„E.on begrüßt das Angebot von Fortum für Uniper-Aktien“, die Meldung des Energieriesen hallte wie ein Donnerschlag in den Ohren des Uniper-Managements. Diese Woche bestätigten sich die Gerüchte, wonach der Verkauf des Düsseldorfer Kraftwerksbetreibers unmittelbar bevorsteht. E.on will sein 47-Prozent-Paket an Fortum verkaufen.
Der finnische Energieversorger dürfte an einer Mehrheitsübernahme interessiert sein. Für ihn sind vor allem die schwedischen Atomkraftwerke und das Russlandgeschäft von Uniper interessant, andere Geschäfte könnte er abspalten.
Entnervt reagierte insbesondere Uniper-Chef Klaus Schäfer auf die Ankündigung der ehemaligen Muttergesellschaft. Auch CFO Christopher Delbrück dürfte nicht amüsiert gewesen sein. Seit dem Börsengang im September 2016 hat sich der Aktienkurs von knapp über 10 Euro auf heute 23 Euro mehr als verdoppelt.
Delbrück bereitete den Börsengang vor
Ein wichtiger Architekt des Erfolgs ist neben CEO Schäfer der Finanzvorstand des Konzerns. Delbrück hat in zweierlei Hinsicht brilliert: Erst bereitete er den Börsengang passgenau vor, dann verhalf er dem Energiekonzern in den vergangenen zwölf Monaten zu einer ausgesprochen positiven Bilanz. Deswegen ist er unser CFO des Monats September.
2015 hatte E.on den Beschluss gefasst, sich mit dem Uniper-IPO zum Teil aus dem Geschäft mit der konventionellen Energieerzeugung einschließlich der Wasserkraft, dem globale Energiehandel und der Stromerzeugung in Russland zu verabschieden. Im April 2016 entstand die Uniper SE als rechtlich eigenständige Einheit.
Vor dem Gang aufs Parkett mussten CFO Delbrück und sein Team 1.300 Konzerngesellschaften bewerten, doppelt reporten und die IT-Systeme von denen der Mutter trennen. Zudem musste der CFO den Bereich Investor Relations aufbauen, Ratings erstellen lassen und neue Finanzierungen inklusive einem 2-Milliarden-Euro-Kredit einrichten. Das alles in einem Umfeld, in dem den Düsseldorfern mächtig Gegenwind von den Rohstoffmärkten entgegenblies und sich die Stromhandelspreise denkbar schwach entwickelten, wie er dem FINANCE-Magazin in einem Interview kurz nach dem IPO berichtete.
Der IPO glückte: Die Marktkapitalisierung lag nach dem Eröffnungskurs von knapp über 10 Euro bei rund 3,7 Milliarden Euro, das Mindestziel für E.on war damit erreicht.
Sparmaßnahmen, M&A-Deals und Anleiheplatzierungen
Nach dem Gang aufs Parkett leitete Delbrück Sparmaßnahmen ein. Im vergangenen November enterte Uniper erstmals die Anleihemärkte mit einem Benchmark-Deal und konnte dabei günstige Konditionen erzielen. Der Kupon des 500-Millionen-Euro-Papiers beträgt 0,125 Prozent. Beachtlich für ein Unternehmen, das nur knapp im Investmentgrade liegt.
Den Ratingagenturen gefiel die finanzielle Performance der vergangenen Monate: Im Frühjahr 2017 erhöhte S&P den Ausblick für das Uniper-Rating von stabil auf positiv. Der CFO holte sogar noch ein Rating bei Scope ein, die den Energiekonzern mit BBB+ etwas besser bewertet als die angelsächsischen Wettbewerber. Im März war Delbrück auch noch an der M&A-Front aktiv und verkaufte ein Gasfeld in Russland für 1,75 Milliarden Euro. Mit diesem Rückwind knackte der Aktienkurs des Energieunternehmens im August die 20-Euro-Marke, der Marktwert hatte sich also verdoppelt.
In den Dax oder an die Finnen?
Mit Blick auf die Börsenkapitalisierung war es wenig verwunderlich, dass Finanzvorstand Delbrück Anfang September gegenüber „Reuters“ seiner Ambition auf den Dax-Einzug Ausdruck verlieh. Auch weitere Zukäufe stellte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur in Aussicht. Selbst der Bau neuer Kraftwerke sei denkbar.
In diese Überlegungen platzte allerdings die Verkaufsabsicht von E.on. Für den Uniper-CFO wäre der Einstieg der Finnen vermutlich ein Anlass, die Change-of-Control-Klausel in seinem Vertrag zu ziehen. Er dürfte sicher bedauern, die Uniper-Story nicht an der Börse fortsetzen zu können. Allerdings hat sich der bis Ende Oktober noch 50-Jährige durch die Leistung der vergangenen zwei Jahre auch für eine CFO-Rolle in einem anderen Großkonzern empfohlen. Auf einen derart starken Kapitalmarktantritt können schließlich nur wenige Finanzchefs verweisen.
markus.dentz[at]finance-magazin.de
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Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.