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Werder Bremen legt erste Anleihe auf

Werder Bremen begibt eine Mittelstandsanleihe.

Werder Bremen sammelt erste Erfahrungen am Kapitalmarkt und will eine Mittelstandsanleihe in Höhe von bis zu 30 Millionen Euro begeben. Das hat der Fußballklub am heutigen Montag bekannt gegeben. Der Kupon soll bei mindestens 6 Prozent liegen, die Stückelung bei 1.000 Euro. Das Angebot wird im Mai veröffentlicht. Die Laufzeit von Mittelstandsanleihen beträgt üblicherweise fünf Jahre.

Die Transaktion wird vom Bankhaus Lampe begleitet. Vorab hat sich Werder Bremen schon Zeichnungszusagen von institutionellen Investoren im zweistelligen Millionenbereich gesichert. „Somit besteht eine hervorragende Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Emission“, werben die Bremer.

Werder Bremen braucht frisches Geld wegen Corona

Mit diesem Schritt folgt Werder Bremen dem Vorbild anderer Bundesliga-Vereine wie beispielsweise Schalke, die ebenfalls Mittelstandsanleihen begeben hatten, allerdings schon vor einigen Jahren. Der Anreiz bei Werder Bremen ist auch ein anderer: Der Fußballklub will sich in der Coronakrise Luft zum Atmen verschaffen. Die Mittelstandsanleihe sei „ein Instrument, mit dem wir uns in der jetzigen Situation etwas Beinfreiheit erarbeiten“, sagte Finanzchef Klaus Filbry kürzlich in einem Interview mit „Butenunbinnen“. „Wir wissen ja immer noch nicht, wie die Pandemie-Situation wirklich weiter geht.“ Fehlende Zuschauereinnahmen setzen dem Bundesligisten zu, noch ist unklar, wann wieder Spiele vor Publikum stattfinden können.

In der Saison 2019/2020 ist der Umsatz bei Werder Bremen Medienberichten zufolge von 157 Millionen Euro auf knapp 117 Millionen Euro gesunken, unterm Strich stand ein Rekordminus von über 23 Millionen Euro. Das Eigenkapital sank von 7,6 Millionen Euro auf ein Minus von 16 Millionen Euro. Kurze Abhilfe schaffte sich der Verein mit einem durch eine Landesbürgschaft gesicherten Kredit in Höhe von 20 Millionen Euro. Die Summe plus Zinsen muss in sechs Jahren zurückgezahlt werden. 

Werder Bremen entschied sich gegen Fananleihe

Nun setzt der Klub zusätzlich noch auf das Geld aus der Mittelstandsanleihe. Gegen eine Fananleihe, wie sie andere Vereine haben, hat sich Werder Bremen bewusst entschieden. Man wolle nicht mit den Emotionen der Fans und Kleinanleger spielen, so Finanzchef Filbry gegenüber der F.A.Z. Die Mittelstandsanleihe sei „seriöser und fairer für alle“, sagte er. „Wer Fremdkapital aufnimmt, muss das auch zurückführen. Deshalb haben wir uns ein rigides Kostenmanagement verschrieben.“

Mit dem Geld soll die Liquidität laut Filbry bis zum 30. Juni 2022 für die Bundesliga-Lizenz gesichert werden. Falls eine schnellere wirtschaftliche Erholung gelingt, werde das Geld in Jugendarbeit und datenbasiertes Scouting gesteckt, heißt es. Auch die Spielergehälter sind ein Thema. Die Mannschaft hatte bereits auf einen Teil des Gehalts verzichtet, außerdem wurden die Kaderkosten durch Spielerverkäufe um 9 Prozent reduziert. Filbry kündigte außerdem an, dass weitere Spielerverkäufe diesen Sommer folgen. Aktuell kämpft die Mannschaft um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga. Der Vorsprung vor den Abstiegsplätzen ist auf wenige Punkte geschmolzen.

eva.brendel[at]finance-magazin.de