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Deutsche Rohstoff AG zögert mit Call der Mittelstandsanleihe

US-Ölbohrung der Deutschen Rohstoff AG: Dort liegt die Zukunft des Unternehmens, glaubt CFO Thomas Gutschlag. Damit droht dem Markt für Mittelstandsanleihen der Rückzug eines soliden Emittenten.
Deutsche Rohstoff AG

Der Verfall der Rohstoffpreise hat auch den Aktienkurs der Deutschen Rohstoff AG seit dem Frühjahr um knapp 30 Prozent einbrechen lassen. Doch die Preise vieler Rohstoffe und vor allem potentieller M&A-Targets sind noch viel stärker gefallen. Deshalb will Vorstandschef und CFO Thomas Gutschlag jetzt expandieren: „Die Preise für Rohstoffprojekte und Explorationsgesellschaften sind im Keller. Das ist eine erstklassige Kaufgelegenheit“, sagte Gutschlag gegenüber FINANCE.

Das hat auch Folgen für die Bondholder. Die Deutsche Rohstoff AG hat eine Mittelstandsanleihe mit einem aktuellen Volumen von 51,5 Millionen Euro ausstehen, die seit dem sehr ertragreichen Verkauf des US-Ölproduzenten Tekton im Frühjahr vergangenen Jahres bei 108 Prozent notiert. 

CFO Thomas Gutschlag hievt Deutsche Rohstoff AG in den Dollarraum

Die Deutsche Rohstoff AG hat erstmals im Juli nächsten Jahres die Option, die Anleihe vorzeitig zu kündigen. Angesichts einer Cash-Position von über 90 Millionen Euro halten das viele Marktteilnehmer bislang für wahrscheinlich. Doch Gutschlag zeigt sich angesichts der Expansionschancen zurückhaltend, den Bond jetzt schon zu callen: „Wir wollen fremdverschuldet und kapitalmarktfinanziert bleiben. Die Anleihe einfach zurückzuzahlen, ist keine Option für uns.“

Eine vorzeitige Rückzahlung käme laut Gutschlag allenfalls dann in Betracht, wenn sich der Bond gleichzeitig durch ein anderes Instrument ersetzen ließe. Weil der Großteil der Assets und der künftigen Cashflows in US-Dollar valutieren, muss sich Gutschlag dafür immer stärker auf den US-Dollar-Kapitalmarkt zu bewegen: „Schuldscheine und Commercial Papers in US-Dollar wären zum Beispiel Refinanzierungsmöglichkeiten für unsere Euro-Anleihe“, erklärt der CFO, der seit diesem Frühjahr auch Vorstandschef ist.

Thomas Gutschlag will noch mehr Ölbohr-Claims erwerben

Mit einer Dollarfinanzierung könnte Gutschlag die aktuell hohen Währungsrisiken deutlich zurückfahren. Im Moment profitiert die Deutsche Rohstoff AG noch von der Stärke des Greenbacks. Weil der Großteil des Cashs auf einem Dollarkonto liegt, sind im ersten Halbjahr dieses Jahres Währungsgewinne von 5,8 Millionen Euro aufgelaufen, die Gutschlag aber noch nicht realisiert hat. Eine prägnante Umkehr des Euro-Dollar-Trends ist aktuell unwahrscheinlich – sie könnte dem Unternehmen aber theoretisch ein nennenswertes Fremdwährungsschuldenproblem bescheren.

Und das US-Dollar-Exposure dürfte im Zuge der angestrebten Expansion sogar noch zunehmen. Gutschlag sieht M&A-Chancen vor allem im US-Öl- und Gasgeschäft. Dort kontrollieren die Heidelberger über drei Tochterfirmen bereits rund 12 Quadratkilometer ölreiches Land, auf dem jetzt gerade die ersten neuen Bohrungen begonnen haben. „Wir haben auf unseren Flächen Platz für bis zu 150 Horizontalbohrungen“, schätzt Gutschlag. Jede dieser Bohrungen kostet knapp 3 Millionen Dollar.

450 Millionen Dollar Capex könnte die Deutsche Rohstoff AG nicht finanzieren. Aber der Cashflow bereits produzierender Bohrlöcher ließe sich für Folgebohrungen einsetzen. „Bei einem WTI-Ölpreis von 40 Dollar sind unsere Ölbohrungen profitabel“, rechnet Gutschlag vor und bezeichnet diese Schätzung als konservativ. Aktuell liegt der Ölpreis freilich nur knapp über seiner Gewinnschwelle.

Neben der Finanzierung eines potentiell umfangreichen Bohrprogramms überlegt Gutschlag auch, weitere Landflächen in vielversprechenden Explorationsgebieten im Mittleren Westen der USA zu erwerben.

Deutsche Rohstoff AG prüft Einstieg ins Goldgeschäft

Beim Ausbau der Beteiligungen in der Kupfer- und Wolframförderung bremst Gutschlag dagegen: „Da sind wir aktuell vorsichtig“, sagt der CFO. Im Minengeschäft hat die Deutsche Rohstoff AG über Beteiligungen an kanadischen und australischen Minenbetreibern aktuell ein Exposure vor allem gegenüber dem Kanadischen Dollar im hohen einstelligen Millionen-Euro-Bereich, und die Unternehmen sind defizitär.

Neben Öl und Gas, Wolfram und Kupfer könnte demnächst noch ein neuer Rohstoff zum Unternehmensportfolio dazu stoßen: „Goldminen und Goldexplorationsprojekte sind interessanter für uns geworden“, berichtet Gutschlag. Auch dort finden sich die Assets in Übersee.

Damit droht dem deutschen Mini-Bond-Markt mit großer Wahrscheinlichkeit der Verlust eines seiner solidesten Emittenten. Wenn nicht schon im Juli 2016, so dürfte die Deutsche Rohstoff AG spätestens bei Fälligkeit 2018 dem in die Kritik geratenen Marktsegment den Rücken kehren. Angesichts der Verschiebung des Firmenschwerpunkts von Deutschland nach Übersee ist der Wechsel an den Dollarmarkt nicht länger nur eine Option, sondern inzwischen fast schon zwingend.