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Aheim-Partner Frank Henkelmann: „Pulver haben wir noch genug“

Die Aheim-Führung Frank Henkelmann, Peter Blumenwitz und Herbert Seggewiß: Der aktuelle Fonds ist nahezu ausinvestiert. Jetzt geht's in Fundraising.
Aheim Capital

Aheim ist im Moment mächtig aktiv am M&A-Markt. Mit dem Dienstleister Aqua Vital und dem Chemieunternehmen Ecronova haben Sie über den Sommer zwei Portfoliounternehmen verkauft, von Remy & Geiser haben Sie sich im vergangenen Herbst getrennt. Warum so viele Exits auf einmal?
Weil  die Firmen sich in den vergangenen Jahren sehr gut weiterentwickelt haben und wir den Zeitpunkt für günstig halten. Im Marktsegment über uns – dem Mid-Market – herrscht ein starker Wettbewerb unter den PE-Investoren. Davon profitieren wir, sobald es uns gelingt, unsere Small-Cap-Investments in den Mid-Cap-Bereich hinauf zu entwickeln.

Jetzt haben Sie Ihr Pulver aber verschossen, es sind nur noch zwei Unternehmen in Ihrem Portfolio.
Das ist richtig – die Metzgereikette Zeiss und die frühere Lufthansa-Tocher time:matters sind derzeit die einzigen Portfoliogesellschaften. Aber Pulver, wie Sie es nennen, haben wir noch genug. Wir planen daher auch, in den nächsten Monaten noch ein oder zwei Neu-Investments zu machen.

Obwohl Sie schon so intensiv am Abverkauf Ihres Portfolios arbeiten?
Ja, unser Zeitplan lässt das zu. Unser Fonds ist Jahrgang 2007. Unsere Investitionsphase dauert nicht mehr lang, aber noch bis deutlich in das Jahr 2014 hinein. Und unsere Dealpipeline ist prall gefüllt.

Bei intensivem Wettbewerb um die Targets, nehmen wir an.
Nein, tatsächlich überhaupt nicht. Wir investieren in Unternehmen mit Umsätzen zwischen 10 und 75 Millionen Euro und schauen uns Firmen ab einem Ebitda von 1,5 Millionen Euro an. In diesem Marktsegment gibt es nicht viele professionelle Anbieter. Wir sehen auch nicht, dass besonders viele Fonds aus höheren Marktsegmenten in unseren Small-Cap-Bereich drängen. Es wächst allenfalls der Wettbewerb durch die Family Offices, die immer professioneller nach eigenen Direktinvestments suchen. Diese Konkurrenten nehmen wir sehr ernst. Die Family Offices agieren in der Regel ziemlich schnell, weil sie nicht auf Bankfinanzierungen angewiesen sind, und sie treten oft mit einem Buy-and-Hold-Ansatz an. Viele Unternehmer schätzen das. Aber auch wir sind flexibel, wir gehen Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen ein und sind neben klassischen Nachfolgeregelungen auch offen für Spezialthemen wie zum Beispiel Carve-outs, Management Buy-ins oder Owner Buy-outs.

Fonds Aheim II: Fast 50 Prozent größer als der erste

Sie präsentieren schon die Argumente für Ihr Fundraising!
Das sind immer unsere Argumente. Aber Sie haben natürlich Recht: Bei uns steht das Fundraising an. Wir planen, im vierten Quartal damit zu starten. Bei unserem Fundraising werden wir mit dem renommierten Londoner Placement Agent Acanthus zusammenarbeiten.

Im Gegensatz zu Ihrem ersten Fundraising müssen Sie diesmal ohne die Unterstützung Ihres damaligen Partners Buchanan auskommen.
Das ist kein Problem, die Investorenkontakte haben wir schon damals überwiegend unabhängig von Buchanan entwickelt. Von daher hat sich nichts geändert.

Das Umfeld für Fundraisings gilt als hart.
Diese Einschätzung teile ich. Man kann sogar sagen: Das Umfeld ist binär. Entweder es geht ganz schnell mit dem Fundraising, oder es klappt überhaupt nicht. Wir wissen, dass viele institutionelle Investoren gerade intensiv über ihre Strategie im deutschen PE-Markt nachdenken – aber in ganz verschiedene Richtungen. Die einen überlegen, aufzustocken, andere wollen sich zurückziehen, wieder andere die Auswahl ihrer Zielfonds verändern. Aber im Grundsatz ist bei den Investoren die Stimmung gegenüber Private-Equity-Investments im deutschen Mittelstand gut. Viele haben in der letzten Zeit erhebliche Rückflüsse aus ihren PE-Investments erhalten, und einigen Fund of Funds ist es gelungen, selbst zusätzliche Gelder einzuwerben. Ich glaube nicht, dass das schwierige Fundraisingumfeld ein generelles Branchenthema ist. Es ist das Problem einzelner PE-Häuser.

Die Performance vieler deutscher PE-Fonds war aber auch nicht gerade überragend.
Das mag sein, aber es gibt zahlreiche positive Ausnahmen und wir brauchen uns – auch im internationalen Vergleich – nicht zu verstecken. Wir haben noch 25 Prozent nicht abgerufene Gelder und zwei Unternehmen im Portfolio, gleichzeitig aber schon grob 90 Prozent der investierten Mittel an unsere Investoren zurückgeführt. Und wir haben ein klares Alleinstellungsmerkmal, denn im Small-Cap-Segment gibt es nicht viele derart erfahrene und professionell aufgestellte PE-Investoren wie Aheim. In unserem Sweet Spot sind nicht viele Teams in der Lage, komplexe Transaktionen zu machen. Und glauben Sie mir: M&A-Deals von der Stange sind im Small-Cap-Bereich selten.

Wie viel Geld wollen Sie einsammeln?
Unser Zielvolumen ist 100 Millionen Euro, unser aktueller Fonds kommt inklusive eines Parallelfonds auf 70 Millionen Euro. Wir wollen wachsen.  Zum einen, um auch Buy-and-Build-Situationen sowie All-Equity-Transaktionen verfolgen zu können. Zum anderen gehört es zu unserer Strategie, aktiv auf potentielle Zielunternehmen zuzugehen. Dafür braucht man gute Leute. Damit die Mannschaft wachsen kann, soll auch unser Fonds wachsen – ohne dabei unser angestammtes Zielsegment zu verlassen.