Der Hamburger Immobilienkonzern Adler Real Estate wollte die Macht beim österreichischen Konkurrenten Conwert übernehmen. Der Verwaltungsrat des Wiener Unternehmens (ähnlich dem deutschen Aufsichtsrat, aber gegenüber der Geschäftsführung weisungsbefugt) sollte von fünf auf vier Mitglieder schrumpfen. Drei davon sollte Adler auswählen. Doch jetzt hat Adler alle Tagesordnungspunkte zurückgezogen.
Die außerordentliche Hauptversammlung war eigens für die geplanten Anträge von Adler (mit 22,37 Prozent größter Einzelaktionär) einberufen worden. Adler hatte das Ziel, die inklusive dem eigenen Anteil benötigten 75 Prozent der stimmberechtigten Aktionäre für die Änderungsanträge zu überzeugen – um durch den reformierten Verwaltungsrat mehr Einfluss bei dem Konkurrenzunternehmen zu erlangen.
Stattdessen nahm Adler jetzt den Kompromiss an, den Conwert schon zuvor gemacht hatte: Und zwar, Adler-Aufsichtsratschef Dirk Hoffmann als fünftes Mitglied in das Gremium zu wählen – die Stelle ist zur Zeit offen –, den Verwaltungsrat aber weder zu verkleinern, noch weitere Vertreter auszutauschen.
Conwert und Adler finden in Dirk Hoffmann einen Kompromiss
Das Adler-Management hat offenbar erkannt, dass es die erforderliche Unterstützung der Conwert-Aktionäre nicht bekommen würde. Schon im Vorfeld hatten sich wichtige Aktionärsberater gegen den Adler-Vorstoß gestellt, der Investor Fidelity hatte ebenfalls angekündigt, gegen Adler zu stimmen. Unmittelbar vor Beginn der Hauptversammlung positionierte sich dann auch noch der Londoner Finanzinvestor Petrus Advisers – mit etwa 6 Prozent an Conwert beteiligt – öffentlich gegen Adlers Position. Petrus galt als der wichtigste Verbündete Adlers bei der Kritik an den vermeintlich zu wenig ambitionierten Geschäftszielen der Conwert-Führung.
Adler deutet den Rückzug in seiner Pressemeldung als Erfolg. Jetzt sei das Unternehmen im Verwaltungsrat von Conwert vertreten. „Diese Entscheidung war aus unserer Sicht überfällig“, erklärt der Konzern. Conwert-CEO Wolfgang Beck zeigte sich erleichtert ob der gefundenen Kompromisslösung. Er sei „zuversichtlich, nun mit allen Aktionären wieder zu einem konstruktiven Dialog zurückzukehren“, sagte er.
Ursprünglich wollte Adler stärkere Kostensenkungen und eine Deutschland-Expansion bei Conwert durchsetzen. Adler ist seit Sommer 2015 Großaktionär und ließ sich seine Beteiligung am Konkurrenzunternehmen immerhin 285 Millionen Euro kosten. Nach zahlreichen Zukäufen ist Adler allerdings hoch verschuldet, was das Management unter einen gewissen Zeitdruck setzt, die Beteiligung profitabler zu machen. Für einen Minderheitsanteil ohne Chancen, Einfluss auf die Geschäftsstrategie zu nehmen, ist recht viel Kapital von Adler in der Conwert-Beteiligung gebunden.