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Der Umbau: Wie Voith sich neu erfindet

Baustelle Voith: Der Anlagenbauer aus dem schwäbischen Heidenheim muss sich neu erfinden – wo er gerade steht, erfahren Sie in der neuen FINANCE.
Illustration: Arndt Benedikt

Neue technische Möglichkeiten und der Wandel im Nutzerverhalten von Endverbrauchern  stellen viele Unternehmen vor große Herausforderungen: Sie müssen prüfen, welche Geschäftsbereiche noch Sinn machen, und welche Bereiche das zukünftige Wachstum befeuern können. Ein Beispiel für den strukturellen Umbruch ist Voith, dessen Wandlungsprozess wir in der neuen FINANCE-Ausgabe analysiert haben. Die Digitalisierung hinterlässt in jeder der vier Säulen des Familienunternehmens Risse. Voith hat deshalb vor gut zwei Jahren den radikalen Umbau eingeleitet: Stellenabbau, Spartenverkäufe, die Beteiligung am Roboterhersteller Kuka – der umtriebige Firmenchef Hubert Lienhard bedient sich der gesamten Palette der Managementfibel.

Voith musste sich in seiner fast 150-jährigen Geschichte immer wieder neu auf sich ändernde Rahmenbedingungen einstellen. Jetzt ist CFO Hermann Jung, der neben Frontmann Lienhard sonst eher im Hintergrund agiert, besonders gefordert: Moody’s hat Voith innerhalb weniger Monate bereits zweimal herabgestuft. Die Ratingagentur bewertet die Heidenheimer mit Ba1 nunmehr im spekulativen Bereich. Dafür hat Voith erfolgreich und zu guten Konditionen Ende 2015 noch einen Schuldschein platziert. In den kommenden Monaten und Jahren werden die Investoren und Ratingagenturen aber genau darauf achten, wie sich das Unternehmen weiterentwickelt – und ob der Turnaround wirklich gelingen kann.

Media-Saturn im Wandel

Auch Europas größter Elektrofachhändler Media-Saturn befindet sich in einem großen Wandlungsprozess. Recht spät haben die Ingolstädter auf eine Multi-Channel-Strategie gesetzt, bei der neben den Stores besonders der Onlinehandel eine wichtige Rolle spielt. Lange Zeit hatten die Geschäftsführer der Fachmärkte Bedenken, dass der Internethandel ihre eigene Position schwächen könnte. Wie es dem Management gelungen ist, die Bedenken zu entkräften, und wie er seine CFO-Rolle definiert, erklärt Finanzchef Oliver Seidl im FINANCE-Interview.

Nicht gelöst sind allerdings die Querelen zwischen Metro und Erich Kellerhals. Der Streit zwischen dem Mehrheits- und dem Minderheitsgesellschafter von Media-Saturn dauert bereits seit fünf Jahren an. Beide Parteien können sich inzwischen nicht mehr auf das Führungspersonal einigen. Den neuen CEO Pieter Haas haben deshalb  die anderen Media-Saturn-Geschäftsführer zum Jahreswechsel selbst gewählt – eine Notlösung, die gesellschaftsrechtlich möglich ist. Zwei Geschäftsführer haben allerdings ihre Ämter verloren. Ralph Spangenberg, bisher Chief Human Resources Officer, wollte eine Degradierung nicht hinnehmen. Er hat nach Unternehmensangaben die Entscheidung getroffen, den ihm vorliegenden Vertrag der Media Saturn Holding nicht zu unterschreiben.

Interimistisch übernimmt CEO Pieter Haas das Ressort „HR“. Die Stelle des Personal-Chefs soll extern und nicht auf Geschäftsführungs-Level nachbesetzt werden. Wie ebenfalls erst nach Redaktionsschluss bekannt wurde, ist Sergio Klaus-Peter Voigt, ehemals Einkaufschef, in die Geschäftsleitung (Extended Board) von Media-Saturn eingetreten und soll dort sein Know-how als Executive Vice President einbringen.

Der ebenfalls von Kellerhals angefeindete Oliver Seidl ist arbeitsrechtlich gegenüber Voigt und Spangenberg im Vorteil: Er scheint weiter im Amt bleiben zu können. Ein Ende der Querelen zwischen Kellerhals und Metro wäre sicherlich dem Image und der weiteren Geschäftsentwicklung von Media-Saturn dienlich.

Die Sonne scheint wieder für SMA Solar

In einer diffizilen  Lage befand sich vor einem Jahr der Wechselrichterspezialist SMA Solar. Wie FINANCE exklusiv berichtete, hatte der Warenkreditversicherer Atradius Linien gekürzt – ein  klares Krisensignal.  Doch CEO Pierre Pascal Urbon handelte beherzt: Er übernahm wenig später wieder das CFO-Amt und musste eine radikalen Kostenkur, inklusive Stellenabbau, verkünden. Dass der Solarkonzern auch noch über die nötigen Geldreserven verfügte, rettete die Nordhessen. Die Börse honorierte den Radikalumbau, SMA gehört zu den Aktienstars 2015. Erst in dieser Woche legte der TecDax-Konzern die Zahlen für das gesamte Jahr vor – und überraschte die Anleger mit einer sehr starken Performance. Wie Urbon dabei vorgegangen ist, erläuterte er uns im Interview.

Deutlich düsterer schaut es hingegen beim Erotikhaus Beate Uhse aus. Die Hamburger haben zwar einen strategischen Wandel – weg aus der Schmuddelecke hin zum Handel mit feiner Unterwäsche – angestrebt und das Ganze mit einem Mini-Bond finanziert. Doch die Zahlen lassen zu wünschen übrig.  Nach einem starken Kurseinbruch bangen die Investoren inzwischen um Beate Uhse.  Wenig glänzend ist dabei die Kommunikation des Unternehmens, wie wir finden.

Diese und viele weitere Themen erwarten Sie in der neuen Ausgabe, die Sie hier bestellen oder als E-Paper beziehen können.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.