Ein unbestelltes Feld hinterlassen – das wäre für Symrise-CFO Bernd Hirsch nicht in Frage gekommen. Bereits im März hatte der Finanzchef angekündigt, den Aroma- und Duftstoffproduzenten zum Jahresende nach sechs Jahren verlassen zu wollen. Im September gab Symrise dann bekannt, den amerikanischen Konkurrenten Pinova für rund 400 Millionen US-Dollar übernehmen zu wollen. Jetzt hat Hirsch den Deal noch schnell finanziert – mit einem Schuldscheindarlehen über 500 Millionen Euro.
Eine halbe Milliarde Euro – angesichts der Volumina, die man dieses Jahr schon gesehen hat, klingt das zwar fast schon unspektakulär: ZF und Mann + Hummel platzierten Jumbo-Schuldscheine über 2,2 respektive 1,1 Milliarden Euro. Die Konditionen, die Hirsch erzielen konnte, dürften aber den einen oder anderen CFO-Kollegen vor Neid erblassen lassen: Die kurze Fünfjahrestranche soll mit weniger als 1 Prozent verzinst sein, die zehnjährige Laufzeit trägt einen Kupon von deutlich unter zwei Prozent. Mit den genauen Zahlen hält Symrise allerdings hinter den Berg, auch zur siebenjährigen Tranche war nichts zu erfahren. Der Duftstoff- und Aromenspezialist aus Holzminden verfügt zwar über kein externes Rating, die Banken sehen Symrise aber im Investmentgrade.
Die Übernahme von Pinova ist damit auf einen Schlag finanziert. Nur wegen der günstigen Finanzierungskonditionen entscheide man sich aber nicht für eine Akquisition, wie CFO Hirsch jüngst auf der 11. Structured FINANCE erklärte. Er warnte explizit vor dem billigen Geld: „Ich sehe darin die Gefahr, dass man zu kurzfristig denkt und annimmt, dass die Situation so bleibt. Das billige Geld ist verführerisch, Disziplin ist jetzt wichtiger denn je.“
CFO Bernd Hirsch arbeitet ehrgeizige M&A-Agenda ab
Mit Akquisitionen kennt sich Hirsch nur allzu gut aus, Pinova ist bereits der vierte M&A-Streich in seinen sechs Jahren als Symrise-CFO: 2012 und 2013 kaufte das Holzmindener Unternehmen den US-amerikanischen Konkurrenten Trilogy Fragrance und das Duftstoffgeschäft der Belmay Gruppe. Letztes Jahr fädelte der leidenschaftliche Sporttaucher dann den Mega-Deal ein: Für 1,3 Milliarden Euro übernahm Symrise den Nahrungsmittelinhaltsstoffanbieter Diana von einem Eigentümerkreis um den französischen PE-Investor Ardian. Es war ein transformatorischer M&A-Deal, der dem MDax-Konzern den Eintritt in das Segment Heimtiernahrung ermöglichte.
Die Wachstumsgeschichte spiegelt sich auch in den Zahlen wider: 2010, das erste Geschäftsjahr unter CFO Hirsch, erwirtschaftete Symrise einen Umsatz von 1,57 Milliarden Euro. 2014 waren es bereits 2,12 Milliarden und in den ersten neun Monates dieses Jahres legte der Umsatz noch einmal um 30 Prozent zu. Es ist auch der Verdienst des Finanzchefs, dass dieses Wachstum nicht zu Lasten der Profitabilität geht – im Gegenteil: die Ebitda-Marge lag 2014 mit 21,9 Prozent leicht über dem Wert von 2010 (21,1 Prozent) und soll auch in diesem Jahr wieder über 20 Prozent liegen.
Symrise-Aktienkurs vervierfacht sich in sechs Jahren unter CFO Hirsch
Bei den Investoren kommt diese Story sehr gut an: Der Aktienkurs hat sich seit dem Amtsantritt des dreifachen Familienvaters im Dezember 2009 von damals 15 Euro auf heute 62,50 mehr als vervierfacht. Das sticht selbst aus dem sehr guten Börsenklima hervor.
Es überrascht daher nicht, dass Symrise selbst als Target interessant geworden ist. Medienberichten zufolge bereitet ein nicht näher genannter chinesischer Investor gerade ein Übernahmeangebot für die Holzmindener vor. Sollte es wirklich dazu kommen, würde sich Hirschs Nachfolger als CFO, Olaf Klinger, damit herumschlagen müssen.
Dessen Aufgabe wird es auch sein, die Nettoverschuldung zurückzuführen, die vor allem durch die Diana-Übernahme und gestiegene Pensionsverpflichtungen auf rund 1,2 Milliarden Euro (Stand Ende September) angeschwollen ist. Damit belief sich das Verhältnis von Nettoverschuldung zum Ebitda auf zuletzt 2,9x, es liegt außerhalb des mittelfristigen Symrise-Zielkorridors von 2 bis 2,5x.
Wo es Hirsch hinzieht, wollte er FINANCE nicht verraten. Er hat sich bei Symrise aber für spannende neue Aufgaben qualifiziert.
Info
Für ausgezeichnete Leistungen, besonderen Spürsinn oder mutige Entscheidungen zeichnet FINANCE jeden Monat einen Finanzvorstand aus. Welche Finanzchefs die Auszeichnung bislang erhalten haben, lesen Sie auf unserer Themenseite CFO des Monats. Unabhängig davon verleiht die Redaktion jährlich auf dem Kongress Structured FINANCE die Auszeichnung für den CFO des Jahres, die in diesem Jahr Fuchs-Petrolub-CFO Alexander Selent erhalten hat.
Lesen Sie mehr über den Werdegang und die Karriere-Highlights unseres CFOs des Monats im FINANCE-Köpfe-Profil von Bernd Hirsch.