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Neue Ratingmethode bei Euler Hermes

Der Kreditversicherer Euler Hermes bietet über seine Ratingtochter eine neue Ratingmethode für den Mittelstand an.
Euler Hermes

Der Kreditversicherer Euler Hermes hat zusammen mit der US-amerikanischen Ratingagentur Moody’s eine neue Ratingmethode für den deutschen Mittelstand entwickelt. Über die Tochtergesellschaft Euler Hermes Rating bietet der Kreditversicherer den neuen Service nun unter dem Kunstnamen Tribrating an.

Ankerpunkt der neu entwickelten Ratingmethodik ist eine Scorecard, die die drei allgemeinen Faktoren Sektor-, Geschäfts- und Finanzprofil enthält. „Die von uns verwendete Scorecard gleicht denen, die globale Ratingagenturen wie beispielsweise Moody’s bei Großunternehmen nutzen“, sagt Ralf Garrn, CEO von Euler Hermes Rating. Dadurch sei eine mit der neuen Ratingmethode erstellte Bonitätsnote mit den Beurteilungen von anderen Agenturen vergleichbar.

Es gibt aber auch Aspekte, in denen sich die neue entwickelte Ratingmethode von der Herangehensweise der anderen Agenturen unterscheidet: Durch seine Gruppenstruktur glaubt Euler Hermes einen Vorteil zu haben, den keine andere Ratingagentur besitze: „Wir können auf die Informationen der Kreditversicherung zugreifen, was uns einen enormen Informationsvorteil bringt“, sagt Garrn weiter. Dadurch bekämen die Ratinganalysten jederzeit Veränderungen im Zahlungsverhalten eines Unternehmens mit, was in der Überwachung der Ratings berücksichtigt würde.

Ein weiterer Unterschied zu den Ratingmethoden der großen Agenturen ist, dass der neue Ratingservice von Euler Hermes branchenübergreifend und nicht sektorspezifisch aufgebaut ist; der Sektor wird innerhalb der Methode analysiert.

Euler Hermes spricht Firmen mit Umsatz bis 500 Millionen Euro an

Mit der neuen Ratingmethode spricht Euler Hermes Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 Millionen und 500 Millionen Euro an. Mit dieser Zielgruppe betreten die Hamburger ein neues Feld, denn die kleinen und mittleren Unternehmen haben zumeist kein externes Rating, da sie sich hauptsächlich über Banken finanzieren.

Doch das werde sich bald ändern, glaubt Garrn. „Es gibt im Moment im Basler Ausschuss regulatorische Diskussionen, dass Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 200 Millionen Euro, die sich im Bankenmarkt refinanzieren wollen, künftig ein externes Rating brauchen werden.“ Zudem geht er davon aus, dass die Kapitalmarktfinanzierungen in Relation zu den Bankkrediten weiter steigen werden.

Deshalb ist für den CEO von Euler Hermes Rating jetzt der richtige Zeitpunkt, um in den mittelständischen Ratingmarkt einzusteigen. Bislang haben sich die Hamburger eigenen Angaben zufolge auf den gehobenen Mittelstand fokussiert und Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 250 Millionen und 5 Milliarden Euro angesprochen, die in erster Linie im Schuldscheinmarkt aktiv sind.

Euler Hermes Rating steht nicht im Wettbewerb zu S&P und Moody’s

Mit dem neuen Angebot versucht sich Euler Hermes von den drei Agenturen S&P, Moody’s und Fitch abzusetzen: „Wir sind keine Alternative zu den drei großen US-amerikanischen Ratingagenturen, weil sie nicht wirklich im Mittelstand tätig sind“, sagt Garrn. Moody’s habe zwar die neue Ratingmethode mit entwickelt, Euler Hermes Rating analysiere die Unternehmen aber allein.

Die Berliner Ratingagentur Scope dürfte ebenfalls nur in Teilen im Wettbewerb zu Euler Hermes stehen, da sie sich eigenen Aussagen zufolge als europäische Alternative zu den US-Agenturen etablieren möchte und sich deshalb auf Großunternehmen konzentriert. Nach dem Erstrating von Linde im vergangenen Sommer hat Scope inzwischen schon sechs Dax-Mandate ergattert. Weitere sollen folgen.

Euler Hermes will neue Ratingmethode fast europaweit anbieten

Euler Hermes plant, auf Sicht über die Grenzen des deutschen Marktes hinaus zu expandieren, der Kreditversicherer will die neue Ratingmethode über seine Ratingtochter auch in anderen europäischen Ländern anbieten. Für Frankreich werde die Methode gerade entwickelt. „Wir werden aber mindestens drei Jahre brauchen, bis wir die meisten Länder in Europa abgedeckt haben“, sagt Garrn.

Neben Frankreich möchte Euler Hermes Rating auch in den Benelux-Ländern, in Südeuropa und in Skandinavien eine neue mittelständische Ratingmethode anbieten. In diesen Ländern soll deshalb auch mit Analysten gearbeitet werden, die die kulturellen Besonderheiten der einzelnen Länder kennen und mittelständische Unternehmen zu bewerten wissen.

Zu den Kosten der Erstbewertung und der jährlichen Analyse für die Kunden will sich Garrn nicht äußern. „Nach den Regularien der European Securities and Markets Authority (ESMA) sind detaillierte Aussagen zu Kosten nicht vorgesehen, um Interessenskonflikte bei Analysten zu vermeiden“, sagt er zur Begründung und gibt gleichzeitig den Hinweis: „Unsere Mittelstandsratings sind günstiger als die bei den großen Unternehmen.“

Wann die ersten Ratings veröffentlicht werden, ist derzeit noch ungewiss. Verschiedene Gespräche würden gerade geführt, heißt es. Es könnten durchaus noch einige Monate vergehen, bis erstmals ein mittelständisches Rating von Euler Hermes öffentlich wird.

sabine.paulus[at]finance-magazin.de

Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.