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Alstom: Joe Kaesers Schachzug

Geschickter Schachzug von Siemens-Chef Joe Kaeser: Für Alstom holt er sich Schützenhilfe aus Japan.
Siemens

Überraschender Schachzug im Bieterstreit um den angeschlagenen Alstom-Konzern: Während die ganze Welt gebannt wartete, ob sich Siemens tatsächlich zu einem riskanten und milliardenschweren Gegenangebot für den französischen Industriekonzern hinreißen lassen würde, präsentieren die Münchner am Wochenende nun aller Voraussicht nach einen Plan B.

Statt sich im Alleingang an Alstom womöglich zu überheben – jedenfalls aber beträchtliche Transaktionsrisiken auf sich zu nehmen – , präsentiert sich Siemens nun als Teil eines (möglichen) Bieterkonsortiums und zwar – Trommelwirbel – mit Mitsubishi Heay Industries (MHI), einem Konkurrenten der Münchner. In der GE-Zentrale wird die neue Wendung wenig Freude auslösen, konnte der US-Riese, der Siemens vor dessen Haustür angreifen will, doch bisher darauf hoffen, dass die Kartellbehörden bei einer Alstom-Übernahme durch Siemens eingreifen würden.

Nun aber könnte das breite Portfolio des „multinationalen französischen Konglomerats“, wie Siemens Alstom bezeichnet, zwischen den Partnern aufgeteilt werden. Dass sich Siemens, von der französischen Regierung als weißer Ritter herbeigerufen, für die Gasturbinen, aber nicht für die Dampfturbinen von Alstom interessiert, ist kein Geheimnis.

Siemens schmiedet deutsch-japanische Allianz

Das neu formierte Tandem umschmeichelt denn auch gleich den wichtigsten Ansprechpartner im Übernahmegefecht, den französischen Staat. MHI-CEO Shunishi Miyanaga zeigte sich zuversichtlich, „dass wir einen substantiellen Beitrag zu einer partnerschaftlichen Lösung für Alstom leisten können, der einen Mehrwert für alle beteiligten Parteien inklusive des Landes Frankreichs schaffen wird". Derweil freut sich Siemens-Chef Joe Kaeser und sicher auch seine rechte Hand, der neue Siemens-CFO Ralf Thomas, dass MHI Siemens‘ Einladung zur Beteiligung gefolgt ist frei nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Bis Montag wollen Siemens und MHI nun entscheiden, ob sie tatsächlich ein Angebot vorlegen. Eine Überraschung wäre es jetzt nur noch, wenn es nicht käme.

marc-christian.ollrog[at]finance-magazin.de