Am breiten M&A-Markt herrscht Flaute, doch Sie haben dieses Jahr zwei Neuinvestments gemacht, nachdem Sie schon in den letzten Wochen des vergangenen Jahres dreimal zugekauft haben. Woran liegt das?
Wir haben das Glück, dass Distressed Deals nicht so anfällig sind wie andere Segmente des M&A-Marktes. Auch aktuell ergeben sich für uns viele Chancen für Zukäufe, aber man muss genau hinschauen, denn Rückenwind von der Konjunktur gibt es keinen.
Sie haben 2012 zwei spanische IT-Dienstleister übernommen und wollen in Spanien weiter intensiv nach Targets suchen.
Ja, wir betrachten die aktuelle Situation in Europa als große Chance für uns. Überspitzt gesagt, könnte man im Moment halb Südeuropa kaufen, uns ist sogar die griechische Eisenbahn angeboten worden. Aber man muss nicht alles machen.
Der Anteil von Verzweiflungsaktionen an den M&A-Deals in Südeuropa dürfte ja nahe 100 Prozent liegen.
Keinesfalls, in Wirklichkeit sind es zu einem großen Teil nicht die taumelnden lokalen Unternehmensverkäufer, mit denen wir sprechen. Für uns interessant sind die US-Konzerne, die sich aus der Region zurückziehen und ihr Geld, ihre Investments nach Deutschland und Asien verlagern wollen. Das hat dazu geführt, dass deutsche Unternehmen – auch solche in Sondersituationen – inzwischen sogar mit Premiumaufschlägen gehandelt werden, während Sie in Spanien und Italien bei M&A-Deals extrem hohe Risikoabschläge durchsetzen können.
„Es ist nicht alles katastrophal!“
Angesichts der anti-deutschen Stimmung in Südeuropa liegt der Verdacht nah, dass Sie da häufig mit emotionalen Abwehrreaktionen klarkommen müssen.
Selten. US-Verkäufer zum Beispiel sehen das überhaupt nicht emotional, für die ist das reines Portfoliomanagement. Und auch mit lokalen Verkäufern kann man ins Geschäft kommen. Kürzlich haben wir mit einem Unternehmer verhandelt, der im Vertrag festgeschrieben sehen wollte, dass der Earn-out auf jeden Fall in Euro – sofern Deutschland dann noch drin ist – oder in US-Dollar bezahlt werden muss. Auf keinen Fall wollte er in einer möglichen neuen spanischen Währung bezahlt werden. Ist das ein Problem für uns? Manchmal ja, manchmal nein. Solche Zusagen kann man machen, wenn das Zielunternehmen viel internationales Geschäft hat und die Umsätze nicht zu einem großen Teil im Land des Unternehmenssitzes anfallen.
Als Turnaroundinvestor arbeiten Sie intensivmit Ihren Portfoliounternehmen. Lassen sich in einem so rezessiven Umfeld die nicht-deutschen Neuerwerbungen im Moment überhaupt anständig sanieren?
Sie sollten nicht alles über einen Kamm scheren! Ja, das Projektgeschäft in Südeuropa läuft bei fast allen Unternehmen schlecht bis katastrophal, weil fast alle Investitionen auf Eis liegen. Aber auch in Spanien und Italien gibt es Bereiche, die von der Krise nicht so stark betroffen sind. Wir haben letztes Jahr einen spanischen IT-Dienstleister gekauft, der Daten des spanischen Gesundheitssystems wie zum Beispiel Arzt- und Apothekenrechnungen abrechnet. Das wird Spanien immer machen müssen. Außerdem hat die Krise die Gewerkschaften pragmatischer gemacht, und das Arbeitsrecht wurde deutlich gelockert. Es ist nicht alles eine Katastrophe! Sicher ist das Umfeld schwieriger als bei einem deutschen Turnaroundversuch. Aber dafür sind die M&A-Targets im Süden so unglaublich günstig, dass sich ein Deal fast in jedem Szenario, das man sich vorstellen kann, lohnen sollte.
Sie klingen hungrig.
Zwei unserer 20 Portfoliounternehmen kommen im Moment aus Spanien. Wir werden jetzt nicht den Kopf verlieren und alles kaufen, was uns dort angeboten wird. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass der Anteil südeuropäischer Unternehmen in unserem Portfolio in den nächsten Jahren wachsen wird.