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Für Tele-Columbus-CFO ist eine Anleihe zu viel Aufwand

Tele-Columbus-Zentrale in Berlin: CFO Frank Posnanski setzt in der Finanzierung auf Bankkredite.
Tele Columbus

Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus hat zuletzt die Branche durcheinander gewirbelt, indem er die Wettbewerber Primacom und Pepcom für insgesamt 1,3 Milliarden Euro übernahm. CFO Frank Posnanski  setzte bei der Finanzierung der beiden Deals auf eine Mischung aus Eigenkapital und Bankdarlehen, wie er in einem Interview gegenüber der „Börsen-Zeitung“ erzählt.

„Neben den Nettoerlösen von 363 Millionen Euro haben wir 862 Millionen Euro aufgenommen“, sagt der Tele-Columbus-Finanzchef. Der Berliner Kabelnetzbetreiber ist seit Januar börsennotiert.

Corporate Bond zu viel Aufwand für Tele Columbus

Zur Finanzierung der M&A-Deals spielte die Begebung einer Unternehmensanleihe für den CFO keine Rolle. Gegen einen Bond spreche der Aufwand, „die Zinsbelastung liegt dennoch nicht viel niedriger“, sagt Posnanski. Die vorhandenen Bankdarlehen von Tele Columbus sind aus seiner Sicht „wesentlich flexibler als eine Anleihe“.

„Wir haben bei den Krediten ganz gute Rückzahlungsmodalitäten, mit denen wir Zinsen langfristig einsparen können“, erklärt der Finanzchef seine Ansicht. „Wir haben Laufzeiten bis 2021, 2022, mit denen wir relativ sauber nach vorne planen können.“

Aktuell zahle sein Unternehmen etwas mehr als 50 Millionen Euro jährlich an Zinsen, was einem Zinssatz von 4,5 bis 5 Prozent entsprechen würde. Von dieser für das Niedrigzinsumfeld hohen Zahl zeigt sich der Finanzchef unbeeindruckt: „Das zahlen Sie im Moment. Wir sind kein Investmentgrade“. Derzeit bewertet Standard & Poor’s Tele Columbus mit B, Moody’s mit B2.

CFO Frank Posnanski will Nettoverschuldung reduzieren

Durch die beiden großen Akquisitionen hat sich auch die Nettoverschuldung im Verhältnis zum Gewinn vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern (Ebitda) auf mehr als 5x gesteigert. Auch diese hohe Zahl bereitet CFO Posnanski kein Kopfzerbrechen: „Wir fühlen uns mit dem Fünffachen sehr wohl“. Dennoch wolle er mit Tele Columbus in den kommenden 18 bis 24 Monaten zurück in den Zielkorridor des Drei- bis Vierfachen kommen. Netter Nebeneffekt: Wenn die Verschuldung fällt, sinken Posnanski zufolge automatisch auch die Zinskosten.

Eine Dividendenausschüttung wird es in der nahen Zukunft wohl nicht geben: „Sowohl der Börsengang als auch die Akquisitionen hatten eine ganze Menge an Nebenkosten“, sagt Posnanski. „Es wird wahrscheinlich noch ein wenig dauern, bis der operative Cashflow die Zinskosten sauber abdeckt.“ Tele Columbus werde wohl in den kommenden Quartalen wieder rote Zahlen schreiben, nachdem das Unternehmen die ersten neun Monate 2015 noch einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 24 Millionen Euro erwirtschaftet hatte.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.