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Green Investing: Darauf achten Investoren

Professionelle Anleger überdenken ihre Anlagestrategie. Sie achten bei der Auswahl ihrer Investments stärker auf soziale und ökologische Faktoren. Das könnte sich bald auch für CFOs bemerkbar machen.
Olivier Le Moal/iStock/Thinkstock/Getty Images

Green Investing galt lange als Hype, doch inzwischen müssen sich immer mehr CFOs ernsthaft damit beschäftigen: Großinvestoren verlangen bei ihren Investitionen zunehmend Nachhaltigkeit. Laut der Investmentgesellschaft Union Investment sind grüne Investments in Europa längst kein Nischenthema mehr. Allerdings achten Investoren je nach Land unterschiedlich stark auf soziale, ökologische und auch auf Governance-Kriterien, hat eine aktuelle Befragung der Gesellschaft unter rund 800 institutionellen Investoren in Europa ergeben.

In Deutschland hinken die professionellen Investoren dem europäischen Trend noch etwas hinterher. Zwar spielen Nachhaltigkeitskriterien für 60 Prozent der befragten Investoren eine Rolle. Mit einem nachhaltigen Portfolioanteil von nur 33 Prozent bilden sie allerdings das europäische Schlusslicht, vor Italien mit 22 Prozent.

Spitzenreiter sind die Investoren aus Skandinavien, die bereits 61 Prozent ihrer Assets nach nachhaltigen Prinzipien ausgewählt haben. In den Niederlanden sind es 53 und in Großbritannien noch 43 Prozent. Im nördlichen Teil Europas hat sich das Konzept damit schon als wichtige Grundlage für die Anlageentscheidung etabliert.

Automobilindustrie muss Investorenverluste fürchten

Wenn sich der Trend weiter fortsetzt, dürften auch deutsche Unternehmen zunehmend unter Druck geraten, Nachhaltigkeitsprinzipien bei der Unternehmensführung stärker zu beachten. Sonst drohen die Unternehmen, eine wachsende Zahl potentieller Investoren von vornherein abzuschrecken. Die Lebensmittelhandelsketten Aldi Süd und Aldi Nord haben beispielsweise gerade auf den wachsenden Druck reagiert und Mitte Juli ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Sie durchleuchten darin ihre Geschäftstätigkeit anhand von sozialen und ökologischen Kriterien. Der Markt für Green Bonds lockt dagegen immer noch kaum ein Unternehmen.

Am schwersten dürfte der Trend zu nachhaltigen Investments die Öl- und Gasindustrie treffen. Hier erwartet die große Mehrheit der Investoren negative Auswirkungen für die Unternehmen. Dem folgen die Energieversorger, die ebenfalls unter dem Trend leiden werden. Auch für die Automobilindustrie dürfte es ungemütlich werden, mehr als ein Drittel der Großanleger rechnen damit, dass diese Branche Investoren verlieren wird.

Investoren schließen Branchen aus und suchen die Klassenbesten

Um zu entscheiden, ob ein Unternehmen die notwendigen sozialen und ökologischen Kriterien erfüllt, gibt es unterschiedliche Methoden. Am häufigsten schließen Investoren bestimmte Branchen, Unternehmen oder auch Staaten grundsätzlich von ihren Investments aus. Auch „positive Screening“ ist beliebt: Investoren versuchen, die Unternehmen zu identifizieren, die besonders nachhaltig agieren.

Bestimmte Branchen haben es damit schwer. Doch auch für Unternehmen aus Sektoren, die als weniger ökologisch angesehen werden, gibt es eine Möglichkeit, die Gunst der Großinvestoren zu gewinnen. Viele Investoren verwenden einen Best-in-Class-Ansatz, bei dem nach dem jeweils ökologischsten oder sozialsten Unternehmen seiner Branche gesucht wird.

Rund ein Drittel der Investoren setzt außerdem auf aktives Engagement als Anleger, um Unternehmen dazu zu bringen, die geforderten Kriterien stärker zu beachten. Das bedeutet, dass CFOs und CEOs sich künftig neben den bisher bekannten Hedgefonds auch auf Nachhaltigkeitsinvestoren in der Reihe der aktivistischen Investoren einstellen müssen.

Regulatorik verstärkt Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit

Neben öffentlichem Druck bringt auch die Regulatorik Investoren dazu, Nachhaltigkeit stärker in die eigenen Anlageentscheidung mit einzubeziehen. Laut Union Investment soll künftig innerhalb der EU für Kapitalanlagegesellschaften mit mehr als 500 Mitarbeitern eine Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung bestehen.

Auch den Pensionseinrichtungen schauen die Gesetzgeber zukünftig stärker auf die Finger. Eine neue EU-Direktive sieht vor, dass auch diese bei ihrer Geldanlage in Zukunft stärker auf soziale und ökologische Faktoren achten müssen. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit ist damit längst kein reines Marketingthema mehr. CFOs müssen sich darauf einstellen, dass der Druck der Investoren weiter zunehmen wird. Langfristig könnte weniger Nachhaltigkeit mit einer höheren Risikoprämie quittiert werden.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.