Die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus prägen den Arbeitsalltag der Finanzchefs in Deutschland. Das zeigen erste Vorab-Ergebnisse des FINANCE CFO Panels, für das die Redaktion in Kooperation mit Horváth & Partners Finanzchefs in Deutschland anonym zu ihrer aktuellen Markteinschätzung befragt hat. Die mehr als 80 teilnehmenden CFOs beantworteten den Fragebogen zwischen dem 9. und 25. März – genau in der Phase, als der Kampf gegen das Coronavirus immer stärkere Auswirkungen auf das Leben in Deutschland nahm.
In einem Punkt waren sich die Teilnehmer einig: Die Corona-Pandemie ist für sie zurzeit die größte Bedrohung für ihr Unternehmen. Das Risiko einer schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung infolge des Coronavirus gewichten die Finanzchefs im Durchschnitt mit einem Wert von 8,24, wobei der Wert 10 für eine extrem hohe Bedrohung steht. Es ist das erste Mal seit die Frage zu den Risiken 2017 erstmals gestellt wurde, dass die Finanzchefs überhaupt ein Risiko mit einem Wert über 7,10 bewerten. Das Risiko durch Cybercrime-Angriffe – sonst regelmäßig die am meisten gefürchtete Bedrohung – liegt mit einem Wert von 6,69 deutlich dahinter.
Mehrheit der CFOs setzt nicht auf Nachholeffekte
Auch wenn viele Teilnehmer die Umfrage bereits Mitte März beantworteten, als die Corona-Auswirkungen in Deutschland ihren Höhepunkt noch längst nicht erreicht hatten, zeigten sich schon zu diesem Zeitpunkt deutlich negative Folgen für die Unternehmen. Gut die Hälfte musste bereits Ausfälle in den Lieferketten kompensieren. Drei Viertel der Befragten erwarteten im weiteren Jahresverlauf noch Lieferengpässe.
Jeder dritte CFO stimmte bei der Befragung im März bereits vollkommen der Aussage zu, dass das Unternehmen seine Pläne für das Geschäftsjahr 2020 aufgrund der Corona-Folgen verfehlen würde. Die Hoffnung, die Corona-Folgen im Jahresverlauf durch Nachholeffekte noch ausgleichen zu können, war nur bei insgesamt 37 Prozent der Befragten noch vorhanden.
„Bereits zu einem frühen Zeitpunkt zeichnete sich für viele Unternehmen ab, dass die ursprünglichen Pläne nicht mehr erreichbar sein würden“, bestätigt Kai Grönke, Partner im Competence Center Controlling & Finance von Horváth & Partners. Inzwischen sei die Situation in vielen Bereichen deutlich eskaliert: „Für viele Unternehmen ist die Coronakrise existenzgefährdend.“
Risikomanagement rückt für CFOs in den Fokus
Der Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie verändert auch die Top-Prioritäten der Finanzchefs im Arbeitsalltag. 38 Prozent der Teilnehmer zählen derzeit den Bereich Risikomanagement zu ihren drei wichtigsten Themen – mehr als doppelt so viele wie noch im Herbst (17 Prozent). Am häufigsten findet sich aber das Controlling in den Top-3 der Finanzchefs, knapp 41 Prozent zählen diesen Bereich dazu. Ebenfalls stark priorisiert sind Finanzierungsstruktur (38 Prozent) und Kostenmanagement (37 Prozent) – alles Bereiche, die in Krisenzeiten regelmäßig in den Blick geraten.
Digitalisierungsthemen, die in den vorangegangenen Befragungen noch für rund ein Viertel der Befragten zu den wichtigsten Themenbereichen zählten, werden zurzeit als weniger relevant eingestuft. Mittelfristig könnte sich dies jedoch wieder ändern, meint Achim Wenning, Partner im Competence Center „CFO Strategy & Organization“ bei Horváth & Partners. „Wer jetzt schon stark digitalisiert hat, der kann auch in der Krise besser reagieren“, sagt er.
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So könnten beispielsweise Unternehmen, die Erfahrung im Bereich Predictive Analytics und Big Data haben, einfacher verschiedene Szenarien planen und anpassen. „Das kann auch ein Anstoß für Wettbewerber sein, ihre Prozesse nach dem akuten Krisenmanagement entsprechend nachzurüsten.“