Effizienz, Prozessmanagement, Kostenoptimierung: Diese Schlagworte prägten über Jahre hinweg die Rolle des ZF-Finanzchefs Konstantin Sauer. Am Kapitalmarkt war man zwar über ein Schuldscheindarlehen präsent, doch Priorität genossen die internen Prozesse. ZF Friedrichshafen ist in den Händen einer Stiftung, große Selbstdarstellung war die Sache des Zulieferers vom Bodensee bislang nicht. Mit der geplanten Übernahme des US-Konzerns TRW Automotive für rund 13 Milliarden US-Dollar hat sich das schlagartig geändert. Eine hohe Präsenz und ausgeklügelte Hedging-Strategien sind nun vom Finanzchef gefragt. Das Dollar-Exposure des Konzerns steigt durch die transatlantische Übernahme deutlich an, eine sichere Hedging-Struktur ist Pflicht. Doch gleichzeitig ist nicht sicher, dass die Kartellbehörden den Deal am Ende auch durchwinken werden.
Man kann dennoch davon ausgehen, dass Sauer nicht Getriebener, sondern Treiber dieser Transaktion gewesen ist. Der Heilbronner verantwortet neben den Ressorts Finanzen und IT auch M&A sowie die Region Nordamerika. Eine M&A-Transaktion in den USA berührt gleich in zweifacher Hinsicht seine Kernfelder. Das größere Gewicht des US-Marktes stärkt also auch strategische Sauers Rolle im ZF-Konzern.
Zweiter M&A-Deal mit Bosch
Finanzieren will der Konzern die von Citigroup und Deutscher Bank begleitete Transaktion über Kredite und Anleihen. Man wolle konservativ finanzieren, heißt es im Konzern. Experten sehen den Leverage bei weniger als dem Faktor 3. Vom internen Prozessmanagement wird CFO Sauer seinen Fokus dennoch deutlich in Richtung Kapitalmarkt verschieben müssen – eine sicherlich spannende Herausforderung. Doch allein damit ist es nicht getan.
Noch müssen die TRW-Aktionäre und das Kartellamt der Mega-Transaktion zustimmen. Ein kleinerer M&A-Deal ist unterdessen schon angebahnt – vermutlich auch, um vor dem transatlantischen Deal noch Ballast abzuwerfen und die Zustimmung der Kartellbehörden wahrscheinlicher zu machen. 50 Prozent am Lenkungsspezialisten ZF Lenksysteme haben die Friedrichshafener unmittelbar vor dem TRW-Angebot an Bosch verkauft.
Konzernkulturen vereinen
Im Erfolgsfall wird Sauer nach der Übernahme das Delisting der TRW-Aktien in den USA einleiten müssen. Ein weiterer Brocken wird die Integration der neuen Einheit in den ZF-Konzern sein. Die Firmenkulturen eines börsennotierten US-Unternehmens mit denen eines deutschen Stiftungsunternehmens zu vereinen, wird keine einfache Aufgabe. Hinzu kommt das Abtragen des Schuldenbergs von wohl fast 10 Milliarden Euro – am besten noch, bevor in den USA die nächste zyklische Krise des Automarkts ausbricht.
Und das Ganze wird Sauer in einer für ihn neuen Rolle bewältigen müssen: In der Öffentlichkeit und am Kapitalmarkt wird er auf beiden Seiten des Atlantiks künftig deutlich präsenter sein – ein transformatorischer Deal, nicht nur für ZF.
Info
Für ausgezeichnete Leistungen, besonderen Spürsinn oder mutige Entscheidungen kürt FINANCE regelmäßig den CFO des Monats. Der FINANCE CFO des Jahres wird davon unabhängig am Galaabend der 10. Structured FINANCE am 12. November in Karlsruhe gekürt.
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