Die seit Monaten anhaltenden Gerüchte sind bestätigt: Der Wissenschaftsverlag Springer Nature strebt an die Börse. Wie die Berliner am heutigen Donnerstag bekanntgaben, soll im Rahmen einer Kapitalerhöhung ein Emissionserlös von etwa 1,2 Milliarden Euro erzielt werden. Die Aktien von Springer Nature werden am Frankfurter Prime Standard notiert sein.
Mit dem Gang aufs Parkett wäre Springer Nature nach Siemens Healthineers und der Deutsche-Bank-Tochter DWS der dritte Milliarden-IPO binnen weniger Wochen in Deutschland. Beide Konzerne hatten im März den Gang auf das Parkett gewagt.
BC Partners könnte sich von Anteilen trennen
Springer Nature, das 2017 auf einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro kam, gehört der Verlagsgruppe Holtzbrinck, die 53 Prozent der Anteile hält, sowie dem Finanzinvestor BC Partners. Das Private-Equity-Haus hatte das Vorgängerunternehmen mit dem Namen Springer Science 2013 für 3,3 Milliarden Euro vom damaligen Eigner EQT übernommen.
Während sich Holtzbrinck im Zuge des IPO nicht von Anteilen trennen wolle, könnte BC Partners Aktien aus dem eigenen Bestand auf den Markt werfen und so seine Beteiligung an Springer Nature reduzieren, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens. Dies sei abhängig vom Marktumfeld.
Springer Nature will Schulden reduzieren
Mit dem IPO-Erlös will Springer Nature laut eigener Aussage finanziell flexibler werden und sich die Option über eine Finanzierung über den Eigenkapitalmarkt eröffnen. Zudem will der Verlag die Nettoverschuldungsquote auf das 3,5-Fache des um hohe wiederkehrende und fortgesetzte Investitionen bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus dem Jahr 2017 senken.
Unternehmensangaben zufolge betrug die Nettofinanzverschuldung zuletzt 3 Milliarden Euro, das bereinigte Ebitda lag 2017 bei 551 Millionen Euro. Durch den IPO würde die Schuldenlast auf 2 Milliarden Euro sinken, teilte eine Sprecherin gegenüber FINANCE mit.
„Die akademischen Ausgaben sind weitgehend konjunkturunabhängig."
„Da die akademischen Ausgaben weitgehend konjunkturunabhängig sind, können wir ein stabiles Umsatzwachstum mit starken Margen und steigenden Cashflows verbinden“, lässt sich Ulrich Vest, CFO von Springer Nature, zitieren. Speziell über den Free Cashflow will Springer Nature die Schulden reduzieren.
Springer Nature wirbt bei Investoren zudem mit einer Dividendenzahlung für das laufende Geschäftsjahr 2018. Diese soll im Mai 2019 ausgezahlt werden und auf ein Volumen von 110 Millionen Euro kommen. In Zukunft will der Verlag 50 Prozent des bereinigten Jahresergebnisses an seine Aktionäre ausschütten.
Simone Menne sitzt im Aufsichtsrat von Springer Nature
Der Aufsichtsrat von Springer Nature wird prominent besetzt sein. Chef des Kontrollgremiums wird Stefan von Holtzbrinck, CEO der Holtzbrinck-Gruppe. Auch Holtzbrinck-CFO Jens Schwanewedel zieht in den Aufsichtsrat ein.
Weitere prominente Namen sind die Ex-Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne sowie Merck-CEO Stefan Oschmann, Heidelbergcement-Chef Bernd Scheifele und Obi Felten, Manager bei der Alphabet-Tochter Moonshots. Mit Ewald Walgenbach erhält auch ein Manager von BC Partners einen Sitz in dem Gremium.
Springer Nature soll künftig als eine deutsche Kommanditgesellschaft auf Aktien (AG & Co. KGaA) firmieren. Diese Struktur ist nicht unumstritten, biete höhere Flexibilität bei der Kapitalbeschaffung, schreiben die Berliner. Die Umwandlung soll am morgigen Freitag stattfinden.
Internationale Banken begleiten Springer Nature
Bei den begleitenden Banken setzt Springer Nature auf internationale Expertise, deutsche Geldhäuser sucht man vergeblich. JP Morgan und Morgan Stanley fungieren bei dem Börsengang als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners.
BofA Merrill Lynch, BNP Paribas, Credit Suisse, Goldman Sachs und Société Générale wurden als Joint Bookrunners mandatiert. Die Eigenkapitalexperten von Lilja & Co. agieren als unabhängiger Berater der Gesellschafter und von Springer Nature.
Springer Nature ist nicht der einzige Börsengang, der in den kommenden Wochen über die Bühne geht. Auch der Telefonkonzern Nfon hat den Gang aufs Parkett am Donnerstag angekündigt. Dieser ist im Volumen allerdings deutlich kleiner: Das Unternehmen will einen Bruttoerlös von 50 Millionen Euro generieren.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.