Sie arbeiten mit verschiedenen Firmenkunden-Fintechs zusammen. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, ob Sie bei einem Fintech eine Beteiligung anstreben oder es bei einer Kooperation belassen?
Bei einer Kooperation wird meist eine Produkt- oder Service-Leistung eingekauft, bei einer Beteiligung geht es eher darum gemeinsam etwas Neues zu entwickeln. Zunächst fragen wir uns aber immer, ob wir es nicht selbst machen können. Manches können wir, manches nicht. Anderes könnten wir, es wäre aber zu teuer oder würde zu lange dauern. Beteiligungen sind dann sinnvoll, wenn die Zusammenarbeit so wichtig ist, dass die Bank von der Entwicklung des Partners ein Stück weit abhängig ist.
Können Banken Fintechs überhaupt besitzen, ohne sie zu zerstören?
Wenn man ein Fintech vollständig übernimmt, darf man es sich nicht einverleiben. Wir haben am Beispiel Interhyp schon gezeigt, dass wir das sehr gut hinbekommen. Bei unserer jüngsten Akquisition Lendico gehen wir ähnlich vor - das Unternehmen hängt nicht einmal an unserer deutschen AG. Natürlich besteht die Gefahr, dass einem Fintech zu viel Bank übergestülpt wird. Aber wir wissen genau, dass die Mitarbeiter in den Fintechs aus bestimmten Gründen genau dort und nicht bei einer Bank arbeiten. Darum sind wir bestrebt, die bisherigen Freiheiten so weit wie möglich zu belassen. Das hat natürlich Grenzen, aber seien wir ehrlich: Andere Investoren wie Venture Capital setzen zum Teil auch sehr enge Rahmen.
Wie passt ein Fintech wie Lendico in Ihre Firmenkundenstrategie?
Lendico ist ein wichtiger Pfeiler in unserem künftigen SME-Geschäft. Aber natürlich wird es nicht das einzige Produkt und auch nicht das einzige Fintech sein, das für uns in diesem Segment eine Rolle spielt. Das darf auch nicht sein, wenn man das ganze Ökosystem betrachtet und in einer Plattform-Ökonomie denkt.
Es wird andere Anbieter geben – Stichwort Big Tech –, die Plattformen bauen und Banken eher anflanschen werden …
Das ist richtig. Wir sehen in anderen Ländern, dass das bereits passiert. In Deutschland verhindert zwar die Regulatorik teilweise eine rasche Marktveränderung. Aber als Bank müssen wir natürlich die Frage beantworten, wie wir die Kundenbeziehung behalten und nicht zum Produktlieferant in einer Wertschöpfungskette degradiert werden, die ein anderer kontrolliert. Ich glaube fest daran, dass wir – gemeinsam mit Fintechs – unsere enge Beziehung zum Kunden besser verteidigen können als allein.