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„Die Digitalisierung macht CFOs nervös“

Die Digitalisierung sorgt bei Finanzchefs für Sorgenfalten auf der Stirn. Denn die Risiken für das Geschäftsmodell ihres Unternehmens können enorm sein.
KatarzynaBialasiewicz/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die Digitalisierung ist das Modethema der Finanzabteilung. Robotics, Blockchain und Co. sollen in den kommenden Jahren zu einem großen Umbruch führen. Geschäftsberichte beispielsweise, die momentan einen großen Teil der Arbeitszeit von Finanzmitarbeitern in Anspruch nehmen, könnten fast komplett automatisiert werden. Die freigewordene Arbeitskraft sollen die Finanzer dann wertschöpfend nutzen, so die Hoffnung.

Doch CFOs zeigen weiterhin wenig Vorfreude in Bezug auf die Digitalisierung: „Ich beobachte bei Finanzchefs eine zunehmende Nervosität in Bezug auf die Digitalisierung“, sagt Christoph Ernst, Senior Director Finance Solutions bei SAP. „CFOs wissen, dass sich das Geschäftsmodell ihres Unternehmens schnell ändern kann. Sie können aber nicht abschätzen, wann das passiert.“

Digitalisierung: Überlegungen der Finanzchefs werden spezifischer

Daher werden die Überlegungen der CFOs in Bezug auf die Digitalisierung immer spezifischer. „Unternehmen beschäftigen sich deutlich mehr als vor zwei Jahren mit konkreten Nutzungsmöglichkeiten neuer Technologien“, beobachtet er. „Früher waren Termine mit CFOs eine entspannte Diskussion über Trends. Das ist jetzt nicht mehr so.“

Groß sei die Angst, den nächsten richtungsweisenden Trend zu verpassen. Denn ein vorauseilender Konkurrent könnte das Unternehmen abhängen oder ein komplett neuer Player könnte aufsteigen. „Dass ein Tech-Riese wie Google Autos herstellt, war vor zehn Jahren undenkbar“, gibt Ernst ein Beispiel.

CFOs sind von Big Data überfordert

In einer weltweiten Befragung unter mehr als 1.500 Finanzexperten (hier als White Paper verfügbar), die SAP vor gut einem Jahr gemeinsam mit dem Analysehaus „CFO Research“ gestartet hat, zeigte sich, dass Finanzabteilungen vor allem Probleme hatten, die Masse an gesammelten Daten in verwertbare Informationen umzumünzen. Schlimmer noch: Knapp ein Drittel sagte, dass die vielen Daten es sogar schwieriger machten, Schlüsse für das Geschäftsmodell zu ziehen.

Für SAP-Manager Ernst unterstreicht das die Überforderung vieler CFOs und ihrer Finanzabteilungen: „Finanzexperten sind von strukturierten Daten geprägt, wissen aber nicht, wie sie mit unstrukturierten Daten wie dem Kundenverhalten, Wetterdaten oder Frachtraten umgehen sollen.“ Diese seien schlicht neue Felder für Controller und andere Finanzmitarbeiter.

Finanzmitarbeiter müssen für die Digitalisierung umschulen

Finanzexperten sollten daher ihren Horizont erweitern, um in Zukunft gefragt zu sein: „Finanzmitarbeiter müssen sich mit anderen Bereichen wie Sales oder dem Einkauf beschäftigen, damit sie die gesammelten Daten richtig interpretieren können“, rät Ernst. Dazu gehören dann auch die unstrukturierten Daten, die Nicht-Finanzer sammeln.

„Das verlässt die Kernaufgaben des Finanzbereichs, wird in den kommenden Jahren aber immer wichtiger werden.“ Dennoch beobachtet Christoph Ernst bei Unternehmen nicht den Willen, in hohem Maße Personal einsparen zu wollen: „Sie wollen die vorhandenen Mitarbeiter eher weiterentwickeln.“ Denn die benötigten Skills gibt es am Kandidatenmarkt bislang kaum.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

SAP hat in Zusammenarbeit mit „CFO Research“ weltweit 1.544 Finanzexperten zum Thema Digitalisierung befragt. Daraus hat der Softwarekonzern abgeleitet, wie der Megatrend die Arbeit der Finanzexperten verändert und wie CFOs reagieren sollten. Die vollständige Studie finden Sie in der FINANCE White Paper Library zum Download.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.