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Klett-Finanzdirektor Hartl: „Auf Augenhöhe mit Banken“

Klett Gruppe

FINANCE: Herr Hartl, Sie haben Ihren Gläubigern in einem Investorenschreiben mitgeteilt, dass Sie die Mittelstandsanleihe vorzeitig zum 15. Dezember kündigen werden. Gleichzeitig haben Sie eine neue Emission angekündigt. Werden Sie auch diesmal den Börsensegmenten fernbleiben?
Hartl: Ja. Wir haben mit der Eigenemission gute Erfahrungen gemacht. Unsere Gläubiger entstammen zu 90 Prozent der Privatklientel, es sind auch einige institutionelle Adressen dabei. Die Losgröße beträgt durchschnittlich 10.000 Euro. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass für unsere Bondinvestoren die mit der Börsennotiz verbundene Fungibilität nur geringen Stellenwert hat. Diesen Aufwand können wir uns ersparen und müssen keine Gebühr für das Stellen von Marktpreisen bezahlen.

Haben Sie grundsätzliche Vorbehalte gegenüber den Börsensegmenten? Gilt das auch für spätere Emissionen?
Die kommende Emission soll nicht über die Börse stattfinden, um das Kosten-Nutzen-Verhältnis für das Haus Klett zu verbessern. Wir arbeiten aber derzeit an unserer langfristigen Finanzierungs-struktur, bei der uns die Diversifikation der Mittel und Fristigkeiten sehr wichtig ist. Dabei ist ein Gang an den Kapitalmarkt keinesfalls ausgeschlossen, sondern eine Option unter mehreren.

Sie haben Ihren Anlegern geschrieben, dass die neue Emission etwas geringer ausfallen soll als die 50 Millionen Euro Ende 2009. Auch die Verzinsung soll niedriger liegen als die 7 Prozent Ende 2009. Woran denken Sie?
Wir haben festgestellt, dass unsere Sockelfinanzierung sehr großzügig war und wir ein großes Liquiditätspolster hatten. Dies wollen wir etwas zurückdrehen und planen in der Größenordnung zwischen 30 und 50 Millionen Euro, wahrscheinlich am unteren Ende. Sie werden Verständnis haben, dass ich zum Kupon noch nichts sagen kann.
 
Räumen Sie Ihren Anlegern ein Vorkaufsrecht ein? Wie viele Anleger des zweiten Bonds erhoffen Sie sich, auch für den dritten Bond gewinnen zu können? Was haben Sie für historische Erfahrungen?
Ja. Vom ersten zum zweiten Bond konnten wir rund 35 Prozent der Bestandsanleger mitnehmen, die rund 20 Prozent des neuen Volumens zeichneten (Anm. d. Redaktion: Bond I hatte ein Volumen von 30 Millionen Euro). Wir hoffen, dass wir das so fortsetzen können. Natürlich planen wir auch eine Werbekampagne.

Am Markt der börsennotierten Mittelstandsanleihen konnte man nach Ausfällen mancher Emittenten einen Lernprozess beobachten. Investoren achten nun verstärkt auf Anlegerschutzklauseln. Wie betrifft Sie das? Wird der neue Bond wieder nachrangig?
Wir sind ein solides Unternehmen mit hoher Finanzkraft und einem BBB+-Rating und glauben, dass sich die Frage nach Anlegerschutzklauseln bei uns in der Form nicht stellt. Wir bauen darauf, dass der Name Klett bei unserer Zielgruppe weiterhin einen guten Klang hat und wir daher bei den Anleihebedingungen keine wesentlichen Änderungen vornehmen müssen.

Wie sieht das Cashflow-Profil von Klett aus? Wieviele freie Mittel erwirtschaften Sie?
Wir haben einen dezidierten Cashflow-Saison-Verlauf, da das Schulbuchgeschäft einen Schwerpunkt im vierten Quartal hat. Pro Jahr erwirtschaften wir freie Mittel in zweistelliger Millionen Euro Höhe.

Mittelstandsanleihe: Klett-Eigenemission soll weniger als 1,8 Prozent des Volumens kosten

Wie hoch ist der Aufwand der Emission in Eigenregie? Ihr Vorgänger hatte diesen gegenüber FINANCE beim zweiten Bond auf rund 1,8 Prozent des Volumens beziffert.
Wir glauben, dass wir dieses Mal darunter bleiben können, da wir weniger Aufträge extern vergeben werden. Wir haben ja bereits zweimal einen Anleiheprospekt verfasst und können auf Vorwissen zurückgreifen. Bei einer Vollkostenrechnung könnte die Antwort anders ausfallen. Insgesamt ist die Arbeit extrem frontlastig. Die Kärrnerarbeit fällt am Anfang an. Dann sind bis zu vier Personen Vollzeit im Einsatz. Wenn die Bestellungen abgearbeitet sind und die Anleihen eingebucht sind, sinkt der Aufwand erheblich. Dann haben wir noch einen leichten Daueraufwand für Nachfragen von Gläubigern im Callcenter.

Gegenüber kapitalmarktnotierten Emittenten von Minibonds haben Sie den Vorteil, weit weniger Arbeit in Investor Relations investieren zu müssen. Sie haben keine Ad-hoc-Pflichten und müssen keine Quartalsberichte vorlegen. Ihren Gläubigern schreiben Sie in der Regel einmal im Jahr.
Das ist richtig. Ich sehe es als strategischen Vorteil, nicht dem Diktat von Börsenregularien zu unterliegen, sondern als Unternehmen selbst entscheiden zu können. Den Kontakt zu unseren Investoren halten wir trotzdem sehr eng, indem wir die Anlegerinformation zweimal jährlich herausgeben und auch Anfragen und Informationswünsche unserer Kapitalgeber sehr ernst nehmen.

Herr Hartl, Sie waren zuletzt in einem US-Biotech-Unternehmen. Für was für Unternehmen eignen sich aus Ihrer Sicht Eigenemissionen fern der Börse? Uns ist außer Klett nur Halloren als regelmäßiger Emittent bekannt.
Aus meiner Sicht ist dies vor allem für Unternehmen mit einem sehr guten Ruf in Branchen ohne große Zyklizität geeignet. Um dabei kosteneffektiv zu arbeiten, kommt es darauf an, dass man den Privatbereich revolvieren kann. Das ist eine Frage des Vertrauens.

Wie fällt nach zwei erfolgreichen Emissionen Ihr Zwischenfazit aus? Wovon hat Klett bei den Anleiheemissionen am meisten profitiert?

Zum einen ist das, wie bereits erwähnt, der Mix der Finanzierungsmittel. Den Bond haben wir selbst gestaltet, die Bedingungen selbst geschrieben und sind dadurch bankenunabhängiger geworden. Das ist ein Signal an den Markt und zugleich ein Achtungserfolg gegenüber den Banken, die uns auf Augenhöhe begegnen und als kreditwürdiges Unternehmen betrachten. Zum anderen haben wir erhebliches Know-how in diesem Bereich aufgebaut. Insgesamt hat uns die Eigenemission mehr Bewegungsfreiheit gebracht.

marc-christian.ollrog[at]finance-magazin.de