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Schaeffler-Familie holt sich an der Börse 1,2 Milliarden Euro

Die Schaeffler-Familie baut ihren Schuldenberg weiter ab.
Schaeffler

Der seit Jahren andauernde Schuldenabbau im Umfeld des Auto- und Industriezulieferers Schaeffler geht in die nächste Runde: Wie der Konzern heute bekanntgegeben hat, hat die Schaeffler-Holding, hinter der die Eigentümerfamilie steht, alle beim IPO noch nicht platzierten 94,4 Millionen Vorzugsaktien zum Preis von je 13,10 Euro an institutionelle Investoren verkauft. Dadurch fließen den  Schaefflers mehr als 1,2 Milliarden Euro zu, was den Schuldenberg der Schaeffler Holding um rund ein Drittel senken würde.

Nun halten die Schaefflers noch 75,1 Prozent am Kapital der börsennotierten Schaeffler AG, allerdings kontrolliert die Unternehmerfamilie sämtliche Stammaktien und damit die Geschicke des Milliardenkonzerns. Ursprünglich waren die Papiere in einer Spanne von 13,10 Euro bis 13,50 Euro angeboten worden, der erzielte Preis liegt am unteren Ende.

CEO Klaus Rosenfeld baut seit Jahren Schaeffler-Schulden ab

Für die Familie ist die einstmals existenzbedrohende Schuldenlast von rund 12 Milliarden Euro damit weitgehend unter Kontrolle. Auch die Schaeffler AG, wo nach einer Umschuldung ein Teil der Schulden gelandet ist, kommt bei der Stabilisierung der Finanzlast gut voran, seit der jetzige CEO und ehemalige CFO Klaus Rosenfeld den Schuldenberg nach und nach reduziert hat. Im April 2013 löste er beispielsweise einen Kredit über einen High-Yield-Bond ab. Im Oktober 2015 ging Schaeffler an die Börse. Doch das Timing war schlecht gewählt, aufgrund des Abgasskandals von VW sammelte der Konzern nur rund 900 Millionen Euro ein.

Der seit April 2015 als Nachfolger von Rosenfeld amtierende Finanzchef Ulrich Hauck muss die angefangene Refinanzierung nun zu Ende bringen. Zuletzt lag die Nettofinanzverschuldung des Konzerns bei 4,9 Milliarden Euro.

Kommt Schaeffler schon im Juni in den MDax?

Die Aktienplatzierung könnte den Konzern noch in diesem Jahr in den MDax hieven, spätestens bei der regulären Überprüfung der Indexzusammensetzung nach der Sommerpause, vielleicht auch schon früher. „Schaeffler sollte sich sogar schon für die Juni-Anpassung als Fast Entry für den MDax qualifizieren", sagte die Index-Expertin Petra von Kerssenbrock von der Commerzbank.

Wer dafür den MDax verlassen muss, ist noch unklar. Im Visier steht ohne Zweifel Wincor Nixdorf – nach der Übernahme durch den US-Konzern Diebold dürfte der Marktwert des Streubesitzes für den MDax zu klein sein. Als Wackelkandidaten gelten außerdem  Salzgitter, Rhön-Klinikum und Leoni, vermuten Analysten. Mit einer Marktkapitalisierung von 2,3 Milliarden Euro wäre Schaeffler gleichwohl kein MDax-Schwergewicht, sondern ein mittelgroßes Indexmitglied. Zu einem Dax-Apsiranten würde der Konzern erst, wenn die Schaeffler-Familie auch einen nennenswerten Anteil ihrer Stammaktien auf den Markt bringt.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

In unserem CFO-Almanach FINANCE-Köpfe können Sie alles über die wichtigsten Stationen von Schaeffler-CEO Klaus Rosenfeld und -CFO Ulrich Hauck nachlesen. Mehr zu dem familiengeführten Automobilzulieferer lesen Sie auf unserer Themenseite zu Schaeffler.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.