Adler besitzt 22 Prozent der Conwert-Aktien und hat eine außerordentliche Hauptversammlung beantragt, um drei von vier Verwaltungsräten zu ersetzen. Im Juni wäre die reguläre Hauptversammlung gewesen. Warum diese Eile? Ist bei Conwert Gefahr in Verzug?
Aus unserer Sicht ja. Am Markt gibt es Gerüchte, dass Conwert Transaktionen plant, von denen wir nichts wissen. Adler Real Estate ist der größte Aktionär von Conwert, und trotzdem gibt uns der Vorstand nur die gleichen Informationen wie jedem Kleinanleger. Deshalb sehen wir durchaus Gefahren für den Wert unserer Anteile und wollen stärker eingebunden werden.
Es bestehen Zweifel, ob das im Interesse des Unternehmens wäre. Es wird behauptet, dass Ihre strategischen Forderungen darauf hinauslaufen, dass Conwert am Ende die gleiche aggressive Bilanz haben wird wie Adler. Ihr Verschuldungsgrad liegt bei 67 Prozent, um Goodwill und Wandelanleihen bereinigt sogar bei über 80 Prozent. Das ist weit mehr als der Marktdurchschnitt.
Dieser Vorwurf ist nicht korrekt. Im Kern haben wir zwei strategische Forderungen an die Conwert-Führung: Erstens mehr Ehrgeiz bei den Kostensenkungen, und zweitens eine deutlich schnellere Fokussierung des Immobilienportfolios von Conwert auf den deutschen Wohnungsmarkt. Muss das zwingend eine Änderung der Bilanzstruktur zur Folge haben? Nein! Wenn die Conwert zügig ihre Non-Core-Immobilien veräußern und die Erlöse in den Kauf von Wohnportfolios in Deutschland reinvestieren würde, müsste der Leverage von Conwert am Ende nicht unbedingt höher liegen als heute.
Conwert-Verwaltungsrat: Sind die Kandidaten von Adler unabhängig?
Der zweite Vorwurf an Adler ist, dass Sie mit Ihren Personalvorschlägen in Wahrheit eine „kalte Übernahme“ planen und die Kontrolle über Conwert erringen wollen. Sie weisen das weit von sich. Doch von den drei Personen, die Sie in den Conwert-Verwaltungsrat wählen lassen wollen, ist einer Ihr Aufsichtsratschef, und die beiden anderen haben Verbindungen zu Ihrem Unternehmen. Warum haben Sie keine wirklich neutralen Kandidaten für den Verwaltungsrat vorgeschlagen?
Unsere beiden externen Kandidaten Wijnand Donkers und Hermann Wagner sind unabhängig. Die Immobilienbranche ist so überschaubar, da kennt so gut wie jeder jeden. Wir können nicht nachvollziehen, dass die Gegenseite daraus eine vermeintliche Abhängigkeit zu konstruieren versucht. Wir verfolgen unser Interesse als größter Einzelaktionär, denn immerhin haben wir für unseren Anteil rund 285 Millionen Euro investiert. Wir wollen, dass sich Conwert im Sinne des Shareholder-Value rasch verbessert, brach liegenden Werte nutzt und den Unternehmenswert weiter steigert. Das ist aus unserer Sicht leicht möglich, denn Conwert hängt die Ziele viel zu niedrig. Statt Kosteneinsparungen von 20 Prozent wären mindestens 40 Prozent möglich. Das wäre im Interesse aller Aktionäre.
War es ein taktischer Fehler, dass Sie sich bei der Benennung Ihrer Kandidaten im Vorfeld nicht mit anderen Conwert-Aktionären abgestimmt haben?
Nein, wir haben das aus gutem Grunde nicht getan. Eine Absprache mit anderen Aktionären hätte gegen das sehr restriktive österreichische Übernahmerecht verstoßen.
Wären Sie jetzt bereit, sich auf Kompromisskandidaten zu verständigen?
Man soll niemals nie sagen. Aber eine Einigung vor der außerordentlichen Hauptversammlung am 17. März stelle ich mir sehr schwer vor.
Adler-Vorstand Krienen: „Es wird ein kritisches Aktionärsvotum geben“
Die beiden wichtigen Aktionärsberater ISS und Glass Lewis empfehlen den Anlegern, die Adler-Vorschläge abzulehnen. Ist das nicht schon das Aus für Ihre Kampagne?
Nein, das ist es nicht. Wir sprechen intensiv mit vielen Großaktionären von Conwert. Insbesondere Investoren aus Österreich, die Conwert schon länger begleiten, lassen sich durchaus von unserer Meinung überzeugen – unabhängig von den Empfehlungen, die ISS und Glass Lewis abgeben. Viele Investoren teilen unsere Meinung. Sie sind darüber beunruhigt, dass die Conwert-Verwaltung viel zu langsam und in einigen Bereichen auch erfolglos ist, zum Beispiel bei der fehlgeschlagenen Platzierung einer Anleihe, was Conwert am Kapitalmarkt viel Vertrauen gekostet hat und die künftige Mittelbeschaffung nicht einfacher macht. Auch zeigen sich viele Investoren enttäuscht, dass Conwert sich nicht rasch genug von Non-Core-Immobilien trennt und so auch nicht genügend Mittel generiert, um vor allem die Chancen am deutschen Wohnimmobilienmarkt wahrnehmen zu können.
Glass Lewis bezeichnet Ihre Kritik an der Strategie von Conwert als „unbegründet“ und die Grundlage Ihres Vorgehens als „dünn“. Auch viele Analysten sind kritisch, bewerten Ihre Initiative als nicht hilfreich.
Nicht jeder teilt diese Meinung…
… aber wichtige Adressen. Auch der Großaktionär Fidelity, der 8 Prozent an Conwert hält, will gegen Sie stimmen.
Warten wir mal ab, was am 17. März passiert. Ein kritisches Aktionärsvotum wird es auf jeden Fall geben, selbst wenn wir die nötige HV-Mehrheit am Ende nicht erreichen.
Was würden Sie im Fall einer Niederlage machen? Sich zurückziehen? Oder Ihren Anteil weiter aufstocken?
Wir würden auf jeden Fall nicht den Kopf in den Sand stecken, und im Juni steht ja auch schon die nächste Hauptversammlung an. Wir würden uns sicher nicht zurückziehen und unser Aktienpaket am Markt verkaufen, sondern uns weiter für unsere Sache einsetzen – im Interesse aller Aktionäre.