Die Aktionäre des Film- und Sportmedienkonzerns Constantin Medien haben aufregende Stunden hinter sich. Erst legten auf der Hauptversammlung am gestrigen Mittwoch Aufsichtsratschef Dieter Hahn sowie CEO Fred Kogel ihre Ämter nieder. Die anschließende Neubesetzung zeigte einen klaren Gewinner: Bernhard Burgener, Chef der Constantin-Tochter Highlight Communications, hat das Aufsichtsgremium mit eigenen Vertrauensleuten besetzt.
Da Burgener und sein strategischer Gegenspieler, Ex-Aufsichtsratschef Hahn, jeweils rund 30 Prozent der Constantin-Aktien kontrollieren, gaben offenbar die Kleinaktionäre den Ausschlag auf der Versammlung. Insgesamt waren gut 76 Prozent der Stimmrechte präsent. Das sechsköpfige Aufsichtsratsgremium wurde gestern vollständig ausgetauscht, der neue Aufsichtsratschef Paul Graf gilt als Vertrauter Burgeners.
Auch im Vorstand wird es Veränderungen geben: CEO Fred Kogel wird sein Amt noch bis zum 22. September ausüben, danach ist für ihn Schluss. Ob womöglich Burgener selbst den Posten übernimmt (er war vor Kogel bereits Chef von Constantin), ist noch offen. Allerdings machte er in seiner Rede schon einmal deutlich, dass er Verantwortung übernehmen wolle. Offen scheint derzeit auch die Zukunft von CFO Peter Braunhofer: Wie das Medienportal DWDL berichtet, sollen die Aktionäre dem CFO sowie auch dem CEO Fred Kogel die Entlastung verweigert haben. Einzig Sportvorstand und Sport1-Vorstand Olaf Schröder sei entlastet worden.
Bernhard Burgener kann Blockade bei Constantin Medien aufheben
Auf der Versammlung ging es phasenweise offenbar hoch her: DWDL zufolge musste das Podium zwischenzeitlich von Security-Mitarbeitern gesichert werden. Mit der personellen Neubesetzung stellt sich nun die Frage, wie es strategisch und finanziell mit Constantin Medien weitergeht. Der nun zurückgetretene Constantin-Aufsichtsratschef Dieter Hahn wollte den Konzern auf die Sportvermarktung ausrichten und das Filmgeschäft abstoßen, Burgener dagegen will beide Geschäftsfelder etablieren. Die beiden hatten sich über die Strategie komplett zerstritten.
Burgener stemmte sich gegen eine Zerschlagung und blockierte den Zugriff des Constantin-Managements auf die Kasse der Tochter Highlight. Sein Trumpf: Das lukrative Filmgeschäft ist eine Tochtergesellschaft von Highlight. Bei Highlight liegt auch der Großteil der Konzernliquidität von 105 Millionen Euro.
Für die Investoren ist die Pattsituation kritisch. Constantin muss am 23. April 2018 eine 65 Millionen Euro schwere Mittelstandsanleihe zurückzahlen sowie die zugehörige Kuponzahlung über rund 4,5 Millionen Euro leisten. Um diese Mittel zu bekommen, stellte das Constantin-Management zuletzt sogar den Verkauf des Herzstücks Sport1 in den Raum.
Was macht Constantin Medien künftig mit Sport1?
Aus strategischer Sicht spricht einiges dafür, dass Burgener den Verkauf von Sport1 wieder abblasen könnte – was allerdings voraussetzt, dass er eine andere Finanzierungslösung findet. Constantin Medien war für nähere Statements zur Finanzierungsstrategie und zu den Verkaufsplänen am Donnerstagvormittag zunächst nicht zu erreichen.
Mit dem vorherigen Aufsichtsratschef Dieter Hahn wird sich auch das neu formierte Constantin-Management allerdings auseinandersetzen müssen: Hahn kontrolliert rund 30 Prozent der Constantin-Aktien und will diesen Anteil weiterhin halten. Seine Stimme wird damit weiterhin Gewicht haben.
Für die Investoren geht die Achterbahnfahrt vorerst weiter. Die Anleihe steht derzeit bei 98 Prozent, nachdem sie Mitte Juli zeitweise auf Werte um 95 Prozent abgesackt war. Der Aktienkurs, der am Mittwochnachmittag einen Sprung von 2 Euro auf 2,15 Euro gemacht hatte, fiel am Donnerstagvormittag wieder auf die 2-Euro-Marke.