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E.on: Spin-Off Uniper startet doch nicht schuldenfrei

E.on schickt beim geplanten Spin-Off Uniper nun doch nicht schuldenfrei ins Rennen. Schuld ist der Rückzieher bei den Plänen, das Atomgeschäft auszugliedern.
E.on

E.on wird seine milliardenschweren Atomrückstellungen nicht so einfach los. Entgegen den ursprünglichen Plänen wird das ungeliebte Atomgeschäft nicht auf das Spin-off Uniper übertragen, sondern bleibt im Konzern. Dies teilte der Energieriese jetzt mit. Damit beugt sich CEO Johannes Teyssen dem politischen Druck, der Börsengang von Uniper soll dennoch wie geplant durchgezogen werden.

Der Unterschied: Das ungeliebte Atomgeschäft wird bei E.on als nichtstrategisches Geschäftsfeld in der gesonderten Einheit mit dem Namen „PreussenElektra“ mitgeschleift. Uniper, mit dem ehemaligen E.on-CFO Klaus Schäfer an der Unternehmensspitze, startet nun nicht mehr wie geplant schuldenfrei, sondern werde laut CFO Michael Sen stattdessen Fremdkapital aufnehmen. Es werde aber weiterhin, ein „solides Investmentgrade-Rating“ angestrebt.

Ursprünglich sollte Uniper die von E.on gebildeten Atomrückstellungen in Höhe von 19 Milliarden Euro übernehmen, das jedoch stieß bei der Politik auf großen Widerstand, da sich E.on nicht so einfach seiner Verantwortung entziehen könne. Im Gegenzug sollte Uniper aber zumindest ohne Nettoschulden starten. Nun wird dies offenbar umgedreht. E.on-CEO Johannes Teyssen begründet den geplanten Spin-Off mit der Energiewende und damit, dass die Kernenergie nie „wesentlicher Treiber für die Entwicklung der Konzernstrategie“ gewesen sei.

E.on: Neue Strategie, alte Probleme

Der neu eingeschlagene Kurs bei E.on soll in seinen Grundzügen dennoch beibehalten werden: Laut Unternehmensangaben liegt der Fokus auf den erneuerbaren Energien sowie den Energienetzen und Kundenlösungen. Die Atomrückstellungen erschweren jedoch den Neustart. Für das dritte Quartal erwartet E.on aufgrund der negativen Preisentwicklungen am Strommarkt und den schlechten politischen Rahmenbedingungen Wertberichtigungen im Umfang eines „hohen einstelligen Milliardenbetrags“, der für das Geschäftsjahr 2015 zu einem „erheblichen Konzernjahresfehlbetrag“ führe.

E.ons Aktionäre lassen ihrem Frust freien Lauf: Die Aktie rutschte im Zuge der Bekanntgabe um mehr als 7 Prozent auf ein neues Rekordtief und notiert derzeit nur bei rund 9 Euro. CEO Teyssen hält sich durch diesen Schritt jedoch noch ein strategisches Hintertürchen offen: Da das Atomgeschäft bei E.on nicht zum Kerngeschäft zählt, besteht immer noch die Möglichkeit, die Atomkraftwerke samt Rückstellungen in eine Art Atomfonds auszugliedern. Ob die Politik diesen Vorschlag billigt, scheint fragwürdig, da E.on auch in diesem Fall seine Verpflichtungen loswerden würde.

Anders sähe es bei einer öffentlich-rechtlichen Fondstruktur mit Treuhandcharakter aus, da zwar die Assets, nicht aber die Verbindlichkeiten abgeschoben würden. Diesen Vorschlag hatten kürzlich Wissenschaftler im Auftrag der Grünen erarbeitet. In ihrem Gutachten rechneten sie vor, dass E.on mehr als 76 Jahre benötigen würden, um die Zahlungsverpflichtungen der Atomrückstellungen aus dem derzeitigen Cashflow begleichen zu können.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de