Der Private-Equity-Investor KKR setzt außergewöhnlich stark darauf, ins operative Geschäft von Portfoliofirmen einzugreifen, um deren Wert zu steigern. Mit der Zeit hat das Private-Equity-Haus in dieser Beziehung eine ganz eigene Methode herausgebildet, sagt Director Philip Wack im Interview mit FINANCE.
Wack ist bei KKR für Investments in deutsche Industrieunternehmen zuständig. Darunter fällt die Beteiligung am Besteckhersteller WMF, der jüngst für knapp 1,6 Milliarden Euro an den französischen Haushaltswarenkonzern SEB ging. Ein relativ neues Investment in dem Bereich ist der Kauf der Militärtechnik-Sparte von Airbus für 1,1 Milliarden Euro.
Während viele Finanzinvestoren sich bei der Begleitung von Portfoliofirmen auf so genannte Senior Advisor verlassen – altgediente Industriekapitäne, die in ihrem zweiten Leben Unternehmen für Private Equity beaufsichtigen – hat KKR dafür in erster Linie Capstone. Die weltweit 50 Mitarbeiter starke Unternehmensberatung arbeitet ausschließlich für den Investor. Die Berater tun sich je nach Firma in Teams zusammen, um die operative Performance zu verbessern.
KKR hat bei Compliance-Beratern aufgestockt
Eine weitere Besonderheit darin, wie KKR Portfoliofirmen operativ begleitet: Der Investor teilt die Spezialisten nicht mehr nach Sektoren ein. „Statt Branchenexperten empfehlen wir jetzt verstärkt Experten für einzelne Funktionen“, sagt Wack. „Zwei wesentliche Bereiche sind Einkauf und Vertrieb.“
Für das Thema Digitalisierung schicken KKR und Capstone ebenfalls eigene Experten in die Firmen. „Wenn das Thema im Unternehmen vor unserem Einstieg wenig beachtet wurde, was immer noch oft vorkommt, können die Berater in dieser Hinsicht einen echten Unterschied machen“, sagt Wack. „Aufgestockt haben wir außerdem bei Fachleuten für Compliance.“
Auch der Zeitpunkt, zu dem KKR die Capstone-Berater und eigene Operations-Spezialisten einsetzt, hat sich geändert. „Früher haben wir die Operations-Spezialisten erst ins Unternehmen gebracht, als das Unternehmen gekauft war“, sagt Wack. „Mittlerweile spielen sie schon in der Due Diligence eine große Rolle, zum Beispiel wenn es um die Bewertung von Vertriebsstrategien geht.“
BCG-Berater Jens Riedl: „Private Equity muss mehr Arbeit leisten“
Capstone wurde im Jahr 2000 gegründet – KKR setzt also nicht erst auf eine stärkere operative Begleitung der Unternehmen, seit die Bewertungen in den letzten Jahren so rasant gestiegen sind. Allerdings passt die Methode ins derzeitige Umfeld, meint Jens Riedl, der als Partner bei der Boston Consulting Group Private-Equity-Investoren berät. „PE-Funds müssen aufgrund der hohen Entry-Multiples definitiv mehr Arbeit in ihren Portfolio-Unternehmen leisten", sagte Riedl am Rande des Branchentreffs German Private Equity zu FINANCE.
„Dazu bauen sie meist größere Operating Teams oder mehr Operating Partners auf, die Seite an Seite mit den CEOs der Portfoliounternehmen an Wertsteigerungsprogrammen arbeiten“, führt der Private-Equity-Berater aus. „Ganzheitliche Wertsteigerungsprogramme werden dabei mehr zur Normalität, bei denen man fast jeden Stein im Portfoliounternehmen umdreht."
Bei KKR gibt es eine Tradition, die den Stellenwert der Verbesserung operativer Prozesse in den Portfoliounternehmen unterstreicht. Betrieben wird sie von niemand geringerem als dem legendären KKR-Mitgründer und Co-CEO George Roberts. „Nach Abschluss der Transaktion schreibt er dem Team meistens eine Mail“, berichtet Wack. „In der steht: ‚Herzlichen Glückwunsch, jetzt fängt die wirkliche Arbeit an.‘“
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Das Geschäft der Finanzinvestoren reift, und die Margen kommen nicht mehr von selbst. Lesen Sie mehr über die Strategien von KKR, DBAG und Co. auf der Themenseite Private Equity.