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Finanzamt verschafft Beate Uhse Luft

Beate Uhse muss nicht nur operativ, sondern auch finanziell restrukturieren, und das bei knapper Kassenlage. Im Bild eine Lagerhalle des Erotikhändlers.
Beate Uhse

Ausgerechnet ein Deal mit dem Finanzamt Flensburg entspannt die kritische Finanzlage von Beate Uhse: Der Vergleich steigert das Eigenkapital des Unternehmens um 3,2 Millionen Euro. Der Erotikhändler kann das Geld gut gebrauchen: Eine jahrelange Geschäftskrise hat sich tief in die Bilanz gefressen, so dass jetzt mit einer operativen Restrukturierung, einer Finanzrestrukturierung und einer dünnen Kassenlage drei Umstände zusammenkommen, die das Unternehmen in arge Bedrängnis bringen.

Beate Uhse beschreibt die Natur des offenbar komplexen Vergleichs mit dem Finanzamt nur knapp: Es gehe um Steuerschulden aus Wertberichtigungen auf Forderungen gegenüber ausländischen Tochtergesellschaften, die in den Jahren 2003 bis 2005 gebildet worden sind. Jetzt können die Flensburger ihre Steuerverbindlichkeiten um 3,2 Millionen Euro reduzieren, was direkt ergebniswirksam und eigenkapitalerhöhend wirkt.

Beate Uhse kann zusätzliches Eigenkapital gut gebrauchen

Die Wirkung des Steuerdeals ist groß: Zum 30. Juni hatte Beate Uhse ein Eigenkapital von 5,1 Millionen Euro und damit eine Eigenkapitalquote von 7,2 Prozent. Addiert man die jetzt hinzugekommenen 3,2 Millionen Euro, kommt man auf 8,3 Millionen Euro und eine Eigenkapitalquote von 11,2 Prozent – eine beträchtliche Verbesserung. Die Anleihe von Beate Uhse machte auf die Nachricht hin einen Sprung von 13 Prozent.

An der prekären Liquiditätslage ändert der Steuervergleich hingegen nichts: Die liquiden Mittel beliefen sich zum 30. Juni auf 2,9 Millionen Euro, die Nettoverschuldung auf rund 46 Millionen Euro. Eine Besserung aus dem operativen Betrieb ist auch nicht in Sicht. Im laufenden Jahr rechnet Beate Uhse erneut mit Verlusten: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern wird nach aktueller Schätzung des Händlers den unteren Rand der zuvor prognostizierten Spanne von minus 1 bis plus 2 Millionen Euro treffen.

Die enge Kassenlage brachte das Unternehmen im Sommer in Turbulenzen: Im Juni hatte Beate Uhse seinen Anleihegläubigern vorgeschlagen, die Laufzeit des Papiers (fällig Mitte 2019) zu verlängern und die Zinsen zu reduzieren, doch es stimmten nicht genug Bondholder zu. Daraufhin kündigte Beate Uhse an, die Zinsen nicht pünktlich zahlen zu können. Letztendlich schaffte Beate Uhse es dann doch, den Kupon zu bedienen, und zwar dank eines Kredits eines unbekannten Dritten. 

CFO Kees Vlasblom ist nicht mehr Interims-CEO

Jetzt muss das Unternehmen neue Wege finden, sich finanziell zu restrukturieren. Parallel läuft ein aufwändiger operativer Umbau bei dem Unternehmen, das sein traditionsreiches Kataloggeschäft zu Jahresbeginn eingestellt hat und jetzt voll auf E-Commerce, eigene Filialen und den Großhandel setzt. Mit Nathan van Rijn ist im September ein niederländischer Genossenschaftsbanker und Turnaround-Experte zum CEO ernannt worden. Damit kann Kees Vlasblom, der zwischenzeitlich als Interims-Chef fungierte, sich wieder auf seine Aufgaben als Finanzchef konzentrieren. Auch den COO hat Beate Uhse in diesem Jahr ausgetauscht: Dennis van Allemeersch kam von einem Online-Buchungsportal.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de

Info

Mit der Restrukturierung des Mini-Bonds spitzt sich die Krise beim Erotikkonzern zu. Wie es dazu kam, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zu Beate Uhse.

Beate Uhse ist nicht der einzige Mini-Bond-Emittent mit Problemen. Eine Übersicht über das schwer gebeutelte Marktsegment liefert die FINANCE-Themenseite zu Mittelstandsanleihen.