K+S hat einen neuen Schuldschein über insgesamt 600 Millionen Euro begeben. Das teilte der hessische Salz- und Düngemittelkonzern heute mit. Einen genauen Verwendungszweck nannte K+S- Finanzchef Burkhard Lohr nicht. Lohr erklärte lediglich, die Emission diene der Liquiditätsstärkung und sichere K+S mehr Flexibilität, da bestehende Kreditlinien bei den Banken reduziert werden könnten.
Laut Geschäftsbericht 2015 verfügt K+S über eine zugesagte Konsortialkreditlinie von 1 Milliarde Euro, die derzeit aber nur „in geringem Umfang“ ausgenutzt sei, wie ein K+S-Sprecher auf FINANCE-Anfrage erklärte. Letztlich polstert Lohr mit dem Schuldschein also den Bestand an allzeit verfügbaren liquiden Mitteln auf und verlängert die Laufzeit der Fremdfinanzierung erheblich. Die verschiedenen Tranchen des K+S-Schuldscheins laufen zwischen drei und sieben Jahren.
Platziert wurde der Schuldschein von der BNP Paribas, der Commerzbank, der Landesbank Hessen-Thüringen und der UniCredit (ehemals HypoVereinsbank). Laut Unternehmensangaben zeichneten den Schuldschein rund 80 Investoren, der durchschnittliche Zinssatz beträgt 1 Prozent. Zum Vergleich: K+S hat auch drei Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro ausstehen, die mit Kupons zwischen 3,0 und 4,125 Prozent verzinst werden. Sie laufen in den Jahren 2018, 2021 und 2022 aus.
Legacy-Projekt in Kanada: K+S hat hohe Schulden angehäuft
Dass Finanzchef Lohr mit dem neuen Schuldschein den Schwerpunkt der Fälligkeiten auf Ende des Jahrzehnts legt, ist kein Zufall, sondern entspricht dem ungewöhnlichen Geschäftsprofil von K+S. Der kürzlich aus dem Dax abgestiegene Rohstoffkonzern hat in den zurückliegenden vier Jahren fast 3 Milliarden Euro in die Erschließung der Kalimine „Legacy“ in Kanada investiert, die im Herbst dieses Jahres in Betrieb gehen soll.
Dadurch schiebt der Konzern, der früher immer für eine grundsolide Bilanz bekannt war, inzwischen Nettoschulden von 2,4 Milliarden Euro vor sich her, die im laufenden Jahr durch die letzten noch fälligen Investitionen in Kanada auf rund 3 Milliarden Euro sogar noch weiter ansteigen werden. Am Jahresende dürfte die Nettoverschuldung den Wert von 3x Ebitda erreichen.
K+S plant mit Ebitda von 1,6 Milliarden Euro bis 2020
Doch mit dem Produktionsstart von Legacy werden die Investitionen ab dem kommenden Jahr massiv zurückgehen, während spätestens ab 2018 die ersten nennenswerten freien Cashflows aus dem Kanadageschäft zu erwarten sind. Lohr prophezeit, dass die Verschuldung von K+S dann zügig zurückgehen wird, während der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bis 2020 auf 1,6 Milliarden Euro ansteigen soll – von knapp 1 Milliarde Euro in diesem Jahr.
Entwickelt sich das Geschäft tatsächlich so wie geplant, könnte Lohr, der derzeit als Topfavorit für die anstehende Nachfolge von Konzernchef Norbert Steiner gehandelt wird, einen nennenswerten Teil der auslaufenden Anleihen womöglich sogar aus dem Cashflow zurückführen und so die Bilanzrelationen wieder auf die früher gewohnten Niveaus verbessern. Allerdings haben Analysten und Investoren erheblichen Zweifel an der Gewinnprognose, da rückläufige Absatzpreise und Produktionseinschränkungen bei den Minen im hessisch-thüringischen Grenzgebiet K+S zu schaffen machen. Möglicherweise drohen K+S sogar noch Strafzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe wegen vermeintlich nicht gesetzeskonformer Abwasserentsorgung in den frühen 2000er-Jahren.
K+S liegt mit Schuldschein im Trend
Mit der Schuldscheinemission nutzt auch K+S in das boomende Marktumfeld bei Schuldscheinen, das auch anderen Emittenten mit einem nicht ganz unproblematischen Investmentcase zuletzt erstklassige Finanzierungskonditionen ermöglichte, beispielsweise dem Autobauer Porsche und dem Landmaschinenhersteller Claas. Auch in diesem Jahr ist der Schuldscheinmarkt gut angelaufen. Bereits nach dem ersten Quartal lag laut Marktdaten von Thomson Reuters das gesamte Emissionsvolumen bei 7,75 Milliarden Euro. Die zu Aldi-Süd gehörende Lebensmittelkette Hofer sammelte mit 1,6 Milliarden Euro den größten Betrag ein.
Vor rund einer Woche ging erst der Arzneimittelkonzern Stada mit 350 Millionen Euro an den Schuldscheinmarkt. Den Rekord hält weiterhin der Getriebehersteller ZF Friedrichshafen mit einem Emissionsvolumen von 2,2 Milliarden Euro.
Info
„Der große Bluff“: Eine ausführliche Analyse zur aktuellen Lage von K+S ein Jahr nach dem Übernahmeduell mit Potash finden Sie in der kommenden Ausgabe des FINANCE-Magazins – ab Freitag am Kiosk, im Abo oder hier als e-Paper.