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CFOs als Szenarioplaner gefragt

Wohin geht die Reise? CFOs sind als Szenarioplaner gefragt.
iStock / Thinkstock / Getty Images

Kaum jemand wagt es derzeit, sich beim Wirtschaftsausblick für 2013 festzulegen. Fehlende makroökonomische Prognosen aber erschweren den Finanzverantwortlichen auch die eigene Planung – zumal innerhalb eines Unternehmens oft ebenfalls keine klare Meinung zu den Aussichten der kommenden Monate herrscht. Für die Studie „Operations-Effizienz-Radar“, die FINANCE exklusiv vorab vorliegt, hat die Unternehmensberatung Roland Berger gemeinsam mit dem Internationalen Controller Verein (ICV) 143 Unternehmen dazu befragt, wie sie mit der Unsicherheit im Markt umgehen und welche Handlungsfelder sie im kommenden Jahr besonders bearbeiten wollen. 30 Prozent der Teilnehmer sind CFOs, 12 Prozent CEOs, 40 Prozent arbeiten als Leiter Controlling. Der Rest erfüllte andere Funktionen in den Unternehmen.

Für viele Umfrageteilnehmer sind erste Auswirkungen der Krise bereits spürbar: Jeder zweite gibt an, dass die anhaltende Unsicherheit sich schon jetzt negativ auf das Geschäft auswirkt oder dies demnächst vermutlich tun werde. Dennoch bereiten sich nur wenige Firmen konkret auf mögliche Krisenszenarien vor.
Dies liegt wohl auch darin begründet, dass die Unternehmen sich oft nicht einmal sicher sind, welche Maßnahmen überhaupt die richtigen wären.

74 Prozent der Befragten sagen beispielsweise, dass es in ihrem Unternehmen keine klare Meinung zu den Auswirkungen der Euro-Krise gibt. „Weil die einheitliche Meinung fehlt, fallen viele Firmen in eine Art Schockstarre“, beobachtet Oliver Knapp, einer der Co-Autoren des Operations-Effizienz-Radar. Nur 28 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen schon konkrete Maßnahmen implementiert habe, um besser durch die Euro-Krise zu kommen; 18 Prozent planen zumindest weitere Schritte, sind aber noch nicht aktiv geworden.

CFOs müssen Meinungen sortieren

Für Knapp sind viele CFOs daher zunächst einmal als Szenarioentwickler gefragt: „Der CFO sollte die verschiedenen Meinungen im Unternehmen sortieren und bewerten. Dafür sollte er mehrere Szenarien entwerfen“, rät Knapp. Idealerweise finde sich letztlich jeder in einem der Szenarien wieder. Anhand zuvor definierter Kennzahlen und Meilensteine kann der CFO dann entscheiden, an welchem Planszenario er sich in den nächsten Monaten orientiert – je nachdem, ob die Zeichen auf Erholung, Krise oder stabiler Entwicklung stehen.

Während jedes Unternehmen individuelle Szenarien nach eigenen Kriterien entwickeln muss, dürften die Muster sich innerhalb einzelner Branchen dennoch ähneln: „Wir beobachten beispielsweise, dass die Chemiebranche optimistischer als der Durchschnitt ins neue Jahr blickt, während die Automobilbranche negativer eingestellt ist“, sagt Knapp.

Für 2013 setzen die Unternehmen laut Operations-Effizienz-Radar auf fokussiertes Wachstum und gesteigerte Kosteneffizienz. Die Identifizierung von Wachstumschancen bleibt dabei der mit Abstand wichtigste Punkt auf der CFO-Agenda. 74 Prozent der Befragten wollen sich dem Thema im kommenden Jahr widmen. Der Aspekt Kosteneffizienz soll vor allem durch Working Capital Management und Controlling abgedeckt werden. So haben 33 Prozent der Befragten angegeben, dass sie die Optimierung ihrer Forderungsbestände „sehr sicher“ geplant haben, 35 Prozent haben die Bereinigung des Produktportfolios auf der To-Do-Liste. Ebenfalls 35 Prozent planen, ihr Controlling  zu stärken. Die Optimierung der Supply Chain steht für 32 Prozent der Befragten auf der Agenda.

Obwohl die nächsten Monate unsicher sind, herrscht bei vielen Unternehmen dennoch eine positive Grundstimmung: Selbst wenn die Euro-Krise sie treffen sollte, sind sich 58 Prozent der Befragten sicher oder sogar sehr sicher, dass ihre Unternehmen sich innerhalb von zwei Jahren wieder erholen würden. Das ist sicherlich ein Szenario, mit dem man leben kann.