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Code-Sharing-Entscheid drückt Bonds von Air Berlin

Air Berlin muss bald die Gemeinschaftsflüge mit Etihad auf 31 Strecken einstellen. Das verschlechtert die Prognose der angeschlagenen Airline.
Andreas Wiese/airberlin

Der Start ins Jahr 2016 wird für Air Berlin alles andere als erfreulich. Seit heute ist klar, dass die angeschlagene Fluggesellschaft schleunigst einen neuen Weg zur Zusammenarbeit mit dem Anteilseigner Etihad finden muss. Das Verwaltungsgericht Braunschweig hat den Unternehmen vom 16. Januar an die Gemeinschaftsflüge auf 31 der insgesamt 83 sogenannten Code-Share-Verbindungen untersagt. Nach Etihad-Angaben sind es 29 Verbindungen. Gegen den Beschluss können die Fluglinien noch Beschwerde beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg einlegen.

Beim Code Sharing erhalten die Air-Berlin-Flüge eine Flugnummer von Etihad. Air Berlin kann seine Flüge damit breiter vermarkten. Etihad, das mit 29 Prozent an Air Berlin beteiligt ist, kann im Gegenzug mehr Ziele anbieten. Für mehr als ein Drittel der bisherigen Gemeinschaftsflüge soll diese Regelung künftig nicht mehr gelten.

Das ist besonders bitter für Air-Berlin-CFO Arnd Schwierholz, denn das Code Sharing war für Air Berlin zuletzt eine wichtige Einnahmequelle. Seit 2012 haben die Code-Share-Verbindungen Etihad-CEO James Hogan zufolge insgesamt 252 Millionen Euro zum Gewinn von Air Berlin beigetragen. Und die Airline ist auf jeden Euro angewiesen: Im Geschäftsjahr 2014 hat Air Berlin unter dem Strich ein Konzernergebnis von minus 376,7 Millionen Euro eingeflogen.

Verliert Etihad das Interesse an Air Berlin?

Nicht nur finanziell, sondern auch aus strategischen Gründen ist das Urteil für Air Berlin bedrohlich. Noch Ende Oktober hatte Etihad-CEO Hogan betont, dass die Code-Share-Routen und insbesondere die Zubringerflüge zum Etihad-Hub in Abu Dhabi ein entscheidender Grund für das Investment in Air Berlin gewesen seien. Wenn künftig ein Teil dieser Gemeinschaftsflüge entfällt, ist Air Berlin auch als strategisches Investment für die Araber weniger interessant. Air Berlin und Etihad äußerten sich zunächst nicht öffentlich dazu, welche Konsequenzen die gerichtliche Entscheidung für die Zusammenarbeit hat.

Für Air Berlin, das sich nach einem schlechten ersten Halbjahr zuletzt im Sommergeschäft etwas Luft verschaffen konnte, ist der arabische Investor auch in Finanzfragen eine wichtige Stütze. Erst Mitte September hatte Etihad eine Sammelanleihe über insgesamt 700 Millionen US-Dollar emittiert, von der auch Air Berlin profitierte. Ein Fünftel der Erlöse floss als Kredit an die Berliner Fluggesellschaft. CFO Schwierholz konnte dadurch Nettozuflüsse von 118 Millionen Euro verbuchen. 

Bonds von Air Berlin fallen

Der Aktienmarkt reagierte vergleichsweise gefasst auf die Hiobsbotschaft aus Braunschweig: Die Aktie, die schon seit längerem ein Dasein als Pennystock fristet, notierte unverändert um 0,92 Euro. Die Anleihen reagierten heftiger. Die 2018 fällige Anleihe rutschte zunächst von 100 Prozent auf 97 Prozent ab und erholte sich am Mittag wieder leicht auf 98 Prozent.

Der 2019 fällige Bond reagierte ähnlich: In der ersten Tageshälfte rutschte das Papier von 94,5 auf 91,5 Prozent ab und erholte sich später wieder etwas auf Werte um 92 Prozent.

Info

Alles über die jüngsten Entwicklungen und die Restrukturierungspläne der angeschlagenen Airline finden Sie auf unserer Themenseite zu Air Berlin.