Frisches Geld für Delivery Hero: Der Essensbringdienst hat in der Nacht zum Donnerstag über eine Kapitalerhöhung rund 1,2 Milliarden Euro am Kapitalmarkt eingesammelt. Insgesamt wurden im Rahmen eines beschleunigten Platzierungsverfahrens über 9,4 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 132 Euro an institutionelle Anleger verteilt, teilte der Dax-Konzern mit. Damit erhöht die Gesellschaft ihr Grundkapital um rund 5 Prozent auf knapp 209 Millionen Euro.

Delivery Hero
Delivery Hero besorgt sich über eine Milliarde am Kapitalmarkt
Die neuen liquiden Mittel wollen CEO Niklas Östberg und CFO Emmanuel Thomassin unter anderem für „sich möglicherweise bietende attraktive Investitionsmöglichkeiten nutzen“. Delivery Hero tütete zuletzt einen Deal nach dem nächsten ein. Erst Ende des Jahres hatten die Berliner von den südkoreanischen Kartellbehörden die Genehmigung für den Kauf des heimischen Lieferdienst-Marktführers Woowa erhalten. Der Übernahme drohte zeitweise das Aus, doch der Dax-Konzern erklärte sich schließlich zu großen Zugeständnissen bereit.
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Zur Finanzierung des 3,6 Milliarden Euro schweren M&A-Deals hatte das Unternehmen bereits Anfang 2020 rund 2,3 Milliarden Euro über neue Aktien und Wandelanleihen eingesammelt, im Juli folgte die Ausgabe weiterer Wandelanleihen für insgesamt 1,5 Milliarden Euro. Allerdings wurden die Woowa-Eigner zu einem wesentlichen Teil mit Delivery-Hero-Aktien bezahlt.
Delivery Hero schreibt immer noch rote Zahlen
Neben dem dicken Brocken Woowa vermeldete der Dax-Aufsteiger, der sein Deutschland-Geschäft im Jahr 2018 an Takeaway abtrat, im vergangenen Jahr zwei weitere Übernahmen: Ende August 2020 legte sich Delivery Hero mit Intashop eine Online-Lebensmittelplattform im Nahen Osten und Nordafrika zu und kaufte im September dem spanischen Start-Up-Glovo das lateinamerikanische Geschäft ab.
Auch 2021 dürfte bei Delivery Hero Wachstum vor Profitabilität stehen. Für das neue Jahr geht der Konzern von einer bereinigten Verlustmarge (Ebitda) von 14 bis 18 Prozent aus. Im ersten Halbjahr 2020 lag das operative Minus bei rund 320 Millionen Euro.
Die Anleger glauben weiterhin an eine rosige Zukunft, die durch die Coronavirus-Pandemie aktuell noch weiter befeuert wird, und schickten die Aktie am Mittwoch mit 147,15 Euro auf ein vorläufiges Allzeithoch. Nach Ankündigung der Kapitalerhöhung drehten die Papiere dann allerdings nachbörslich ins Minus. Am Donnerstagmorgen standen die Titel mit 1,1 Prozent im Plus bei 135,75 Euro.
martin.barwitzki[at]finance-magazin.de

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