Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer geht zwei weitere Meilensteine bei der Finanzierung der 63 Milliarden US-Dollar (54 Milliarden Euro) schweren Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto an. Diesen Donnerstag hat Bayer zu dem lang ersehnten „Day 1“ der vor zwei Jahren angekündigten Mega-Übernahme auserkoren. Dann wird der Dax-Konzern fast 50 Milliarden Euro an die Monsanto-Aktionäre überweisen.
Parallel dazu bringt der Konzern die dafür nötige Kapitalerhöhung auf den Weg. Wie die Leverkusener am gestrigen Sonntagabend mitteilten, wird Bayer 74,6 Millionen neue Aktien zum Preis von je 81 Euro ausgeben. Dies ergibt einen Bruttoerlös von 6 Milliarden Euro. Den Startschuss dafür hatten die US-Behörden gegeben, indem sie in der vergangenen Woche der Monsanto-Übernahme die Freigabe erteilt hatten.
Bayer hat seine Kasse schon mehrmals gefüllt
Damit wäre der Eigenkapitalteil der Übernahmefinanzierung abgehakt. Bayer hat durch die endgültige Trennung von seiner ehemaligen Tochtergesellschaft Covestro bereits über 9 Milliarden Euro erlösen können. Im April platzierte Bayer zudem neue Aktien für 3 Milliarden Euro bei dem singapurischen Staatsfonds Temasek. Schon im November 2016 hatte Bayer eine Pflichtwandelanleihe über 4 Milliarden Euro begeben – zu damals überraschend schlechten Konditionen. Zudem verkauft Bayer auf Geheiß der Kartellbehörden große Teile der eigenen Saatgutsparte sowie andere Agrarchemiegeschäfte für 7,6 Milliarden Euro an BASF.
Die verschiedenen Zwischenschritte sind dafür verantwortlich, dass die abschließende Kapitalerhöhung, an der sich die bestehenden Aktionäre auch beteiligen dürfen, mit 6 Milliarden Euro um mindestens 10 Milliarden Euro kleiner ausfällt als zum Zeitpunkt der Übernahmeankündigung angenommen. Die jetzt annoncierten 6 Milliarden Euro entsprechen in etwa dem, was Analysten in den vergangenen Wochen erwartet hatten.
Credit Suisse und BofA sind die neuen Hausbanken
Dem neuen Bayer-CFO Wolfgang Nickl, der in diesen Tagen sein Amt antritt, obliegt es nun, in den nächsten Monaten noch die Fremdkapitalkomponente der Finanzierung an den Markt zu bringen. Erwartet wird, dass Bayer Dollar- und Euro-Anleihen in einem Umfang von 15 bis 20 Milliarden Euro begeben wird. Dann wäre genügend Geld vorhanden, um die Brückenfinanzierung in Höhe von 60 Milliarden Euro, die fünf Banken stellen, abzulösen.
Zwei der fünf Banken, die den Brückenkredit ermöglicht haben, agieren nun auch als Koordinatoren der Kapitalerhöhung: Die Bank of America Merrill Lynch sowie die Credit Suisse. Beide haben Bayer auch M&A-seitig bei der Monsanto-Übernahme beraten und sind so im Zuge des Mega-Deals zu den beiden zentralen Banken des Dax-Konzerns aufgestiegen.
Die Börsenreaktion zeigt, dass der Aktienmarkt auf die Eckdaten der aktuellen Transaktion gut vorbereitet worden ist. Obwohl der Anteil der aktuellen Bayer-Aktionäre verwässert wird, stieg die Aktie am Vormittag um rund 1 Prozent an und damit sogar stärker als der breite Markt. Später rutschte sie dann aber leicht ab.
Zurückhaltender reagiert die Ratingagentur S&P, die das Bayer-Rating heute um zwei Notches auf BBB herabgestuft hat. Grund ist, dass der Leverage von Bayer (Nettoverschuldung/Ebitda) nach dem Closing der Übernahme von Monsanto auf fast 4x ansteigen und erst in den Jahren danach wieder langsam zurückgehen dürfte.