Um sein Überleben zu sichern, muss der krisengeschüttelte Möbelkonzern Steinhoff weitere Anteile an der südafrikanischen PSG-Gruppe verkaufen. Wie der MDax-Konzern am heutigen Montag Nachmittag mitteilte, habe man knapp 29,5 Millionen Aktien in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren bei institutionellen Investoren platziert.
Bedingung für die Platzierung war laut Steinhoff, dass man einen zufriedenstellenden Preis für die Anteile erhält. Wie der Möbelriese diesen definiert, gab das deutsch-südafrikanische Unternehmen nicht bekannt. Am Morgen notierten die PSG-Aktien bei 247 Südafrikanischen Rand, was umgerechnet 16,60 Euro entspricht.
PSG-Aktien knapp 500 Millionen Euro wert
Den Marktwert hat Steinhoff jedoch nicht ganz erreicht: Der Konzern hat die Aktien für 240 Südafrikanische Rand verkauft und dadurch knapp 480 Millionen Euro eingespielt. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres hatte Steinhoff 20,6 Millionen PSG-Anteilsscheine auf den Markt gebracht und dadurch 290 Millionen Euro eingenommen. Nach dem Verkauf hat Steinhoff noch eine PSG-Beteiligung von rund 16 Prozent gemeldet. Die liegt nach der jüngsten Veräußerung unter 3 Prozent.
Den erneuten Geldzufluss aus den PSG-Papieren kann Steinhoff gut gebrauchen. Der Möbelkonzern kämpft gegen die Zahlungsunfähigkeit, seit die Deutsch-Südafrikaner Anfang Dezember Bilanzunregelmäßigkeiten eingestehen mussten. Daraufhin zog Steinhoff die Zahlen für das Jahr 2016 zurück, später auch die Bilanzen einzelner Gesellschaften für das Jahr 2015. Seit Bekanntwerden der Manipulationen ist der Börsenwert von Steinhoff von einst über 20 auf 2 Milliarden Euro eingebrochen.
Steinhoff erhält Finanzspritze über 200 Millionen Euro
In der vergangenen Woche hatte sich der Aktienkurs leicht erholt, nachdem FINANCE exklusiv erfahren hatte, dass Steinhoff über eine Rettungsfinanzierung im Volumen von 200 Millionen Euro verhandelt. Wenig später bestätigte der Möbelriese die Gespräche offiziell.
Die ersten 60 Millionen Euro aus dem Darlehen sind Ende der vergangenen Woche geflossen. Das sorgte auch für eine Entspannung am Markt: Am heutigen Montagvormittag tendiert die Aktie mit einem Plus von 12 Prozent wieder nach oben. Ein Steinhoff-Wertpapier wird mit 57 Cent aber immer noch auf niedrigem Niveau gehandelt.
Mit einigen Banken verhandelt Steinhoff nun über Stillhalteabkommen. Dadurch will der Möbelkonzern sichergehen, dass die Geldgeber Kredite nicht fällig stellen. Am kommenden Freitag will sich Steinhoff mit seinen Gläubigern treffen. Zu den Geldgebern gehört Medienberichten zufolge auch die Commerzbank, die mit einem dreistelligen Millionenbetrag engagiert sein soll.
PE-Häuser schielen auf Steinhoff-Tochter Poundland
Auch wenn die Verhandlungen mit den Geldgebern positiv verlaufen, ist es gut möglich, dass Steinhoff noch weiteres Geld benötigt, um die finanzielle Schieflage hinter sich zu lassen. Steinhoff hatte zuletzt verkündet, sich von weiteren Töchtern trennen zu wollen und so bis zu 1 Milliarde Euro einnehmen zu wollen.
Medien berichten nun, dass es sich dabei unter anderem um die britische Tochter Poundland handeln könnte. Diese hatte Steinhoff erst im vergangenen Jahr für etwas mehr als 700 Millionen Euro gekauft. Laut dem britischen „Telegraph“ positionieren sich Private-Equity-Investoren wie Apax und KKR für einen M&A-Deal.
Info
Weitere Erkenntnisse zur Krise bei Steinhoff erfahren Sie in der kommenden Printausgabe von FINANCE, die am 26. Januar erscheint, und auf unserer FINANCE-Themenseite zu Steinhoff.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.