Im Juni schockte der Chemieriese BASF mit einer großen Gewinnwarnung, jetzt hat die Ratingagentur Moody’s in ihrer jüngsten Rating-Entscheidung dem Dax-Konzern das Top-Rating A1 genommen und auf A2 gesenkt. Betroffen sind die Anleihen sowie die hauseigene Finanzierungsgesellschaft BASF Finance Europe. BASF hat umgerechnet knapp 15,5 Milliarden Euro in Anleihen in verschiedenen Währungen ausstehen.
Das bis zu 12,5 Milliarden US-Dollar schwere Commercial-Paper-Programm der BASF ist von der Abstufung nicht betroffen. Zum 30. Juni 2019 standen im Rahmen dieses Programms Commercial Papers im Gegenwert von 2,5 Milliarden Euro aus, wie BASF auf FINANCE-Anfrage mitteilte.

BASF
BASF verliert Spitzen-Rating
Was bewegte Moody’s zur Abstufung?
Die Gründe für die Abstufung des Weltkonzerns sieht das Ratinghaus darin, dass BASFs Geschäftsergebnis nach 2018 und 2019 auch im kommenden Jahr „gedämpft“ bleiben werde. Die Ludwigshafener dürften sich weiterhin Herausforderungen gegenübersehen: Der Wettbewerb in der Branche drücke die Preise weiter nach unten, während gleichzeitig die Kosten stiegen.
Vor allem prognostiziert Moody’s, dass BASFs laufendes Effizienz- und Umbauprogramm, das „Exzellenzprogramm“, nicht die von 2021 an geplanten jährlichen Einsparungen von 2 Milliarden Euro erreichen wird, sondern unter dem Strich nur knapp die Hälfte dessen erreichen wird – 0,8 bis 1,1 Milliarden Euro.
Hinzu kommt auch noch BASFs Abhängigkeit von der Autoindustrie: Die Autobauer sind für rund 20 Prozent der Verkaufserlöse des Chemiekonzerns verantwortlich. Auch die in Zukunft strengeren Umweltauflagen und der Konsumtrend weg von Einwegplastik würden das Ergebnis belasten: Bis zu 20 Prozent der Erträge dürften durch diese Entwicklungen unter Druck geraten, schätzt Moody‘s.
BASF investiert in Infrastruktur
Außerdem kommt eine riesige Investition auf BASF zu: So hat der Dax-Konzern dieses Jahr den Bau seines zweiten chinesischen Verbundstandortes in der Küstenstadt Zhanjiang initiiert. Dieses Projekt soll bis 2030 gut 10 Milliarden Dollar kosten. Dies wird in den Jahren 2021 bis 2024, wenn die Ausgaben für dieses Projekt voraussichtlich ihren Höhepunkt erreichen, auch den Free Cashflow „stark begrenzen.“
Trotz all dieser Herausforderungen wollen BASF-Chef Martin Brudermüller und CFO Hans-Ulrich Engel an ihrer „progressiven“ Dividendenstrategie festhalten: Auf die aktuelle Dividende von 3,20 Euro je Aktie sollen Jahr für Jahr 10 Cent draufgelegt werden. Was die Aktionäre freut, beunruhigt die Ratingagenturen.
BASF-CFO Hans-Ulrich Engel über die umfangreiche M&A-Agenda

Einbrechende Erträge, gleich mehrere laufende M&A-Prozesse und ein anstehender Börsengang: BASF-CFO Hans-Ulrich Engel ist an vielen Ecken gefordert. Einen Einblick in seinen Arbeitsalltag gibt er im Interview (1,99 € zzgl. MwSt.).
Doch bei allen Schwachpunkten stellt Moody’s-Analyst Martin Kohlhase auch klar: „Das A2-Rating spiegelt immer noch BASFs Position als einer der weltgrößten Chemiekonzerne und seine Marktführerschaft in vielen seiner Produktgruppen wider.“
Moody’s sieht BASF länger bei A2
BASF könnte nun aber eine lange Zeit im A2-Ratingbereich bevorstehen. Moody’s setzte den Outlook für BASF auf „stabil“. Dabei geht Moody’s davon aus, dass BASF auch die für 2020 geplanten Exits gelingen.
FINANCE-Köpfe
Zum Verkauf steht die Bauchemiesparte, mit der BASF 2018 einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 245 Millionen Euro erwirtschaftete. Die Preiserwartungen reichen bis hin zu 3 Milliarden Euro. Im zweiten Halbjahr nächsten Jahres soll auch der Börsengang der Öl- und Gassparte Wintershall Dea gelingen. Der Dax-Konzern hält 67 Prozent der Stamm- und 5,7 Prozent der Vorzugsaktien dieses Milliardenkonzerns.
Bereits unterschrieben ist die Trennung vom Pigmentgeschäft: Für dieses will der japanische Chemiekonzern DIC 1,15 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Die Kartellgenehmigung steht aber noch aus.
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