Die Lage beim insolventen Brühwürfelhersteller Zamek bleibt weiterhin undurchsichtig. Nun wirft der Insolvenzverwalter der Günter Zamek Produktions- und Handelsgesellschaft, Christoph Niering, der ehemaligen Geschäftsleitung vor, sie hätte Gelder aus der 2012 emittierten Mittelstandsanleihe ungesichert an die Tochtergesellschaften weitergegeben. Faktisch hätte sie damit das Geld den Forderungen der Gläubiger entzogen.
Diese Transaktion könnte die früheren Manager des Familienunternehmens noch teuer zu stehen kommen. Im Einzelnen fordert der Insolvenzverwalter rund 39 Millionen Euro von Petra Zamek, die bis Februar 2014 in der Geschäftsführung war, von Michael Krüger, der bis September 2013 in der Geschäftsführung von Zamek war, sowie von dem ehemaligen Geschäftsführer Bernhard Zamek. Niering signalisiert aber Gesprächsbereitschaft: Es sei nicht absehbar, ob die „Verfolgung der Ansprüche gerichtlich im Klageverfahren erfolgen muss“, hieß es in einer Mitteilung. Außerdem sei auch unklar, ob die ehemaligen Geschäftsführer wirtschaftlich überhaupt in der Lage seien, die Zahlungen zu leisten.
Zamek: Verbleib des Anleiheerlöses unklar
Der Düsseldorfer Brühwürfelhersteller hatte im Mai 2012 eine Mittelstandsanleihe im Wert von 35 Millionen Euro und einem Kupon von 7,75 Prozent ausgegeben, die im Februar 2013 nochmal um 10 Millionen Euro aufgestockt wurde. Im Februar 2014 hatte das Amtsgericht Düsseldorf für die Günther Zamek Produktions- und Handelsgesellschaft sowie die drei Töchter Dr. Lange, Zamek Nahrungsmittel und Zamek Nahrungsmittel Dresden das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Es war der erste Ausfall einer Mittelstandsanleihe im vergangenen Jahr.
In den darauffolgenden Monaten war es immer wieder zu Differenzen zwischen dem Eigenverwalter Nikolaos Antoniadis und dem Glübigervertreter Frank Günther gekommen, im Juni zog sich Antoniadis schlussendlich zurück. Wo der Anleiheemissionserlös verblieben ist, ist immer noch nicht vollständig geklärt: Antoniadis sagte damals gegenüber der Rheinischen Post, dass ein Teil in die Ablösung von Bankverbindlichkeiten, ein anderer Teil in den Ausgleich von Verlusten geflossen sei.
Möglicherweise existiere auch eine Produktion in Polen gar nicht, bei der es sich allenfalls um eine angemietete Lagerhalle handeln könnte. Im Dezember vergangenen Jahres erwarb schließlich der PE-Investor Dricon Capital die drei Zamek-Töchter. Den Anleihegläubigern wurde eine Quote ausgezahlt, die laut Medienberichten bei rund 20 Prozent liegen könnte.
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