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Investor fordert Abspaltung der russischen Uniper-Tochter

Uniper bekommt von mehreren Seiten Forderungen, der Übernahme durch Fortum zuzustimmen. Das Hindernis, die russische Tochter Unipro, soll aus dem Weg geschafft werden.
Uniper

Der britische Investor Knight Vinke (KVIP) übt Druck auf den Energierzeuger Uniper aus. Er forderte kurz vor dem Osterwochenende die Abspaltung des Geschäftsfeldes „Internationale Erzeugung“, um den Weg für den größten Aktionär Fortum frei zu machen. Dazu gehört die Trennung von der Uniper-Beteiligung an Unipro, einem russischen Energieversorger. Einen solchen Verkauf hatte der scheidende CFO Christopher Delbrück erst vor kurzem nicht mehr ausgeschlossen.

Die russische Tochter hindert bisher den finnischen Aktionär Fortum, der 49,99 Prozent an Uniper hält, an der mehrheitlichen Übernahme. Sie wird von der russischen Behörde als strategischer Bereich eingestuft, weshalb sie dem Uniper-Aktionär Fortum, hinter dem der finnische Staat steht, bisher nicht erlaubt, den Anteil an Uniper auf über 50 Prozent auszubauen.

Nach einer Abspaltung dieser Sparte würde Fortum an Uniper ebenso wie an der neuen Gesellschaft mit 49,99 Prozent beteiligt sein. Im Nachgang könnte der Investor dann seine Beteiligung an Uniper ausbauen – ohne ein Veto der russischen Behörden fürchten zu müssen.

Knight Vinke bringt Alternativvorschlag ins Spiel

Sollte dieser Vorschlag, den der Investor der Tagesordnung der nächsten Hauptversammlung am 22. Mai zufügen will, nicht die erforderliche Mehrheit finden, schlägt der Investor auch noch eine alternative Vorgehensweise vor. Uniper könnte auch die Geschäfte in Schweden, die im Geschäftsbereich „Europäische Erzeugung“ enthalten sind, abspalten. Insbesondere geht es dabei um den Stromproduzenten Sydkraft, dem die Wasser- und Kernkraftwerke von Uniper in Schweden gehören.

Auch auf diese Weise könnte Fortum das Nein der russischen Kartellbehörden umgehen. Der finnische Investor hielte wiederum an beiden Gesellschaften 49,99 Prozent und könnte seinen Anteil an dem Geschäft in Schweden im Nachgang erhöhen. Knight Vinke ist davon überzeugt, dass Fortum gerade an diesem Geschäft großes Interesse hat.

Investor drängt auf schnelle Lösung mit Fortum

FINANCE-Köpfe

Christopher Delbrück, Lilium GmbH

Christopher Delbrück beginnt seine Karriere 1995 als Berater und Projektleiter bei der Boston Consulting Group in Hamburg. Nach einer Zeit als Managing Director bei Decision Warehouse Softwareunternehmen wechselt er 2002 zu E.on nach Düsseldorf. Dort ist er zunächst als Vice President Corporate Development für Zentraleuropa und European Gas tätig.

Von 2005 bis 2010 ist Delbrück als Managing Director, CFO und stellvertretender CEO bei E.on Sverige in Malmö tätig. 2010 kommt er als CFO von E.on Energy Trading zurück nach Deutschland. 2011 wird er in Personalunion auch CFO von E.on Ruhrgas und begleitet die Fusion der E.on Energy Tradingmit E.on Ruhrgas zur E.on Global Commodities, wo er bis Oktober 2013 als CFO fungiert und 2013 zum CEO befördert wird.

Seit Anfang  2016 ist Delbrück CFO von Uniper. In dieser von E.on abgespaltenen Gesellschaft hat E.on die konventionelle Stromerzeugung und den Energiehandel gebündelt. Uniper ist seit September 2016 als unabhängiges Energie-Unternehmen an der Börse gelistet. Im Sommer 2018 übernimmt Delbrück wegen einer Krebserkrankung von Uniper-CEO Klaus Schäfer übergangsweise auch die Ressorts Kommunikation und Politik. Im Februar 2019 wird bekannt, dass er das Unternehmen zum August verlässt. Im September 2019 heuert er als Finanzchef bei dem Start-up Lilium an, das Flugtaxis entwickelt. Im August 2020 wird bekannt, dass Delbrück Lilium aus familiären Gründen wieder verlässt.

zum Profil

Uniper, das 2016 von E.on abgespalten und an die Börse gebracht wurde, streitet sich schon seit Herbst 2017 mit dem Energiekonzern Fortum. Zuletzt mehrten sich jedoch die Zeichen, dass die Finnen den Widerstand bei dem deutschen Unternehmen gebrochen haben: Die beiden Übernahme-Gegner Vorstandschef Klaus Schäfer und Finanzvorstand Christopher Delbrück haben entschieden ihre Ämter abzugeben.

In dem Schreiben, das Knight Vinke nun an die Uniper-Führung geschickt hat, kritisiert der Investor, dass immer noch keine Einigung zwischen Fortum und Uniper erzielt worden sei. Zusammen mit anderen Investoren sei man besorgt über die „Handlungsunfähigkeit der Gesellschaft“. Auch der Hedgefonds Elliott hat den Druck erhöht: Der aktivistische Investor, der 16,5 Prozent der Anteile besitzt, forderte Uniper im März dazu auf, einen Beherrschungsvertrag mit Großaktionär Fortum abzuschließen.

Uniper selbst hat auf den Vorstoß von Knight Vinke noch nicht reagiert. Der Vorstand prüfe das Ergänzungsverlangen und bereite eine Stellungnahme hierzu vor, ließ der Konzern verlauten.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Wie sich die E.on-Abspaltung in ihrer Eigenständigkeit entwickelt hat, lesen Sie auf unserer Themenseite zu Uniper. Mehr über die Karriere des scheidenden Finanzchefs lesen Sie im FINANCE-Köpfe-Steckbrief von Christopher Delbrück.

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.