Das Landwirtschaftsunternehmen KTG Agrar zieht sich aus dem Russland-Joint-Venture mit Clemens Tönnies zurück und verkauft seine 17,5 Prozent an der Sojus-Gruppe, die einen Schweinezuchtbetrieb in Russland aufgebaut hat. Laut eigenen Angaben fließen KTG dadurch mehr als 20 Millionen Euro zu. Der Cashzufluss besteht aus zwei Komponenten: Wie ein KTG-Sprecher gegenüber FINANCE bestätigte, ist in den 20 Millionen Euro ein 13 Millionen Euro schweres Darlehen der KTG an die Sojus-Gruppe enthalten, das zu Beginn des Joint-Ventures im Jahr 2011 ausgezahlt und nun getilgt wurde.
Der Kaufpreis, den Tönnies für den KTG-Anteil an Sojus auf den Tisch legte, beträgt also 7 Millionen Euro plus X. Laut des KTG-Sprechers wurde das Joint-Venture 2011 mit 11,5 Millionen Euro in die Bücher genommen. Damit kein bilanzieller Verlust entsteht – was laut des KTG-Sprechers definitiv nicht der Fall sei –, müsste das X in der Kaufpreisgleichung also mindestens 4,5 Millionen Euro betragen. Die Angabe „mehr als 20 Millionen Euro“ spricht freilich nicht dafür, dass KTG mit dem Ausflug nach Russland nennenswert Gewinn gemacht hat, auch wenn der Sprecher auf FINANCE-Nachfrage betonte, dass unter dem Strich ein "kleiner Buchgewinn" angefallen ist. Dabei hatte Hofreiter zum Start des Joint Ventures noch eine außerordentlich hohe Profitabilität des Unternehmens in Aussicht gestellt.
KTG Agrar muss Schulden abbauen
Dafür, dass KTG nicht aus einer Position der Stärke heraus seinen Exit verhandelt hat, spricht auch die Finanzlage des Unternehmens, die Hofreiter unter Druck setzt, die Bilanz zu verkleinern und Schulden abzubauen. Zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2014 betrug der Leverage mehr als 8x Ebitda, bei Nettofinanzschulden von 462,5 Millionen Euro.
Die nun zufließenden 20 Millionen Euro reduzieren die Schuldenlast also nur um weniger als 5 Prozent. Gleichwohl macht KTG beim Management seiner Fremdverschuldung Fortschritte. Im September hat KTG einen 40 Millionen Euro schweren Bond ohne Schwierigkeiten zurückgezahlt. Ein Hofreiter hat als mittelfristiges Ziel angegeben, den Leverage auf 5x Ebitda zu drücken.
Der Ausstieg bei Sojus dürfte Hofreiter aber dabei helfen, bei den Investoren mehr Vertrauen in die erfolgreiche Rückzahlung der im Juni 2017 fälligen Jumbo-Anleihe mit einem Nennwert von 210 Millionen Euro zu stiften. Am Kapitalmarkt wird davon ausgegangen, dass der nach HGB bilanzierende Hofreiter im Vorfeld der Refinanzierung noch in nennenswertem Umfang stille Reserven aufdecken muss.
Laut Analystenschätzungen sind das Ackerland und die Beteiligung an der börsennotierten Tochter KTG Energie bis zu 150 Millionen Euro mehr wert als aktuell bilanziert. Derzeit weist KTG Agrar eine Eigenkapitalquote von 16 Prozent aus.
KTG Agrar verschlankt den Vorstand
Aktuell hat der Verkauf der Sojus-Beteiligung für KTG Agrar in erster Linie strategische und personelle Konsequenzen. Sie bedeutet nicht nur den vollständigen Rückzug aus dem Russlandgeschäft, sondern auch, dass KTG seinen bisher fünfköpfigen Vorstand auf drei Vorstände eindampft.
Der bisherige Osteuropa-Chef Benedikt Förtig wird KTG aus diesem Grund verlassen. Schon im vergangenen Jahr war sein Ressort geschrumpft, als Hofreiter sämtliche Landflächen des Unternehmens in Litauen verkaufen ließ. Dies brachte KTG auch vor einem Jahr schon einen Cashzufluss von 20 Millionen Euro, den Hofreiter ebenfalls zur Schuldentilgung verwendete.
Zurückziehen wird sich auch Vorstandsmitglied Bert Wigger, dessen Vertrag zum 30. September planmäßig ausgelaufen ist und nicht verlängert wird. Er wechselte 2011 aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand, um die massiven Investitionsvorhaben voranzubringen, die den Unternehmensumsatz, aber auch den Schuldenberg seitdem deutlich wachsen ließen.
Eine Rückkehr Wiggers in den Aufsichtsrat ist vorerst nicht geplant, der Manager werde KTG aber in beratender Funktion erhalten bleiben, lässt das Unternehmen verlauten. Den CFO-Posten begleitet weiterhin CEO Hofreiter in Personalunion. Ihn unterstützen die Vorstände Ulf Hammerich (CAO) und Michael Schirrmacher (CHRO).
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