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HCS-CFO Peter Stubbe: „Haben M&A-Deals freigeschaltet“

Produktionsanlage von HCS in Speyer (bei Mannheim). Das Traditionsunternehmen hat erfolgreich 170 Millionen Euro refinanziert und blickt jetzt auf mögliche M&A-Ziele.
HCS Group

Was lange währt, wird gut: Anfang Juli hat Haltermann-Carless (HCS) die bereits im Herbst 2014 angekündigte Refinanzierung vorgenommen. Der Schritt war nötig geworden, weil das Chemieunternehmen Haltermann vor etwas mehr als zwei Jahren das britische Traditionsunternehmen Petrochem Carless (PCL) übernommen hatte. Jetzt ist es gelungen, die zuvor separaten Finanzierungen der Tochtergesellschaften in Großbritannien und Deutschland zu bündeln. Insbesondere PCL hatte eine Finanzierungsstruktur, die nicht mehr zum neuen Unternehmen passte: „In England hatten wir vorher eine reine, endfällige Bullet-Finanzierung. Das macht aber keinen Sinn, weil wir sehr starke und ausgesprochen gleichmäßige Cashflows erwirtschaften“, erklärt Peter Stubbe, seit 2012 CFO der HCS Group, gegenüber FINANCE den Auslöser der Refinanzierung.

Die neu geordnete Finanzierung des fusionierten Traditionsunternehmens HCS, das sich seit 2011 im Besitz des PE-Investors H.I.G. Capital befindet, hat ein Volumen von 170 Millionen Euro. „Unsere neue Finanzierung besteht aus einem Term Loan über 120 Millionen Euro, der fünf Jahre mit einer planmäßigen Tilgung läuft“, erklärt Stubbe. „Dazu haben wir noch einen revolvierenden Kredit, der speziell für mögliche Akquisitionen bereit steht.“ Bei den preislichen Konditionen hält sich der Finanzchef, der vor HCS für den japanischen Kao-Konzern tätig war, PE-typisch bedeckt: „Wir bewegen uns im Rahmen einer Corporate-Finanzierung – mit den entsprechenden Preisen“. Die Konditionen seien zudem „deutlich günstiger“ geworden.

Die Anzahl der Banken bei der Refinanzierung hat HCS – nach Angaben des Finanzchefs – absichtlich klein gehalten. Die Commerzbank hat das Konsortium angeführt, dazu kamen die IKB und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) als Mandated Lead Arrangers (MLA) und die niederländische NIBC als Lead Arranger. Covenants gibt es – drei an der Zahl. „Aber wir haben dennoch die nötige Freiheit, um das Geschäft weiterzuentwickeln“, stellt CFO Stubbe klar.

Wagt CFO Stubbe für HCS schon bald die nächsten M&A-Deals?

Mit der neuen Finanzierungsstruktur zeigt sich CFO Peter Stubbe sehr zufrieden: „Wir agieren jetzt als integriertes Unternehmen und haben nun eine Struktur auf Gruppenebene“. Zudem habe HCS immer noch Spielraum, um sich weiterzuentwickeln. „Wir haben uns mit der Refinanzierung auch M&A-Deals freischalten lassen“, sagt Stubbe.

Diese stehen womöglich schon in naher Zukunft an. „Ich wäre überrascht, wenn es in den kommenden ein bis zwei Jahren bei lediglich einer Akquisition bleiben sollte“, sagt der 48-Jährige. Dabei will Stubbe sich jedoch nicht auf eine Größenordnung festlegen, da das Potential von Unternehmen aus seiner Sicht wichtiger ist als die pure Größe. „Wir haben aber auch keine Bedenken vor einer großen Transaktion, wenn sie Sinn ergibt“, betont der Finanzchef. Die „Pipeline der Ideen“ sei gut gefüllt.

Die M&A-Agenda von HCS war auch einer der Gründe, warum die Refinanzierung im Endeffekt etwas länger gedauert hat als geplant. „Wir mussten zunächst wissen, wie viel wir uns an Headroom für mögliche Zukäufe freihalten mussten“. Zudem habe HCS die Refinanzierung auch auf die vorherigen Finanzierungsverträge und auf die entsprechenden Ausstiegsklauseln abstimmen müssen.

PE-Investor H.I.G. verfolgt bei HCS Buy-and-Build-Strategie

Somit verfolgt HCS weiterhin die vom Eigner H.I.G. forcierte Buy-and-Build-Strategie. 2014 erwirtschaftete das Unternehmen ein Ebitda von 42 Millionen Euro bei einem Umsatz von rund 600 Millionen Euro. Darauf will CFO Stubbe aufbauen: „Wir erwarten 2015 eine Steigerung des Ebitda um mehr als 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr“. Die verbesserte Profitabilität ergebe sich nicht nur aus einer verbesserten operativen Performance, sondern auch dadurch, dass die Synergien mit den übernommenen Unternehmen PCL und der 2014 übernommenen französischen ETSP inzwischen greifen.

Das Geschäft von ETSP sei dabei schon voll in den Unternehmensbereich Performance Fuels der HCS Gruppe integriert. Für den nächsten Schritt schafft das HCS-Management derzeit auf der IT-Seite die nötigen Voraussetzungen: „Wir führen derzeit ein gruppenweites SAP-System ein“, erzählt Stubbe. „Das SAP-System, das in Deutschland schon im Einsatz ist, werden wir ab Anfang August auch bei unserer Tochtergesellschaft in Englandnutzen. Darüber hinaus ist es dann natürlich auch die Basis für die Integration weiterer Zukäufe in die Systemlandschaft der HCS Gruppe.“

Möglicherweise wird der aktuelle Eigentümer den Abschluss der IT-Integration der zukünftigen Neuzukäufe nicht mehr direkt miterleben. Der Einstieg des PE-Investors H.I.G. Capital ist nun bereits vier Jahre her, damit nähert sich HCS dem Ende des Haltezyklus, der bei PE-Investoren derzeit durchschnittlich bei 5,5 Jahren liegt.  Durch die neue, integrierte Finanzierungsstruktur dürften die notwendigen Weichen für einen möglichen Verkaufsprozess gestellt sein.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.