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Déjà-vu für CFO: Praktiker kämpft ums Überleben

Harte Zeiten für Praktiker: Das Mangement ist auf der Suche nach Investoren.
Praktiker

Praktiker steckt tief in die Krise. Die Baumarktkette mit Sitz in Deutschland und Filialen in mehreren osteuropäischen Ländern, der Türkei und Griechenland, kämpft um ihr Überleben. Zwar macht Praktiker Fortschritte – die Nettoverschuldung stieg im saisonbedingt schwachen ersten Quartal weniger stark an als im Vorjahr – doch noch immer ist die finanzielle Lage äußerst angespannt. Der Finanzmittelbestand liegt zurzeit bei 81,3 Millionen Euro (Ende 2011: 148 Millionen Euro), die Nettoschulden bei 422,6 Millionen Euro. Sie waren im vergangenen Geschäftsjahr von knapp 185 auf 351 Millionen Euro gestiegen.

Um die Ausgabenbelastung schnell zu senken, wollte Praktiker zuletzt die erst im Februar 2011 begebene Anleihe mit fünf Jahren Laufzeit über 250 Millionen Euro restrukturieren. CFO Markus Schürholz bat die Gläubiger, sich statt einer ursprünglich geplanten Verzinsung von 5,875 Prozent mit 1 Prozent zufrieden zu geben. „Netter Versuch“, kommentierte ein Restrukturierungsexperte. Doch die Mehrheit verweigerte die Zustimmung.

Für Schürholz muss dies eine besonders bittere Erfahrung sein – 2009 als Finanzchef der Modekette Escada scheiterte er mit einem ähnlichen Versuch. Er hatte damals die Gläubiger einer 200 Millionen Euro schweren Anleihe aufgefordert, auf 60 Prozent ihres Geldes zu verzichten. Über einen Debt-for-Debt-Swap sollten alte Forderungen über 100 Euro gegen neue Forderungen über je 40 Euro eingetauscht werden. Dadurch hätte Escada 120 Millionen Euro für die Sanierung verbuchen können. Doch die Anleger lehnten ab, die Modekette ging letztlich in die Insolvenz.

Auch bei Praktiker wird das Wort „Planinsolvenz“ immer häufiger im Zusammenhang mit dem Unternehmen genannt. Dass Praktiker ein Ernstfall ist, zeigt auch die Zusammensetzung des Vorstands. Neben CFO Markus Schürholz finden sich CEO Thomas Fox und CRO Josef Schultheis, die beide bei der Sanierung der deutschen Warenhauskette Karstadt dabei waren. Sie suchen nach Investoren, um das Unternehmen mit einem Restrukturierungsprogramm, für das 300 Millionen Euro veranschlagt werden, wieder auf Kurs zu bringen. Doch potentielle Investoren dürften wenig Interesse daran haben, frisches Eigenkapital zu stellen, so lange die Anleihegläubiger nicht zu Zugeständnissen bereit sind. Andernfalls müsste ein Investor fürchten, sein Geld schnell wieder durch den hohen Zinsdienst zu verlieren.

Als letzter möglicher Ausweg, um eine Planinsolvenz noch abzuwenden, gilt ein Super Senior Loan. Allerdings müsste dafür ein Bankenkonsortium, das Praktiker unter Leitung der Commerzbank einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag bereitstellt, deutliche Zugeständnisse machen. Die Banken müssten im Rang zurücktreten – im Falle einer Insolvenz würde der Super Senior Loan vor ihrem Kredit bedient. Ein derartiges Zugeständnis ist von den Banken allerdings nur zu erwarten, wenn der Businessplan wirklich überzeugt. Ob das bei Praktiker der Fall ist, scheint mehr als fraglich.