Rocket Internet hat den nächsten Schritt gemacht, um seine Essenlieferanten an die Börse zu bringen: Das SDax-Unternehmen verkauft seine Beteiligung an Foodpanda – hauptsächlich in den Emerging Markets aktiv – per Aktientausch an den Weltmarktführer Delivery Hero, an dem die Berliner ebenfalls beteiligt sind. Durch den Aktientausch baut Rocket seine Beteiligung an Delivery Hero von 36,6 auf 37,7 Prozent aus.
Details zur Transaktion nannte Rocket Internet nicht. Auf die Frage, warum sich Rockets Anteil an Delivery Hero nur um 1 Prozent erhöhe, obwohl man zuvor 49 Prozent an Foodpanda gehalten hatte, antwortete Rocket Internet FINANCE gegenüber ausweichend: „Nach der Transaktion hält Rocket Internet einen größeren Anteil (37,7 Prozent) an einem durch die Transaktion vergrößerten Unternehmen“. Wäre Rocket nicht an Foodpanda beteiligt gewesen, wäre im Zuge der Übernahme der Anteil an Delivery Hero gesunken.
Analysten hinterfragen Merger von Delivery Hero und Foodpanda
Der erstaunlich geringe Zuwachs der Anteilshöhe bei Delivery Hero weckt jedoch neue Zweifel an den bisherigen Wertangaben von Rocket Internet. Obwohl das Research-Haus Warburg den fairen Wert des Foodpanda-Anteils schon um rund 25 Prozent niedriger ansetzte als Rocket selbst, hätte der Rocket-Anteil an Delivery Hero nach dem Deal aus Sicht der Warburg-Analysten eher 39 als 37,7 Prozent betragen müssen. Setzt man den von Rocket Internet zuletzt veröffentlichten „fairen Wert“ von Foodpanda an, stiege diese Anzahl sogar in Richtung 40 Prozent. Insgesamt beziffert Warburg den aktuellen Wert von Delivery Hero inklusive Foodpanda auf 2,65 Milliarden Euro. Auf Basis der jüngsten Finanzierungsrunden müsste das neu formierte Unternehmen allerdings über 3,5 Milliarden Euro wert sein.
Auch wenn Warburg eingesteht, dass dies ein „erster Eindruck“ sei, der aufgrund mangelnder Informationen nicht bestätigt werden könne, dürfte das Schweigen von Rocket-CFO Peter Kimpel, der Rocket für „größtmöglich transparent“ hält, zu den zu Grunde liegenden Bewertungsrelationen den Argwohn der Investoren gegenüber Rocket Internet weiter verschärfen. Und dieser ist groß, notiert der Aktienkurs der Berliner Start-up-Schmiede doch trotz der jüngsten Börsenhausse immer noch in der Nähe des Allzeittiefs.
Möglicherweise hat sich auch die Verfassung von Foodpanda deutlich verschlechtert. Darauf deutet auch hin, dass sich Foodpanda seit der jüngsten Finanzierungsrunde im November vergangenen Jahres aus Vietnam, Brasilien Mexiko und Russland zurückgezogen hat. Der Kaufpreis von 100 Millionen Euro, den Foodpanda für sein Russlandgeschäft erhalten haben soll, ist laut einer Rocket-Sprecherin in dem aktuellen Delivery-Hero-Deal enthalten.
Delivery Hero heißer IPO-Kandidat für 2017
Aus operativer Sicht erscheint Rockets Schritt dagegen logisch, da sich beide Unternehmen regional gut ergänzen und der Markt weiter konsolidiert wird. Die Verschmelzung von Delivery Hero und Foodpanda dürfte die Komplexität auf Gruppenebene reduzieren und Kostensynergien ermöglichen. Damit dürften sich auch die Chancen auf einen Börsengang von Delivery Hero verbessern, der allgemein für 2017 als wahrscheinlich betrachtet wird.
Die internationalen Konkurrenten Just Eat und vor kurzem der holländische Erzrivale Takeaway haben mit ihren erfolgreichen IPOs bereits gezeigt, dass der Markt für Essenslieferanten für Investoren interessant sein kann.
Auch die Analysten von Berenberg gehen davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis Rocket Internet Delivery Hero an die Börse bringt. Das wäre gut für Rocket, deren Vertrauen bei den Investoren aufgrund der unklaren Portfolio-Bewertungen gelitten hat. Zu den Zahlen von Delivery Hero darf Rocket derzeit noch weniger Details preisgeben als zu den anderen Beteiligungen, obwohl das Unternehmen die größte Beteiligung der gesamten Holding ist.
Rocket Internet wollte mögliche Börsengänge von Delivery Hero nicht kommentieren. Auch bezüglich der vor über einem Jahr offiziell gemachten Börsenpläne von Hello Fresh, die seitdem nicht konkretisiert wurden, schweigen die Berliner. Das nächste Zeitfenster für Börsengänge öffnet sich im April nächsten Jahres, wenn die testierten Jahresabschlüsse der Unternehmen vorliegen.
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