Nach dem Paukenschlag vom Montag zieht der drastische Strategiewechsel des Energieriesen E.on die ersten Konsequenzen nach sich. E.on will sich in Zukunft auf die Bereiche der erneuerbaren Energien und Netze konzentrieren und sein bisheriges Kerngeschäft mit Strom- und Gasproduktion sowie Stromhandel im Rahmen eines Spin-Offs an die Börse bringen. Die Ratingagentur Moody’s hat das Langfristrating des Konzerns nun unter Beobachtung für eine mögliche Herabstufung gestellt. Das Rating liegt derzeit bei A3 mit negativem Ausblick.
Für E.on kommt die Überprüfung des Ratings nicht überraschend. CFO Klaus Schäfer hatte bereits gestern in einer Telefonkonferenz gemutmaßt, dass es zu einer Rating-Verschlechterung kommen könnte. „Wir wollen die Auswirkungen auf maximal eine Notch begrenzen“, sagte er. Gegenüber dem Handelsblatt sagte E.on-Chef Johannes Tyssen, dass es eine Verschlechterung auf BBB+ geben könnte. Weiterhin hofft er, dass auch die neue Gesellschaft ein Investmentgrade-Rating erhalten kann.
Analysten sehen das eher skeptisch. Die neue Gesellschaft wird als „Bad Bank“ des Konzerns gesehen, in die unliebsame Teile des Geschäfts, vor allem aber die Altlasten für den Rückbau der Atomanlagen ausgelagert werden. So wird die NewCo die Rückstellungen von etwa 18,5 Milliarden Euro für den Rückbau von Kernkraftwerken und konventionellen Anlagen übernehmen müssen. Dafür allerdings will CFO Schäfer sie finanzschuldenfrei an die Aktionäre abgeben. Die Politik verfolgt das Vorhaben mit einer gewissen Skepsis.
Moody’s: Kreditprofil von E.on könnte geschwächt werden
Moody’s sieht die Gefahr, dass die neue Unternehmensstruktur das Kreditprofil der alten Gesellschaft schwächen könnte. Die Ratingagentur geht von einem höheren Financial Leverage für „E.on alt“ aus. Sämtliche Kapitalmarktverbindlichkeiten bleiben beim bisherigen Konzern und gehen nicht auf die neue Gesellschaft über. Außerdem belasten nach Einschätzung von Moody’s auch die Kosten für den Aufbau der neuen Gesellschaft zum Beispiel durch die nötige Duplikation der Management-Strukturen den Konzern. Daneben hat E.on für die Weiterentwicklung der Zukunftsgeschäfte angekündigt, 2015 mehr in Wind- und Solarenergie zu investieren als geplant. Weiterhin will E.on eine festgelegte Dividende für 2014 und 2015 zahlen, was die finanzielle Lage des Konzerns aus Moody’s Sicht ebenfalls negativ beeinflussen könnte.
Allerdings gibt es neben den negativen Einflüssen auch einige positive Effekte, wie zum Beispiel ein geringeres Geschäftsrisiko. Nach Einschätzungen von Moody’s bergen Geschäfte im Bereich der regulierten Netzwerke und der erneuerbaren Energien weniger Risiken. Die Agentur rechnet auch mit einer höheren Berechenbarkeit und Transparenz der Cashflowentwicklung. Der wohl größte mögliche Vorteil für E.on liegt in der Auslagerung der Risiken, die im Zusammenhang mit der Atomenergie stehen.
E.on hat nach Angabe von Moody’s außerdem vor, Druck von den Ratings zu nehmen – zum Beispiel durch den Verkauf weiterer Assets. Dazu gehören mittelfristig auch die nach einem Spin-off noch bei E.on verbleibenden restlichen Anteile an der NewCo. Aktuell verhandelt E.on über einen Verkauf seines Italiengeschäfts, dessen Wert auf 2 bis 2,5 Milliarden Euro geschätzt wird. Dennoch betont die Ratingagentur, dass es trotz der Bemühungen des Konzerns einige Risiken gebe, die außerhalb der Kontrolle des Managements liegen. Moody’s nennt dabei vor allem die Reaktionen der Stakeholder auf die bevorstehende Transaktion.
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Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.