Seit gut fünf Jahren ist Klaus Rosenfeld bei Schaeffler, und er kennt das Unternehmen eigentlich nur hochverschuldet. Im März 2009 wechselte der vormalige Banker zu dem Automobilzulieferer, der sich kurz zuvor mit der Übernahme des Wettbewerbers Continental an den Rande des Ruins manövriert hatte. Die finanzielle Vergangenheitsbewältigung dauert für den Zulieferer, der seinen Umsatz im ersten Halbjahr 2014 auf einen Rekordwert von rund 6 Milliarden Euro gesteigert hat, bis heute an. Doch der langjährige CFO und seit Sommer dieses Jahres auch dauerhaft installierte CEO Rosenfeld macht beim Schuldenabbau große Fortschritte.
Die Verbindlichkeiten der Schaeffler Gruppe wurden nach dem M&A-Debakel zwischen der Holding und der operativen Einheit aufgeteilt. Zum 30. Juni dieses Jahres lag die Brutto-Finanzverschuldung der Holding einer Unternehmenspräsentation zufolge bei rund 3,19 Milliarden Euro, auf der operativen Ebene bei gut 6,27 Milliarden Euro.
Klaus Rosenfeld setzt erneut auf den Anleihemarkt
Ein Gesamtvolumen von 1,9 Milliarden Euro stand nun auf Ebene der Holding zur Refinanzierung an, und Rosenfeld hat einen neuen Kreditvertrag mit sechs internationalen Großbanken über 700 Millionen Euro vereinbart. Weitere 1,2 Milliarden Euro hat Schaeffler über insgesamt drei Anleihen in Euro und US-Dollar bei institutionellen Investoren platziert. Die Papiere, von S&P mit „B“ bewertet, haben Laufzeiten von fünf, sieben und acht Jahren, die Verzinsung liegt zwischen 5,75 und 6,75 Prozent.
Die Kapitalkosten dieser neuen Instrumente auf Ebene der Schaeffler Holding sind im Vergleich zum abgelösten Kredit um rund einen Prozentpunkt geringer. Zusätzlich hat das Unternehmen die Fälligkeiten um durchschnittlich zwei Jahre gestreckt.
Rosenfeld kommt das derzeit günstige Finanzierungsumfeld entgegen. Das jüngste Anleihentrio ist nicht sein erster großer Auftritt am Kapitalmarkt in diesem Jahr: Im Mai refinanzierte die Schaeffler Gruppe bereits 3,5 Milliarden Euro, davon 2 Milliarden Euro über Anleihen sowie 1,5 Milliarden Euro über Kredittranchen. Im Zuge dieser Refinanzierung sanken die durchschnittlichen Finanzierungskosten von 5,7 auf 4,6 Prozent jährlich.Rosenfeld freute sich damals über „ein Zinsniveau, das normalerweise Unternehmen im Investment-Grade Bereich vorbehalten ist.“ Das liegt nicht nur an der allgemeinen Zinsentwicklung, sondern auch am Vertrauen, das sich der Frequent Issuer in kürzester Zeit am Kapitalmarkt aufgebaut hat.
Fokus auf Investitionen
Fest steht: Das Projekt Finanzoptimierung wird Rosenfeld weiterhin begleiten. Zum 30. Juni 2014 lagen die externen Netto-Finanzschulden (definiert als Finanzverbindlichkeiten abzüglich Zahlungsmittel ohne Gesellschafterdarlehen) laut Finanzbericht bei knapp 5,8 Milliarden Euro.
Mit den günstigeren Refinanzierungen hat Rosenfeld, ganz CFO, dem Unternehmen dennoch neue Spielräume eröffnet und vor allem wertvolle Zeit gekauft. Der Konzern will Megatrends wie Elektromobilität und Umwelttechnik in seiner Branche mitgestalten, Schlagworte wie Innovationskultur und Pioniergeist prägen die Zielsetzung. Das sind CEO-Themen, für deren Voranbringung Rosenfeld jetzt mehr Luft denn je hat – sein CFO leistet ganze Arbeit.
Info
Für ausgezeichnete Leistungen, besonderen Spürsinn oder mutige Entscheidungen kürt FINANCE regelmäßig den CFO des Monats. Der FINANCE CFO des Jahres – eine Auszeichnung, die Klaus Rosenfeld im Jahr 2009 erhalten hat – wird davon unabhängig am Galaabend der 10. Structured FINANCE am 12. November in Karlsruhe gekürt.
Welche Finanzchefs außerdem noch ausgezeichnet worden sind, erfahren Sie auf unserer Themenseite CFO des Monats.
Mehr zu dem familiengeführten Automobilzulieferer lesen Sie auf unserer Themenseite zu Schaeffler.