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E.on mit großen Problemen in Brasilien

Schon seit Monaten kämpft die brasilianische E.on-Beteiligung Eneva ums Überleben – nun hat sie „Gläubigerschutz zur wirtschaftlichen Restrukturierung“ beantragt. Das Schutzschirmverfahren war „unvermeidlich“, wie E.on mitteilte, da bestimmte Voraussetzungen für den im Mai beschlossenen Restrukturierungsplan nicht von allen dafür notwendigen Gläubigern erfüllt wurden. Kurzfristig – für den Jahresabschluss 2014 – erwartet E.on aber noch keine wesentlichen Auswirkungen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen und den Konzernüberschuss, ließ der Energieversorger verlauten.

Mit der heutigen Zuspitzung der Lage droht dem Dax-Konzern aber eine herbe Schlappe,denn das Engagement in Brasilien könnte sich zum Milliardenverlust ausweiten: E.on hat seit dem Einstieg bei Eneva bereits 1,3 Milliarden Euro investiert. Der Buchwert von Eneva liegt derzeit bei unter 100 Millionen Euro, wie E.on gegenüber FINANCE sagte.

E.on: Kein starkes Commitment zum Brasiliengeschäft

Innerhalb von 60 Tagen muss Eneva jetzt einen Restrukturierungsplan vorlegen, zwei Jahre lang hat das Unternehmen dann Zeit, um sich neu aufzustellen. Doch dass E.on weiteres Kapital zuschießen wird, erscheint unwahrscheinlich: Grundsätzlich sei E.on nicht bereit, über eine Beteiligung von 49,9 Prozent hinauszugehen, sagte das Unternehmen gegenüber FINANCE.

Das begrenzt den Raum für zusätzliche Cash-Injektionen durch E.on. Der Konzern war im April 2012 mit 10 Prozent gemeinsam mit dem Unternehmer Eike Batista bei Eneva eingestiegen, das damals noch MPX hieß und gerade im Aufbau war. E.on hat in den vergangenen Jahren seinen Anteil graduell auf insgesamt 43 Prozent erhöht, der in wirtschaftliche Bedrängnis geratene Batista wurde auf 20 Prozent verwässert. Der Rest teilt sich in Bankbeteiligungen und Streubesitz auf.

Doch das Engagement, das aufgrund hoher Investitionen, Kostenüberschreitungen und der enttäuschenden Performance der brasilianischen Volkswirtschaft von Beginn an mit immensen operativen Problemen zu kämpfen hatte, erwies sich schnell als Sorgenkind. Dabei hatte E.on den Plan verfolgt, durch Investments in wachstumsstarke Schwellenländer wie Brasilien, Russland und die Türkei mittelfristig ein Gegengewicht zu dem unter Druck stehenden europäischen Stammgeschäft aufzubauen.

Refinanzierungsplan für Eneva gescheitert

Im Mai dieses Jahres erst hatte Eneva gemeinsam mit Anteilseignern und Banken einen Refinanzierungsplan entwickelt. Dieser Plan enthielt Maßnahmen auf Eigen- wie auf Fremdkapitalseite und sollte noch bis Ende dieses Jahres umgesetzt werden, wie es damals hieß.

Im Rahmen des Refinanzierungsplans hatte E.on in diesem Jahr bereits 200 Millionen Euro hinzugeschossen. Doch anschließend soll es laut Unternehmensaussagen Probleme mit Gläubigern gegeben haben, die nicht wie vereinbart das Aussetzen bestimmter Zahlungen akzeptieren wollten. Dies habe letztendlich zu einem Liquiditätsengpass geführt, der laut E.on den Antrag auf Gläubigerschutz ausgelöst habe.

Die Probleme in Brasilien belasten E.on inmitten eines radikalen Umstrukturierungsprozesses: Erst vor wenigen Tagen überraschte das Unternehmen die Märkte mit der Ankündigung, sein bisheriges Kerngeschäft der konventionellen Stromerzeugung sowie die Handelssparte und die Gasförderung abzuspalten, woraufhin Moody’s das Rating auf den Prüfstand gestellt hat.

Eneva wäre von der Aufspaltung ebenfalls betroffen und soll Teil des auszugliedernden Bereichs werden, den manche Analysten bereits als „Bad Bank“ des Energiekonzerns bezeichnet haben. Außerdem kündigte E.on vor zwei Wochen an, sein Italien- und Spaniengeschäft verkaufen zu wollen.

julia.becker[at]finance-magazin.de

Info

Lesen Sie mehr über die radikale Kehrtwende bei E.on auf unserer Themenseite zu dem in Bedrängnis geratenen Energieerzeuger.