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EZB kauft weiter Unternehmensanleihen

Die EZB bleibt auch im nächsten Jahr als Großinvestor am Markt für Corporate Bonds aktiv, allerdings in geringerem Umfang.
MissPassionPhotography/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die Europäische Zentralbank wird auch über den kommenden März hinaus ein bedeutender Player am Markt für Corporate Bonds bleiben. Die Zentralbank hat ihr Anleihekaufprogramm bis Dezember 2017 verlängert. Es könnte auch darüber hinaus andauern. Den Geldhahn will EZB-Chef Mario Draghi erst zudrehen, wenn das Inflationsziel in greifbare Nähe rückt.

Für Unternehmen mit Investmentgrade, die am Bondmarkt aktiv sind, bedeutet die Entscheidung zunächst einmal mehr Planungssicherheit. Die EZB hatte bereits mit der Ankündigung ihres Einstieg am Markt für Corporate Bonds eine Rally ausgelöst und für sinkende Spreads gesorgt. Die Société Générale, die mit einer Verlängerung des Programms gerechnet hatte, geht im Euro-Investmentgrade-Markt von einem Emissionsvolumen von rund 275 Milliarden Euro aus, was lediglich rund 10 Milliarden Euro unter dem diesjährigen Wert liegt.

Die Zentralbank hält zum Anfang Dezember Unternehmensanleihen mit einem Volumen von rund 48 Milliarden Euro, die im Rahmen dieses Programms gekauft wurden. Rund 86 Prozent davon hat die Zentralbank am Sekundärmarkt erworben, knapp 14 Prozent kaufte sie am Primärmarkt. Die EZB hat in den vergangenen Monaten verstärkt bei Neuemissionen zugegriffen, da die Kaufoptionen am Sekundärmarkt begrenzt sind. Ende August lag der Anteil der Primärmarktkäufe noch bei rund 6,5 Prozent.

EZB fährt Volumen des Bondprogramms zurück

Ab April 2017 wird die Zentralbank allerdings mit etwas vermindertem Schwung am Bondmarkt aktiv sein. Statt wie bisher 80 Milliarden Euro will Draghi im Rahmen aller Bondkaufprogramme dann nur noch 60 Milliarden Euro monatlich in den Markt pumpen. Daneben sollen auch die Tilgungszahlungen, die die Bank durch fällig gewordene Bonds aus dem Programm erhält, wieder neu investiert werden.

Clemens Fuest, der Präsident des Ifo-Instituts, begrüßt die Reduzierung des Kaufvolumens: „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn es besser gewesen wäre, den Umfang der Käufe Monat für Monat noch stärker zu verringern.“ Marktexperten hatten damit gerechnet, dass die Zentralbank das Programm allenfalls schrittweise auslaufen lassen wird. Ein plötzliches Ende des Kaufprogramms könnte starke Verwerfungen am Markt auslösen, so die Denkweise. Nach dem Ende des Programms ist damit zu rechnen, dass es für Unternehmen wieder etwas teurer werden dürfte, Anleihen zu platzieren.

Zentralbank lässt Zinsniveau unverändert

Eines macht die Zentralbank bei ihrer heutigen Entscheidung außerdem klar: Wenn sich die wirtschaftliche Entwicklung vom Inflationsziel entfernen sollte, dann behält sich die Bank vor, das Programm wieder auszuweiten – im Hinblick auf die Dauer, aber auch auf das Kaufvolumen. Die Zentralbank erweiterte zudem die für ihr Kaufprogramm zulässigen Bonds auch auf solche Papiere, die eine Rendite unterhalb der bisherigen Grenze von -0,4 Prozent haben.

Den Leitzins ließ die Zentralbank heute bei 0 Prozent. Auch der negative Einlagenzins, den Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken, bleibt unverändert bei -0,4 Prozent.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.