wie vor eine Beteiligung in Höhe von rund 63 Prozent der Anteile an der Telefónica Deutschland.

Mit dem EIB-Darlehen hat Telefónica Deutschland nun eine breite Finanzierungsbasis. Das ist auch notwendig, denn Rachel Empey hat ehrgeizige Ziele für den Telekomkonzern, wie sie in einem Interview mit FINANCE berichtete. Mit den Marken O2 und E-Plus ist das Unternehmen nach eigenen Angaben Deutschlands kundenstärkster Mobilfunkanbieter. Die erhofften Merger-Synergien von 800 Millionen Euro im Jahr sollen das Ertragsniveau von Telefónica Deutschland auf eine neue Ebene heben.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Ein ausführliches Interview mit Telefónica-Deutschland-CFO Rachel Empey finden Sie in der FINANCE-Ausgabe 4/2015, die als epaper hier erhältlich ist.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.