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hkp: „Höhere CFO-Vergütung nicht gerechtfertigt“

Mit welchem Gehalt ein CFO 2014 rechnen kann, erklärt Dirk Filbert von der Unternehmensberatung hkp/// group im Interview.
hkp/// group

Herr Filbert, bei der internen Besetzung des CEO sind in den vergangenen Monaten vermehrt CFOs zum Zuge gekommen. Prominente Beispiele sind Deutsche Telekom, Siemens und Lanxess. Zudem wird der CFO im Vorstand auch häufiger als Primus inter pares angesehen. Dennoch verdient er nicht wirklich mehr als die anderen ordentlichen Vorstandsmitglieder. Ist das ungerechtfertigt?
Der CFO ist bei der Vergütung im Regelfall nicht herausgehoben, da er nach dem Aktiengesetz mit den anderen Organmitgliedern rechtlich gleich gestellt ist. Von der Regulatorik her gibt es ebenfalls keine speziellen Anforderungen an die CFOs. Eine höhere Vergütung wäre also nicht gerechtfertigt.

Dennoch gibt es unter den DAX-CFOs Vertreter, die deutlich mehr als die anderen Ordentlichen Vorstandsmitglieder verdienen. Continental-CFO Wolfgang Schäfer beispielsweise bekommt fast ein Viertel mehr als seine Vorstandskollegen.
Solch große Unterschiede liegen in der Regel in der jeweiligen Person begründet und sind Einzelfälle.

Info

Sehen Sie in unserer Bildergalerie, welche CFOs die Liste der Top-Verdiener 2013 anführen und welcher Finanzvorstand im Dax am wenigsten verdient hat.

Unterschiede zwischen CEO- und CFO-Vergütung

Wie unterscheidet sich die Vergütungsstruktur von CEO und CFO?
Der CEO bekommt von vornherein eine höhere Grundvergütung, was sich natürlich auch in der höheren Gesamtvergütung abbildet. Doch sowohl für den CEO als auch für den CFO gelten ähnliche Relationen bei fixer und variabler Vergütung sowie bei einjähriger und mehrjähriger variabler Vergütung.

Wie sehen die Verhältnisse konkret aus?
Wie bei allen Vorständen macht auch bei CEO und CFO die fixe Grundvergütung etwa ein Viertel der Vergütung aus. Der Rest wird variabel vergütet. Etwa 30 Prozent stammen dabei aus einjährigen variablen Vergütungsbestandteilen, rund 70 Prozent aus mehrjährigen Vergütungselementen.

Welche Gründe sehen Sie für die Sonderstellung des CEO?
Der CEO repräsentiert nach wie vor das Unternehmen nach außen. Er steht in der Öffentlichkeit und prägt die Strategie des Unternehmens. Der CFO hat zwar eine sehr wichtige Fachfunktion, aber das gilt auch für den Personal- oder Vertriebsvorstand. Der Vergütungsunterschied zwischen CEO und CFO ist in den vergangenen Jahren sogar eher größer geworden.

Woran liegt das?
Die deutschen Unternehmen folgen in Bezug auf die Vergütungsrelation zwischen CEO und CFO zunehmend der angelsächsischen Richtung, wo der CEO der Vorgesetzte des CFOs ist und sich somit auch in der Vergütung deutlicher vom CFO absetzt.

„Vergütungsstrukturen in Europa nähern sich an“

Wie verdienen die deutschen CFOs im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen?
Bei ähnlicher Unternehmensgröße werden die deutschen und die europäischen CFOs ähnlich vergütet. Auch die Vergütungsstrukturen nähern sich in ganz Europa immer mehr an.

Deutschland ist inzwischen in Sachen Vergütungsausweis zu einem internationalen Musterknaben geworden. Können wir hier eine Vorreiterrolle für andere europäische Länder einnehmen?
Mit den neuesten Vorgaben des Deutschen Corporate Governance Kodex zum Vergütungsausweis übernimmt Deutschland tatsächlich eine Vorreiterrolle in der Transparenz und in der Vergleichbarkeit von Vorstandsvergütungen, nicht nur innerhalb Europas, sondern weltweit. Aber diese Vorzüge enden an den Landesgrenzen, da der Vergütungsausweis bislang auf Landesebene geregelt wird. So gibt es zwischen den Unternehmen in Europa enorme Unterschiede im Hinblick auf die Transparenz und Vergleichbarkeit. Dies ist vor allem für internationale Investoren schwer nachvollziehbar.

Die aktuelle EU-Initiative zur Modifizierung der europäischen Aktionärsrechterichtlinie, mit der die Entscheidungshoheit für die Vorstandsvergütung über einen verbindlichen Say-on-Pay-Beschluss an die Aktionäre in der Hauptversammlung delegiert werden soll, sehen Sie als Angriff auf die deutsche Unternehmensverfassung. Inwiefern?
Dem Aufsichtsrat wird durch die Rückdelegation an die Aktionäre teilweise eines seiner wichtigsten Themen beraubt. Das schwächt seine Position. Zudem erhalten dadurch Stimmrechtsberaterder institutionellen Investoren, die sogenannten Proxy Advisors, eine größere Machtfülle. Im Endeffekt kommt es zu einer Verschiebung der Entscheidungsbefugnisse vom deutschen Aufsichtsrat hin zu angelsächsisch geprägten Beratern. Es ist zu bezweifeln, dass dies von der Politik so intendiert ist.

Einen Teil der Forderungen der EU-Initiative hat Deutschland ohnehin schon erfüllt. Es gibt Obergrenzen in der Vorstandsvergütung und auch ein interner Vertikalvergleich ist möglich.
Die deutsche Regelung, nach der die Unternehmen über die Vergütung ihrer Vorstände selbst entscheiden, passt. Sie ist ein klarer Vorteil gegenüber den EU-Plänen. Man muss nicht immer alles in ein Gesetz gießen. Wichtig sind die grundsätzlichen Leitlinien, und die sind bei uns gegeben.

„CFO-Vergütung 2014 wird ähnlich wie 2013 ausfallen“

Welche Entwicklungen erwarten Sie für die diesjährige CFO-Vergütung?
Die Vergütung der CFOs wird ähnlich ausfallen wie 2013, jedenfalls werden wir – nicht zuletzt aufgrund der Strukturveränderungen bei den variablen Bezügen – keine großen Vergütungssprünge sehen. Wenn man den Prognosen glauben darf, erwarten wir ein gutes Geschäftsjahr, was über alle börsennotierte Unternehmen im Durchschnitt zu einer Ergebnisverbesserung führen und sich auch moderat auf die Vergütung auswirken wird.

Also keine Überraschungen…?
Kaum. Spannend bleibt der Blick auf die mehrjährige variable Vergütung: 2015 werden wir zum ersten Mal sehen, was den CFOs wie allen Vorständen aus diesem Vergütungselement tatsächlich zufließt.

sabine.paulus[at]finance-magazin.de

Info

Dirk Filbert ist Partner bei der Unternehmensberatung hkp/// group, Frankfurt.

Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.