Das Umfeld für Anleiheemissionen bleibt für Unternehmen in der Eurozone weiterhin gut, die Investoren sind nach wie vor auf der Suche nach guten Anlagemöglichkeiten im Niedrigzinsumfeld. Die Société Générale glaubt zwar nicht, dass sich das Rekordjahr 2014 am Anleihemarkt wiederholen wird – geht aber davon aus, dass sich das Emissionsvolumen von Anleihen in der Eurozone wieder auf dem Niveau des Jahres 2013 einpendeln wird. Die Bank rechnet für 2015 mit einem Volumen von 273 Milliarden Euro, 2014 liegt das Gesamtvolumen voraussichtlich bei 293 Milliarden Euro. Ein Grund für das Rekordvolumen im zu Ende gehenden Jahr sind die Nachwehen der Finanzkrise. 2009 hatten viele Unternehmen sich durch die Emission von Anleihen ihre Finanzierung gesichert, ein großer Teil davon hatte eine fünfjährige Laufzeit und musste 2013 und 2014 refinanziert werden.
2014: Ein goldenes Jahr für BB-Emittenten
In diesem Jahr haben nach Ansicht von Martin Wagenknecht, Head of Debt Capital Markets in der DACH-Region bei Société Générale, vor allem Unternehmen mit Ratingbewertungen im Doppel-B-Bereich von der guten Marktstimmung profitiert. Investoren mussten ihre Bonitätsanforderungen senken und verstärkt in Anleihen solcher Unternehmen investieren.
Auch wenn sich das hohe Emissionsvolumen nicht halten wird, werden die Entwicklungen des vergangenen Jahres auch das kommende Jahr prägen. „Wir haben in diesem Jahr eine Verbreiterung des Produktspektrums gesehen“, sagt Martin Wagenknecht und erwähnt als Beispiele Hybridanleihen und Green Bonds. Seiner Ansicht nach wird sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten weiter fortsetzen.
Das Emissionsvolumen von Hybridanleihen wird entgegen dem allgemeinen Trend nach Einschätzung der Société Générale 2015 nicht schrumpfen, sondern bei 25 Milliarden Euro konstant bleiben. Wagenknecht geht davon aus, dass ungewöhnliche Instrumente in 2015 häufiger zu sehen sein werden: „Was bisher innovativ war, kann im kommenden Jahr zum Mainstream werden“.
Im Bereich der Bondemissionen von Finanzinstituten rechnet die Bank mit einer erheblichen Steigerung im Bereich des Nachrangkapitals. Sie geht von einem Zuwachs beim Emissionsvolumen hybrider Bonds von 50 Prozent aus. Das Volumen soll von voraussichtlich 56 Milliarden Euro im Jahr 2014 im kommenden Jahr auf 84 Milliarden Euro anwachsen. „Für Banken ist 2015 das große Fälligkeitsjahr“, erklärt Ulrich Worms, Head of Debt Capital Markets in Deutschland, Österreich und den Niederlanden diese Prognose.
Société Générale: IPO-Markt bleibt stark
Das niedrige Zinsumfeld und die lockere Geldpolitik hat auch zu starken Kapitalzuflüssen an den Aktienmarkt geführt, was laut der französischen Großbank voraussichtlich auch im nächsten Jahr so bleiben wird. Insgesamt bewertet die Société Générale das Umfeld für Aktienemissionen als positiv. „Der niedrige Ölpreis und der Euro-Dollarkurs kommen europäischen Unternehmen zugute“, meint Ralf Darpe, Head of Equity Capital Markets für die DACH-Region. Er rechnet für den gesamten Equity-Bereich mit einem Emissionsvolumen von etwa 219 Milliarden Euro in der EMEA-Region. Im vergangenen Jahr lag das Volumen bei 229 Milliarden Euro.
Der größte Teil dieses Volumens geht jedoch auf Kapitalerhöhungen und Wandelanleihen zurück. 2014 wuchs der Anteil der Börsengänge am gesamten ECM-Geschäft jedoch gegenüber dem Vorjahr von 16 auf 28 Prozent. Für 2015 rechnet die Bank mit etwa 24 Prozent. „Wir erwarten aufgrund einer höheren Volatilität an den Märkten einen leichten Rückgang bei den IPOs im kommenden Jahr“, sagt Ralf Darpe. Auch für Deutschland erwartet Darpe ein ähnliches IPO- Niveau wie im bald zu Ende gehenden Jahr, das mit IPOs wie Zalando, Hella und Braas Monier für deutsche Verhältnisse ein recht lebhaftes gewesen ist.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.