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Eurofactor-Chef Klaus Taube: „Der Markt ist nicht ungesund“

Klaus Taube, DEutschlandchef von Eurofactor, im Gespräch mit FINANCE.
Marcus Pietrek

Herr Taube, das Factoring macht nicht mehr die großen Wachstumssprünge wie früher. Was ist los mit dem Markt?
Sie haben recht, der Gesamtmarkt hat eine Zeit lang stagniert. Das lag primär an der Ausrichtung einzelner Gesellschaften. Auch wir haben uns 2011 aus Risikogründen von einigen größeren Engagements getrennt, etwa im Bereich Automobil oder bei Zulieferern von Baumärkten. Jetzt sehen wir aber eine Trendwende, die sich in unserem Geschäft widerspiegelt: Im ersten Halbjahr sind wir um 17 Prozent gewachsen, also deutlich über dem Markt, der bei einem Plus von 4 Prozent lag.

Warum ist besonders das aus deutscher Sicht so wichtige internationale Geschäft zurückgegangen?
Generell müssen wir uns die Risiken sehr genau anschauen, und die sind bekanntlich gestiegen. Im Exportfactoring gilt das besonders für die Debitoren, zum Beispiel aus der Euro-Peripherie. Das Exportgeschäft wird auch wieder wachsen, da bin ich mir sicher. Wir sehen uns zudem im Importgeschäft gut positioniert, und wurden erst kürzlich wieder vom internationalen Factoring-Netzwerk Factors Chain International hinsichtlich Servicequalität zum besten Importfactor der Welt gekürt. Die Factoring-Exportgeschäfte aus der Türkei, Griechenland Spanien und ganz besonders China, ziehen wieder deutlich an.

Ist Factoring zum Teil ein „Schön-Wetter-Instrument“, das nicht mehr funktioniert, wenn die Lage heikel wird und die Warenkreditversicherer zucken?
Nein, das sehe ich nicht so. Die Warenkreditversicher schauen mittlerweile differenzierter hin als in der Zeit nach der Lehman-Pleite, in der sie zum Teil überreagiert haben. Auch wir haben unsere Konsequenzen aus 2009 gezogen und arbeiten inzwischen mit zwei Versicherern zusammen statt nur mit einem wie vorher. Im Exportbereich begleiten wir zum Teil auch Finanzierungen, wenn keine Kreditversicherung Deckungen anbietet. Im Rahmen der internationalen Factoringnetzwerke können wir Forderungen unserer Kunden gegen Exportdebitoren zudem in vielen Ländern über lokale Factoring-Korrespondenten absichern. Als Factor muss man sicher genau auf Risiken achten, kann aber flexibel agieren.

Wie bewerten Sie die Lage im traditionell heißumkämpften deutschen Markt?
In Deutschland ist der Markt deutlich wettbewerbsintensiver als in der Euro-Peripherie – von den Margen in Südeuropa kann man hierzulande nur träumen. Wir stehen im Wettbewerb mit vielen Factoringgesellschaften, die neu in den Markt kommen. Aber auch Landesbanken bieten verstärkt factoringähnliche Konstrukte an. National gibt es mit Textil und der stahlverarbeitenden Industrie momentan auch Problemfelder. Zum Teil können wir die Übernahme der Risiken über  adjustierte Gebühren ausgleichen – aber nicht immer. Kurz: Der Markt ist kompetitiv, aber nicht ungesund.

Das vollständige Interview können Sie in der September-Ausgabe von FINANCE lesen.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

 

 

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.