Seit einigen Wochen baut der US-Investor Ray Dalio über seinen Hedgefonds Bridgewater seine Short-Positionen gegen europäische Aktien immer weiter aus. Auch deutsche Dax-Konzerne sind bereits seit einigen Wochen im Visier des Investors – und in den vergangenen Tagen hat er einige seiner Positionen noch einmal deutlich ausgebaut. Bei Siemens, der Allianz, BASF und Bayer hat der Investor sogar schon die 1-Prozent-Marke geknackt. Bei der Deutschen Bank geht der Investor ebenfalls stärker short: Mit einigem Auf und Ab hat Bridgewater jetzt eine Position von 0,93 Prozent am Grundkapital der Bank aufgebaut.
Neu im Fokus des Hedgefonds ist auch der Autobauer BMW. Hier hat Bridgewater eine Shortposition von 0,51 Prozent am Grundkapital aufgebaut. Außerdem ist der Hedgefonds noch bei Fresenius (0,75 Prozent), Adidas (0,9 Prozent), E.on (0,97 Prozent), Deutsche Post (0,8 Prozent), Deutsche Telekom (0,7 Prozent), SAP (0,91 Prozent) und weiteren short.
Die Shortpositionen bei den einzelnen Unternehmen gehen aus dem Bundesanzeiger hervor, wo alle Nettoleerverkaufspositionen gemeldet werden müssen, die mehr als 0,5 Prozent des ausstehenden Aktienvolumens des betroffenen Unternehmens ausmachen. Die Daten werden allerdings mit einiger zeitlichen Verzögerung auf der Internetseite veröffentlicht.
Bridgewater reichen kurzfristige Gewinne nicht
Shortseller leihen sich Aktien von Unternehmen bei Banken und Brokerhäusern, um sie anschließend zu verkaufen. Sie spekulieren darauf, dass der Kurs sinkt, um sie dann billiger zurückzukaufen, so auch der Hedgefonds Bridgewater, der rund 160 Milliarden Dollar verwaltet. Und ihm reichen dabei offensichtlich die Gewinne nicht, die der Investor schon kurzfristig hätte einstreichen können: Seit Ende Januar baut Bridgewater die Shortpositionen auf, damals lag der Dax noch bei über 13.000 Punkten. Mittlerweile ist er unter die 12.000 gerutscht.
Kurzfristig könnte die Wette also aufgehen. Langfristig gesehen ist die Entwicklung deutlich unklarer: Als „waghalsige Wette“ bezeichnet Jan Edelmann von der HSH Nordbank das Shorten der Dax-Konzerne. Gerade deutsche Exporteure aus der Chemie-, Automobil- und anderen Branchen dürften von einer zunehmenden Wachstumsdynamik in den Schwellenländern profizieren, zitiert die Nachrichtenagentur Dpa-AFX den Volkswirt.
Auf die Wette gegen Europa angesprochen, gab Karen Karniol-Tambour, Head of Investment Research bei Bridgewater, in einem Interview kürzlich zu bedenken, dass längst nicht alle Positionen des Investors, beispielsweise Long-Positionen, öffentlich bekannt gegeben werden. Die öffentliche Wahrnehmung sei daher oft irreführend – man sehe nur einen sehr kleinen Teil der Instrumente, die der Investor einsetzt.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.