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BPO für den CFO: „Deutschland hängt zehn Jahre hinterher“

Beim Thema BPO halten sich deutsche CFOs noch zurück. Das könnte sich bald ändern, glaubt Klaus Nötzold von Hewlett Packard.
Thinkstock / Getty Images

Herr Nötzold, viele CFOs stehen vor der Frage, wie sie die Arbeit der Finanzabteilung effizienter gestalten können. Das Thema Business Process Outsourcing (BPO) scheinen aber trotzdem nur wenige auf der Agenda zu haben.
So würde ich das nicht sehen. Es stimmt, dass Deutschlands Unternehmen beim Thema BPO in der Finanzabteilung deutlich zurückhaltender agieren als andere. Vor allem US-amerikanische und britische Unternehmen haben das Thema schon viel früher aufgegriffen. In den vergangenen Monaten haben wir aber ein zunehmendes Interesse von CFOs an Outsourcinglösungen auch für die Finanzabteilung festgestellt.

Woran liegt das?
Ich denke, dass diese Entwicklung hauptsächlich von der Euro-Krise getrieben wird. CFOs stehen unter einem immer größeren Druck. Sie müssen in der Lage sein, mit ihrer Finanzorganisation flexibel und effektiv auf die Volatilität im Geschäft zu reagieren. Gleichzeitig sollen sie aber die Effizienz ihres Bereichs steigern und zudem das Kerngeschäft ihres Unternehmens aktiv unterstützen. Diese Prämissen unter einen Hut zu bringen ist nicht immer einfach.

Deshalb haben viele Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits Shared Service Center (SSC) eingerichtet – und scheinen damit ganz gut zu fahren.
Das stimmt. Viele Großunternehmen sind in dieser Hinsicht bereits gut mit zentralen Strukturen aufgestellt, fragen sich aber jetzt, ob und wie sie die Effizienz noch weiter steigern können. Hier kommen viele an den Punkt, wo sie alleine nicht mehr viel ausrichten können, wo aber spezialisierte Dienstleister durchaus noch Potentiale heben können. Im gehobenen Mittelstand ist die Situation etwas anders. Hier wird längst noch nicht so viel mit SSCs gearbeitet, und viele Geschäftsführer oder Finanzvorstände überlegen zu Recht, ob sie nicht direkt einzelne Bereiche auslagern können.

Welche Bereiche bieten sich denn für BPO besonders an?
Typischerweise sind das transaktionsbasierte Services und regelbasierte Prozesse wie die Führung der Neben- und Hauptbücher. Bereiche wie Finanzplanung, Budgetierung und der Managementsupport bleiben im Unternehmen, das wollen die CFOs selbst machen.

Und ab welcher Unternehmensgröße macht Outsourcing überhaupt Sinn?
Aus unserer Erfahrung sollte die Finanzbuchhaltung mindestens 100 Mitarbeiter umfassen, damit sich dieser Schritt überhaupt lohnt.

Die Lohnkluft zu den klassischen Outsourcing-Locations schließt sich aber doch rapide. Wie können Sie da langfristig überhaupt Einsparpotentiale realisieren?
Das stimmt zwar, ist aber zu kurz gedacht. Der Arbeitskostenunterschied zwischen Osteuropa und Deutschland beispielsweise ist zwar immer noch signifikant, aber er schrumpft. Langfristig kann daher kein Outsourcingmodell nur auf Lohnunterschieden basieren. Aber heutzutage ist es so, dass BPO-Anbieter den Mehrwert zunehmend durch Standardisierung und Automatisierung durch Technologieeinsatz schaffen. Unser Selbstverständnis und Anspruch ist es ja nicht, dass wir irgendwo auf der Welt billigere Arbeitskräfte einstellen und damit Lohnarbitrage betreiben. Vielmehr machen wir das, was andere Unternehmen als Supportprozess verstehen, zu unserem Kerngeschäft und können es deshalb besser, schneller und preiswerter anbieten. Die Logik ist dieselbe wie bei jedem spezialisierten Zulieferer in einer industriellen Wertschöpfungskette.

Hier sprechen wir aber von meist individualisierten Prozessen und hochsensiblen Daten. Da wird so manchem CFO angst und bange, wenn er die nach außen geben soll.
Deshalb gehen wir bei der Auslagerung äußerst behutsam vor. Im ersten Schritt bilden wir die Services 1:1 so ab, wie der Kunde das zuvor mit seinen eigenen Leuten getan hat. Gleichzeitig auslagern und umstrukturieren führt häufig zu Schwierigkeiten. Erst im zweiten Schritt standardisieren wir weiter und setzen auf unsere bestehenden Strukturen auf. Das heißt, die Prozesse werden über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren in enger Abstimmung mit dem Kunden behutsam angepasst.

sarah.nitsche(*)finance-magazin(.)de