Christo Wiese, Ex-Aufsichtsratschef und eine der zwei prägenden Figuren des deutsch-südafrikanischen Möbelkonzerns Steinhoff, hat seine Beteiligung an der Poco-Mutter stark reduziert. Der 76-Jährige Unternehmer hat 14,8 Prozent der Steinhoff-Aktien abgegeben. Damit sinkt die Beteiligung des Multimillionärs von 21 auf nur noch 6,2 Prozent. Das geht aus einer Mitteilung der niederländischen Finanzmarktaufsicht AFM hervor.
Der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ sagte Wiese, dass er nicht freiwillig, sondern auf Druck der Banken hin verkauft habe. Wiese hatte Steinhoff-Aktien als Kreditsicherheit bei mehreren Banken hinterlegt, als diese ihm im Herbst 2016 1,6 Milliarden Dollar liehen, die der Unternehmer in Steinhoff investierte. Weitere Zwangsverkäufe werde es aber nicht geben, sagte Wiese.
Steinhoff-Banken sind nervös
Dass trotz der brisanten Lage des Konzerns auf ihren Druck hin rund 15 Prozent der Steinhoff-Aktien auf den Markt geworfen werden, zeigt, wie nervös die Banken die Situation bei Steinhoff verfolgen. Erst im Dezember musste Wiese auf Drängen der Banken 100 Millionen Steinhoff-Anteilsscheine für 48 Cent pro Aktie verkaufen, was rund 2 Prozent des Aktienkapitals entspricht. Insgesamt hat die Steinhoff-Krise Wiese schätzungsweise schon etwa 3 Milliarden Dollar gekostet. Spätestens mit dem jetzt erfolgten weiteren Verkauf hat Wiese seine herausgehobene Stellung bei Steinhoff verloren.
Der Steinhoff-Aktienkurs reagierte stark auf die Meldung und fiel bis auf 38 Cent. Am vergangenen Mittwoch hatte das Papier noch bei 46 Cents notiert. Damit ist die Kurserholung, die die Steinhoff-Aktie in der zweiten Januarhälfte von 37 auf 57 Cent nach oben getragen hatte, endgültig zu Ende. Zwischenzeitlich war Optimismus aufgekommen, weil Steinhoff in den Verhandlungen über Stillhalteabkommen mit seinen Banken voranzukommen schien.
Steinhoff-Kurs reagiert empfindlich auf Wieses Aktienverkauf
Christo Wiese: Vom Milliardär zum Millionär
Christoffel (Christo) Wiese galt bis vor kurzem als einer der reichsten Afrikaner. Quasi aus dem Nichts baute er die in Südafrika sehr bekannte Shoppingkette Shoprite auf. Im März 2017 schätzte das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ Wieses Gesamtvermögen auf 5,9 Milliarden Dollar. Das Steinhoff-Fiasko hat einen Großteil davon vernichtet. Trotzdem soll sich Wieses Vermögen immer noch auf rund eine dreiviertel Milliarde Dollar belaufen, weil er auch noch an anderen Unternehmen außer Steinhoff beteiligt ist, zum Beispiel im Einzelhandel und in der Lebensmittelindustrie.
Der einstige Steinhoff-Chefaufseher trug gemeinsam mit Ex-Chef Markus Jooste entscheidend zum Aufbau des Steinhoff-Konzerns mit heute 40 Marken bei. Im vergangenen Jahr übernahm Wiese zeitweise auch den CEO-Posten, nachdem Jooste im Zuge des Bilanzskandals abgesetzt wurde. Doch Wieses Engagement dauerte nur wenige Tage. Er stellte den Posten wieder zur Verfügung, um eine unabhängige Unternehmensführung zu gewährleisten.
Steinhoff kämpft an verschiedensten Fronten
Steinhoff kämpft verzweifelt darum, seine verschiedenen Landes- und Tochtergesellschaften liquide zu halten, um den drohenden Untergang mit allen Mitteln abzuwenden. Das wird dadurch erschwert, dass die Manager in der Konzernzentrale zum Zeitpunkt der Kriseneskalation so gut wie keinen Überblick über die Liquiditätslage in den einzelnen Winkeln des Konzerngeflechts hatten. Gemeinsam mit den Restrukturierungsexperten von Alix Partners versucht Steinhoff, diesen Makel zu beheben.
Gleichzeitig verhandelt der Konzern mit Banken über neue Finanzspritzen und den Inhabern von Wandelanleihen über Stillhalteabkommen. Auch Notverkäufe und personelle Einschnitte wie der Austausch des CFOs Ben la Grange sollen helfen, Steinhoff zu stabilisieren.
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