Air Berlin kann sich Hoffnungen auf neues Geld von Großaktionär Etihad machen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Demnach plant die Krisen-Airline, die eigene Zerschlagung dafür zu nutzen, ihren österreichischen Billigflieger Niki abzuspalten und sich so frisches Geld zu beschaffen.
Etihad wolle in diesem Zuge seinen Anteil an Niki erhöhen und die Fluglinie dann mit dem Deutschland-Geschäft von Tui Fly verschmelzen, berichtet Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Ob ein Deal zustandekommt, sei aber noch nicht sicher.
Käme es tatsächlich wie geplant zur Bildung einer neuen Flugallianz, würde Niki 19 Flugzeuge einbringen, Air Berlin 14 und Tui Fly 30, berichtet Bloomberg weiter. Der Tui-Vorstand werde am morgigen Mittwoch über das geplante Joint Venture entscheiden.
Etihad kann Anteil an Air Berlin kaum mehr erhöhen
Ganz trivial ist die Beschaffung zusätzlicher Liquidität von Etihad für Air Berlin nicht, schließlich ist die Staats-Airline aus Abu Dhabi beschränkt in dem Anteil, den sie an Niki kaufen kann. Als nicht-europäischer Konzern dürfen die Araber höchstens 49,9 Prozent der Airline besitzen. Derzeit hält Etihad knapp 30 Prozent an Air Berlin und damit auch an Niki. Das bedeutet unterm Strich: Wie viel Geld Etihad Air Berlin am Ende für die Aufstockung der Anteile an Niki geben kann, hängt maßgeblich von der Bewertung der von dem Rennfahrer Niki Lauda aufgebauten österreichischen Airline ab.
2004 hatte Air Berlin 24 Prozent der Niki-Anteile gekauft und 2010 auf 49,9 Prozent aufgestockt. Niki fliegt deutlich kostensparender als Air Berlin und gilt als eine der letzten noch verbliebenen Perlen im Konzernverbund der taumelnden Airline. Sollte Etihad tatsächlich 49,9 Prozent an Niki erwerben, bedeutete dies für Air Berlin wohl die komplette Trennung von der Beteiligung.
Verkauf von Niki würde Air Berlin über den Winter helfen
Selbst eine hohe Bewertung von Niki würde Air Berlin angesichts eines negativen Eigenkapitals von fast 1 Milliarde Euro und dem gleichen Betrag an Nettoschulden noch lange nicht retten. Aber die Transaktion könnte den Berlinern zumindest die Liquidität sichern, die die Airline benötigt, um über die schwierigen Wintermonate zu kommen, in denen innerhalb Europas wenig Ferienfluggäste unterwegs sind.
Käme das Geschäft zustande, hätte Etihad wieder einmal einen Weg gefunden, seiner angeschlagenen Beteiligung Kapital zukommen zu lassen. In der Vergangenheit haben die Araber schon häufig Kreativität bewiesen und Air Berlin zum Beispiel das gewinnträchtige Bonusprogramm und Teile des Wartungsgeschäfts abgekauft sowie sehr lang laufende Anleihen gezeichnet.
Einfach mehr Anteile zu kaufen, ist für die Araber hingegen kaum mehr möglich. Würden sie ihre Anteile an Air Berlin auf mehr als 30 Prozent aufstocken, müssten sie ein öffentliches Übernahmeangebot abgeben. Nähmen genug Aktionäre das Angebot an, wäre offensichtlich, dass Etihad als ausländischer Investor das Unternehmen beherrscht. Dann könnte Air Berlin in zahllosen Ländern Lande- und Überflugsrechte verlieren.
Info
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